Reflexionen

Drei Neunkirchener Künstler stellen Werke aus

Tiefgründiger und zutreffender Arbeitstitel für besondere Bilder. Auf der Empore der Laurentiuskirche

Von 
Hans-Peter Kuhnhäuser
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Zum Ausstellungsthema „Reflexionen“ sprach Pfarrer Bernd Rampmeier (links). Die Künstler Hans Hermann Schmidt, Reingard Glass und Barbara Schnirch stellten ihre Werke vor. Ortsvorsteher Josef Wülk (rechts) zeigte sich angetan vom Schaffen der drei Neunkirchener Künstler. © Kuhnhäuser

Lokale Künster und die evangelische Kirchengemeinde Neunkirchen gehen gemeinsame Wege in Sachen Kunst. Es ist bereits die achte Ausstellung auf der Empore der Laurentiuskirche.

Neunkirchen. Zum zweiten Mal stellen Reingard Glass, Hans Hermann Schmidt und Barbara Schnirch als „lokales Künstler-Trio“ ihre Werke aus. Zur Vernissage am Freitagabend kamen zahlreiche Interessenten.

Die Empore ist gut gefüllt, und kaum angekommen, werden bereits die an den Wänden hängenden Bilder mit großem Interesse betrachtet. Wie bei einer Vernissage üblich, gibt es kühle Getränke und Häppchen. Und natürlich Reden. Als „Hausherr“ begrüßt Pfarrer Bernd Rampmeier die drei Künstler und das Publikum, darunter auch Ortsvorsteher Josef Wülk. Der Pfarrer bittet um Ruhe, denn es gibt was zu hören: Ein Schüler der Städtischen Jugendmusikschule Bad Mergentheim, Moritz Hoffmeyer, eröffnet die Vernissage musikalisch und lässt sein Marimbaphon erklingen. Dafür gibt es viel Applaus.

Die Einführung zum Kunstthema „Reflexionen“ übernimmt Pfarrer Bernd Rampmeier. Reflexionen, so der Pfarrer, das sei ein „interessanter und tiefgründiger Arbeitstitel für diese Ausstellung“. Seit seiner Zeit in Südamerika fielen ihm stets die spanischen Wörter zu Begriffen lateinischen Ursprungs ein: „Reflejare – widerspiegeln, also bildungssprachlich Nachdenken, Überlegen und die Betrachtung von und über etwas.“ Da die Bibel berichte, dass Gott „den Menschen zu seinem Bild erschaffen hat“, spiegele der Mensch auch die Größe Gottes wider.

Gott habe „sein Denken, sein Schaffen, ja seine kulturelle Leidenschaft in den Menschen gelegt“. Die kulturelle Leidenschaft des Menschen, genauer gesagt dreier Neunkirchner, sei ja in der Ausstellung sichtbar. Die Schöpfung, so Rampmeier, „zeigt etwas von Gottes vollkommenen Schaffen“.

Doch es gebe auch die dunkle, „die von Gott abgewandte Seite, die die Bibel Sünde nennt“ - das sei dort, „wo Leben zerstört wird“. Wer in die gegenwärtige Welt blicke oder einfach auf die Wahlumfragen, „der kommt ins Nachdenken: Was spiegelt sich in den Prozenten für die Parteien, was in den Konflikten dieser Welt?“

Wunsch nach Frieden

Im Kirchengemeinderat habe man auch über ein Thema für eine Ausstellung nachgedacht und den Wunsch nach Frieden im Blick gehabt. Gleichwohl freue er sich sehr über die mittlerweile achte Ausstellung in der Laurentiuskirche. Der Titel „Reflexionen“ sei gut gewählt. Gezeigt würden „Bilder, die uns anregen wollen, über das Dargestellte unsere Welt zu betrachten“. Hier könne man „entdecken, was unser Leben ausmacht“, sagt Rampmeier. Sein Dank gilt allen Beteiligten für die Organisation und Koordination der Vernissage und der Ausstellung.

Die Harfenistin Luise-Esther Bill – auch sie eine Schülerin der städtischen Jugendmusikschule – bietet danach ebenfalls eine Kost-, besser: Hörprobe – ihres Könnens und erhält ebenso Applaus. Später treten beide nochmals auf – eine überaus gelungene akustische Bereicherung der optischen Eindrücke bei dieser Vernissage.

Die Künstlerin Reingard Glass erläutert dann ihre ausgestellten Bilder: Ihre Faszination für den Werkstoff Papier in vielen Arten und Farben – auch selbstgeschöpft! – sowie in letzter Zeit auch Goldfolie „gestaltet meine Bilder“, sagt Glass. Ihre Collagen und Decollagen „weisen eine gewisse Strenge“ auf, aber auch „Zufälliges und Spurenhaftes“ würde einbezogen. Deutlich werde dies am den Werken Wandlung 1 und 2, wofür sie Papiertüten zunächst rechtwinkelig aufgeklebt habe. Diese erreichte Ordnung werde durch Strukturen gestört, die durch das Aufsprühen von Farbspray und Auflegen und Abziehen von Papieren in noch feuchter Farbe entstehen.

Wegreißen von Goldfolie

„Hier findet eine Reflexion über die Aufhebung gewachsener Strukturen statt“, erläutert Glass. Und in ihren Bildern Wechselspiel 1 bis 3 entstand durch Aufkleben und Wegreißen von Papieren und Goldfolie „eine Komposition, die landschaftliche Elemente aufweist. Kopien von gestutzen Vogelflügeln ergänzen das.“

In Wechselspiel 2 und 3 „versuchen kastenartige Elemente die Vogelflügel einzufangen. Relikte von Goldfolie sind durchaus symbolisch zu deuten“, erklärt Glass.

Hans Hermann Schmidt „malt immer“, seine Werke „entstehen unmittelbar. Ich mache keine Skizzen“, betont der Künstler. „Meine Bilder sind Wiedergabe meiner eigenen subjektiven Wirklichkeit.“ Die bildlichen Motive, egal ob in natürlich-realistischen oder teilabstrakten Formen, „sind Reflexionen sinnlicher multipler Wahrnehmungen“, erläutert Schmidt. Seine Art und Weise der Darstellung bezeichnet er als „sublimierte Erfahrungen, die sich im Malprozess ausdrücken“. Das Werk „Tierparadies“ sei als „harmonisches und friedliches Sinnbild zu verstehen“, sagt Schmidt und ergänzt, dass „charakteristische Tierdarstellungen durch Form- und Farbwiedergabe bewusst negiert wurden, um dem Sujet Wirkungsintensität zu verleihen“. Sein Bild „Folklore“ sei ein Symbol volkskundlicher Realitäten, „interpretiert durch meine ganz eigene individuelle Sichtweise“.

Barbara Schnirch beschränkt sich bei ihren zwei ausgestellten Werken („Trilogien“) auf die Farben Blau, Rot und eingearbeitetes Weiss. Die Farbe habe sie mit einem Malmesser aufgetragen, „sie sucht sich ihren Weg auf der Leinwand selbst“ dank tatkräftiger Unterstützung der Künstlerin, die den Rahmen mit der aufgespannten Leinwand hebt und senkt. In die noch feuchte Farbe werden dann Materialien eingearbeitet - Schnirch nennt „Gipsbinden, Spiegelscherben, Holz und Metallteile“, die eine gewisse Dreidimensionalität bewirken sowie „als Symbol oder Piktogramm den Betrachtern als Wegweiser zur Deutung dienen können“.

Persönliche Gefühle

Damit, so Schnirch weiter, sollen beim Betrachten „ganz persönliche Erinnerungen und Gefühle wachgerufen werden, die eine individuelle Interpretation ermöglichen“. Auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten, Dreidimensionalität auf einer glatten Leinwand darzustellen, habe sie sich an Lucio Fontana orientiert. Der nämlich habe monochrome Leinwände durch Schnitte gestaltet. „Trotz dieser ‚Zerstörungen’ wirken diese Leinwände ruhig und ausgleichend in Verbindung mit den etwas ‚wilderen’ Materialbildern.“

Barbara Schnirch hat deshalb für die ‚Reflexionen’-Ausstellung zwei „Trilogien“ ausgewählt – eine in Blau und eine in Rot. Die Künstlerin wünschte allen Vernissage-Gästen „spannenden Spaß bei Betrachtung und Deutung“.

Auch Ortsvorsteher Josef Wülk freut sich über die mittlerweile achte Ausstellung auf der Empore der Laurentiuskirche. „Dass wir hier in Neunkirchen gleich drei Künstler haben, die als Trio oder mit anderen immer wieder ihre Werke der Öffentlichkeit präsentieren, ist schon fast ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Wülk und nennt die „Reflexionen“ ein „Zeugnis für das kulturelle Leben in unserem Ort“.

Die Ausstellung „Reflexionen“ in der Laurentiouskirche ist bis zum 10. September von 9 bis 18 Uhr geöffnet.

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