Bad Mergentheim. Es sind kleine Bilder, Aquarelle, kaum größer als eine Postkarte, mit denen der Maler Nikolaus Mohr aus Ostrach den Schöpfungszyklus der Welt in 60 Bildern darstellt. In ihrer minimalistischen Reduktion erinnern sie manchmal an die Bilder von Kindern. Sie konzentrieren sich auf einzelne Tiere oder Blumen und richten so den Blick des Betrachters auf die Schönheit der Schöpfung in ihrer kleinteiligen Vielfalt. Mit einer Vernissage im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim wurde die Ausstellung jetzt eröffnet.
Die Sorge um die Schöpfung und die Geschöpfe Gottes verbindet denn auch die Kooperationspartner dieser Ausstellung: Die katholische Erwachsenenbildung, das Caritas-Krankenhaus und den Welt-Laden Bad Mergentheim, der in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert und mit diesem Jubiläum den Anlass zur Ausstellung gab. Hier werden seit 20 Jahren Waren angeboten, die fair gehandelt sind. Der gesamte Verkaufserlös wird in diesem Jahr an das Sozialkrankenhaus in Kerala/Indien gespendet und soll dort für die Anschaffung von lebensrettenden Geräten verwendet werden. Dieses Krankenhaus wird von den indischen Schwestern vom Orden der Anbetung des Allerheiligsten Sakraments betreut, die auch im Caritas-Krankenhaus wirken.
Sr. Maria-Regina Zohner, stellvertretende Hausoberin im Caritas-Krankenhaus, begrüßte die anwesenden Gäste und stellte den Künstler Nikolaus Mohr vor: "Dass er am Bodensee geboren wurde, sieht man, ich sehe viel Wasser in seinen Bildern!" Seine Werke erinnern sie an die Bilder von Kindern, mit denen sie früher als Kunsterzieherin gewirkt hat. "Sie erfassen die Welt mit ihrer Seele." Pfarrer Burkhard Keck betrachtete es in seinem anschließenden Vortrag als große Kunst, die Schöpfung in 60 Bildern einzufangen. "Sie regen an zum Betrachten und Nachdenken, geben einen Blick auf das Ganze. Der Mensch bedient sich der Kleinteiligkeit, welche das Große erahnen lässt", betonte der Theologe.
Im Gespräch mit den Gästen der Vernissage erläuterte Nikolaus Mohr dann seine Bilderreihe. Die Einteilung in 60 Aquarelle habe sich während der Arbeit ergeben, so der Künstler. Anfangs habe er für ein anderes Projekt Käfer gemalt. Die Lektüre der Bibel und speziell der Schöpfungsgeschichte inspirierte ihn jedoch zu weiteren Zeichnungen. Von Haus aus naturwissenschaftlich geprägt, sind so immer mehr Tierzeichnungen entstanden: unterschiedliche Vögel, ein Zebra, eine Maus, Wolf und Schaf. Die ersten Bilder sind noch statisch, später werden sie immer leichter und durchlässiger. Dass manche Betrachter meinen, seine Bilder sehen aus wie von Kindern gemalt, sieht er als Kompliment. "Es ist ganz schön schwer, diese Leichtigkeit eines Kindes hinzubekommen. Schließlich hat auch schon Paul Klee die Bilder seines Sohnes kopiert."
Nikolaus Mohr weiß, wovon er spricht. Seine künstlerische Ausbildung absolvierte er in Stuttgart an der Staatl. Akademie der Bildenden Künste sowie der Universität in Kunstgeschichte. Kunst funktioniert für ihn nicht planmäßig. Manchmal dauere es nur Sekunden und ein Bild ist perfekt und ein anderes Mal brauche es seine Zeit. Seine im Caritas-Krankenhaus ausgestellte Aquarellreihe der Schöpfungsgeschichte endet beim Mensch. Dieser ist kopflos, hat einen Pullover aus Schafwolle an und kippt förmlich aus dem Bild heraus. "Der Mensch muss in dieser Darstellung schon aufpassen, dass er das Paradies nicht verliert", so der Künstler.
Für die stimmungsvolle musikalische Umrahmung sorgte Florian Reis am Klavier mit Mendelssohns "Liedern ohne Worte". ckbm
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