Gute Tradition

Die gewachsene Nahrung neu schätzen lernen

Erntedankfeiern in katholischen und evangelischen Kirchen

Von 
peka
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Festlich geschmückte Altäre zierten die Kirchen am Erntedankfest. Das Bild zeigt den Erntedankaltar der evangelischen St.-Georgs-Kirche Weikersheim, den Mesnerin Ute Dodson kunstvoll gestaltete. © Peter Keßler

Main-Tauber-Kreis. Eine Zeitenwende auch beim Essen? Die christlichen Kirchen feierten jetzt am Erntedankfest, was Bestand habe: Gott als Schöpfer der fruchtbaren Natur und Kraftgeber für die Nahrungsproduktion.

Gute Tradition ist es, dass die festlichen Gottesdienste von den Mädchen und Jungen der Kindergärten und Kinderkirchen mitgestaltet werden. Nicht nur sie, auch die erwachsenen Besucher freuten sich da in jedem Jahr an den prachtvoll geschmückten Altären, geziert mit Früchten aus Feld und Garten. Die Mesnerinnen und Mesner, häufig von einem eingespielten Team unterstützt, hatten sie am Vortag kunstvoll gestaltet aus dem, was die Gemeindemitglieder gespendet hatten.

Dass die Zeiten schwieriger geworden sind durch den fehlenden Regen, die Probleme mit Energie und Arbeitsplatz und das Blitzen des Krieges am Horizont, das spürte man diesmal auch beim Blick auf die Erntedankaltäre. Wo sonst leuchtende Kornähren und Körbe voller reifer Äpfel oder groß gewachsenen Kartoffeln in großer Fülle das Bild bestimmten, sah es diesmal häufig deutlich bescheidener aus. Die Kartoffeln seien in diesem Jahr so klein geblieben, bekam man zu hören, die Äpfel früh vom Baum gefallen – die könne man doch nicht im Gotteshaus präsentieren.

Vielfalt geringer

Doch auch wenn die Vielfalt geringer geworden ist, zum Staunen war allemal, was die vielen fleißigen Hände der Mitarbeiterinnen am Ende daraus machten. Auch Brotlaibe und Weine der Region fehlten nicht. Zum Glück ist es in den letzten Jahren üblich geworden, auch haltbare Nahrungsmittel zu spenden – etwa Nudeln und Mehl, Säfte und Kaffee. Die können hinterher über die Tafeln bedürftigen Menschen zugute kommen, frisches Obst und Gemüse geht eher an die Küchen von Heimen im Umkreis.

Unterstrichen wurde das, was den Augen geboten wurde, durch die Worte der Prediger. „Feiere den Ertrag, den Wohlstand – in allen Bereichen des Wirtschaftens“, betonte etwa Pfarrer Christoph Rother in der Bad Mergentheimer Schlosskirche. „Und erinnere dich daran, dass es Gott ist, der dir die Kräfte gibt, all das zu erzeugen und einzubringen“.

Erntedankfeste gab es schon bei den alten Römern und das jüdische Laubhüttenfest war einst auch im Taubergrund wohl bekannt. Die christliche Gemeinde teilt diese Tradition seit dem Altertum und feiert Erntedank, allerdings zu wechselnden Terminen im Herbst. In der evangelischen Kirche begeht man das Fest (nach einem preußischen Gesetz von 1773) immer am Sonntag nach dem Michaelistag, dem 29. September. Verschiebungen um einen Sonntag sind dort üblich, wo ein Pfarrer mehrere Gemeinden zu betreuen hat. Die katholische deutsche Bischofskonferenz legte erst 1972 den ersten Sonntag im Oktober unverbindlich als Festtermin fest. peka

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