Deutschordensschloss und Schlosshof - Amt für „Vermögen und Bau“ bestätigt Kündigung / Pächterin Antje Kurz fällt der Schritt nicht leicht / Letzter Tag: 1. November

Das „Café im Schlossgarten“ schließt

Von 
Sascha Bickel
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Das „Café im Schlossgarten“ wird nach dem 1. November von Antje Kurz nicht weiterbetrieben. Die Gründe sagte sie unserer Zeitung. Die Suche nach einem neuen Pächter ab 2021 hat bereits begonnen. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim. Antje Kurz ist traurig. Mit großer Leidenschaft ist die ausgebildete Bäcker- und Konditormeisterin in den vergangenen 15 Jahren als Pächterin und Macherin im „Café im Schlossgarten“ zu Werke gegangen, hat eine echte Kaffeehauskultur zelebriert und mit hausgemachten Torten und Kuchen Feinschmecker überzeugt. Doch nun hat sie beschlossen, aufzuhören. Am Sonntag,1. November, ist zum letzten Mal geöffnet; zum Jahreswechsel gibt sie die Immobilie an das Landesamt „Vermögen und Bau“ zurück – „schweren Herzens“, wie sie sagt.

Die knapp zweimonatige Corona-Zwangspause im Frühjahr hat Antje Kurz und ihrem Mann Zeit zum Nachdenken gegeben. Über die überlangen Arbeitszeiten, durchschnittlich zwischen 4 Uhr morgens (!) und 19 Uhr abends, an sechs Tagen in der Woche. Über die eigene Gesundheit. Über die Personalsorgen, die in den vergangenen Jahren immer wieder aufkamen. Über die eigenen Ansprüche, die gebotene Qualität, die verlangten Preise und die Bereitschaft einer ausreichenden Kundschaft dies alles regelmäßig zu honorieren.

Qualität lohnt sich nicht

Antje Kurz, die aus Gerlachsheim, aus der bekannten Bäckerei Kurz heraus stammt, dankt ihren aktuell noch fünf Mitarbeitern für deren Einsatz und will ihnen helfen, gute, neue Jobs zu finden. Sie dankt ebenso ihren treuen Kunden und bedauert sehr, dass sich das Gästeverhalten in den vergangenen zehn Jahren doch auch sehr geändert hat und die „Geiz ist geil“-Mentalität immer mehr um sich griff. Doch wie sollen eine hohe Qualität bei den Produkten, echte Handarbeit in der Küche und vernünftige Löhne für die Angestellten finanziert werden, wenn doch bei so vielen die Bereitschaft fehlt, angemessene Preise am Ende zu bezahlen, fragt Kurz kritisch.

Keine Hilfe war zudem der Staat. Die Abgaben, Steuern, die ganzen Vorschriften, ja, die ausufernde Bürokratie lassen Antje Kurz an der Unterstützung für alle Selbstständigen in der Gastronomie zweifeln, beinahe verzweifeln. Es sei komplett verrückt, was hier mittlerweile gefordert werde, so Kurz. Und sie nennt Beispiele: Wenn Schüler oder Studenten sich etwas als Aushilfen dazuverdienen wollten, sei der bürokratische Aufwand inzwischen immens.

„Behördenirrrsinn“

Noch schlimmer werde es, wenn es um Ausländer gehe. Als ein Mann aus Pakistan angestellt wurde, freute man sich über dessen Einsatz und großes Engagement, fuhr ihn abends sogar noch nach Hause (Dörzbach), weil kein Bus mehr unterwegs war – doch der „Behörden-Irrsinn“ habe letztlich alles zunichte gemacht. „Wir haben uns stets bemüht, gutes Personal für ein vernünftiges Gehalt zu finden“, erklärt Kurz weiter, doch immer öfter sei man gescheitert.

Geheimnis Deutschmeister-Torte

Die Corona-Krise sorgte zuletzt für starke wirtschaftliche Einbußen. Und wieder gab es vom Staat mehr Vorschriften und Auflagen als hilfreiche Unterstützung. „Mir gab die Zwangspause Zeit für ein intensives Reflektieren“ und letztlich fiel die schwere Entscheidung das Café zu schließen. Während sie selbst noch nicht weiß, wie es ab 2021 weitergeht, hofft sie sehr, dass ein „guter Nachfolger“ für das schöne Café gefunden wird. Dann wäre sie auch bereit, das Geheimnis der von ihr (zusammen mit dem damaligen Altstadt-Bäcker) kreierten Deutschmeister-Torte weiter zu geben, damit es der Kurstadt nicht verloren geht.

Zum Schluss des Gesprächs mit dem Reporter dankt sie auch dem Vermieter, dem Landesamt „Vermögen und Bau“, für die stets gute Zusammenarbeit und erinnert nebenbei, dass die große Sanierung der Räume 2016 auch durch einen beträchtlichen Anteil an eigenen Investitionen ihrerseits mitgetragen wurde. Noch ein Grund, sich die bevorstehende Schließung reiflich zu überlegen.

„Wir bedauern die Kündigung unserer langjährigen Pächterin, Frau Antje Kurz, nach 15 Jahren Zusammenarbeit sehr“, sagt Frank Berkenhoff, stellvertretender Amtsleiter „Vermögen und Bau“ Baden-Württemberg im Amt Heilbronn. Über die genauen Hintergründe könne er keine Auskunft geben.

Nachfolger gesucht

Allgemein könne er aber sagen, so Berkenhoff, dass der Pachtgegenstand knapp 700 Quadratmeter Nettogrundfläche und der Gastraum des Cafés rund 160 Quadratmeter umfasse. Seit über 30 Jahren gibt es das Café im Schlossgarten, das vor Corona im Innern mit 60 Plätzen und auf der Sonnenterrasse mit ebenfalls 60 Plätzen zum Verweilen einlud.

„Wir hoffen auf einen möglichst nahtlosen Übergang und einen neuen Pächter ab 2021“, fährt Berkenhoff noch fort und verweist dann auf die Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG), die künftig stärker in die Vermarktung eingebunden und erster Ansprechpartner für einen potenziellen neuen Mieter seien.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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