Bad Mergentheim. Gute Nachrichten für alle Mitarbeitenden im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim: Die Regionalleitung konnte jetzt den Antrag an die Arbeitsrechtliche Kommission, das Weihnachtsgeld in diesem Jahr zu streichen, zurückziehen. Auch weitere gehaltsbezogene Maßnahmen seien in diesem Jahr nicht erforderlich. Das schreibt die Klinik in einer Pressemitteilung.
„Wir haben in den vergangenen Monaten im Caritas-Krankenhaus umfangreiche Maßnahmen eingeleitet und zugleich Strukturanpassungen umgesetzt, die nun erste Wirkung zeigen“, betont die Regionalleiterin der BBT-Gruppe Dr. Ulrike Heesemann. „Nach Abwägung aller Aspekte haben wir uns daher in enger Abstimmung mit der BBT-Geschäftsführung dafür entschieden, den Antrag nach Paragraf 14 aktuell nicht weiter zu verfolgen und ihn zurückzuziehen. Für unsere Mitarbeitenden und ihre Familien ist das eine gute Nachricht: Eine Kürzung des Weihnachtsgeldes oder anderer Gehaltsbestandteile wird es in diesem Jahr nicht geben.“ Allerdings bleibe die wirtschaftliche Situation des Caritas-Krankenhauses weiterhin „extrem angespannt“. Dr. Heesemann: „Wir werden nach 2024 auch das Jahr 2025 mit einem Defizit abschließen, wenngleich wir alles dafür tun, das Defizit so gering wie möglich zu halten.“ Die langjährige Unterfinanzierung des Krankenhaussektors zehre die Reserven auf, und man brauche „dringend eine Wende in der Finanzierung des Krankenhaussektors“, so Dr. Heesemann weiter. „Gerade in dünn besiedelten Flächenlandkreisen wie dem Main-Tauber-Kreis erfordern die langen Fahrzeiten dezentrale Strukturen, die bei geringerem Patientenaufkommen wirtschaftlich kaum noch tragfähig sind. So sichern wir mit dem Caritas-Krankenhaus mit verschiedenen hoch qualifizierten Bereichen die medizinische Versorgung zu jeder Tages- und Nachtzeit für die gesamte Region. Unsere Vorhaltekosten sind dabei vergleichbar mit denen großer Kliniken in Ballungsräumen, während unsere Einnahmen deutlich geringer ausfallen, einfach, weil hier weniger Menschen leben.“
„Finanzierung muss unabhängig von Fallzahlen sein“
Diese besonderen Herausforderungen habe man auch Bundesgesundheitsministerin Nina Warken bei ihrem Besuch im Oktober aufgezeigt und Lösungen für ländliche Regionen angemahnt. „Insbesondere für den ländlichen Raum braucht es aus unserer Sicht in den relevanten Versorgungsbereichen eine Finanzierung unabhängig von den Fallzahlen; die tatsächlichen Fixkosten insbesondere für Personal, medizintechnische Infrastruktur und Notfallfähigkeit müssen abgedeckt sein“, macht Dr. Heesemann deutlich. „Außerdem fordern wir einen spürbaren Bürokratieabbau, der unsere Mitarbeitenden von unnötigen Dokumentationspflichten entlastet und ihnen wieder mehr Zeit für die medizinisch-pflegerische Versorgung der Patienten am Bett gibt.“ Es brauche darüber hinaus faire Rahmenbedingungen für freigemeinnützige und kirchliche Träger; selektive Vorteile für einzelne Trägergruppen wie aktuell für kommunale Häuser seien zu vermeiden.
Die jüngsten Sparvorschläge der Bundesregierung mit Kürzungen von 1,8 Milliarden Euro im Krankenhausbereich betrachtet Dr. Heesemann mit „großer Sorge“: „Der Kabinettsbeschluss führt faktisch zu einer Rücknahme von Geldern, die wir dringend für die wirtschaftliche Stabilisierung benötigt hätten.“ Daher werden die strukturellen Maßnahmen und Anpassungen in den Krankenhäusern in den kommenden Monaten weitergehen: „Wir werden die Strukturen in unseren Krankenhäusern in der Region weiter auf die Anforderungen der Leistungsgruppen vorbereiten und sind dazu in einem guten Austausch mit dem Gesundheitsministerium in Stuttgart“, betont Dr. Heesemann. „Das Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim wird weiterhin als Krankenhaus der Zentralversorgung die hochwertige Versorgung der Menschen in allen wichtigen medizinischen Bereichen und für alle Notfälle sicherstellen – in enger regionaler Vernetzung mit dem Krankenhaus in Tauberbischofsheim, dem Hohenloher Krankenhaus Öhringen und unseren Medizinischen Versorgungszentren (MVZ). Da sind wir uns mit dem Ministerium in Stuttgart und auch mit Bundesgesundheitsministerin Warken einig“. Die Patientinnen und Patienten würden in den Einrichtungen auch künftig sehr gut versorgt.
Landrat Christoph Schauder begrüßt die Entscheidung: „Ich kann nachvollziehen, dass die BBT-Gruppe zunächst diesen Weg gegangen ist, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, auch wenn dieser Schritt verständlicherweise große Sorgen bei vielen Mitarbeitenden ausgelöst hat. Ich habe von Beginn an gesagt, dass mit der Antragstellung keine Automatismen ausgelöst werden. Umso erfreulicher ist, dass die Regionalleitung gehaltsbezogene Maßnahmen in diesem Jahr abwenden konnte. Dies ist ein wichtiges Signal für die Mitarbeitenden und ihre Familien, gerade in herausfordernden Zeiten. Der Landkreis wird den Restrukturierungsprozess des Caritas-Krankenhauses als Mitgesellschafter der Gesundheitsholding Tauberfranken weiter konstruktiv und eng begleiten.“
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