20 Jahre DHBW-Campus Bad Mergentheim - Professor Dr. Axel Gerloff ist beinahe von Beginn an dabei und blickt auf die Entwicklungen zurück. Auftakt einer FN-Serie

Campus Bad Mergentheim ist auf allen Kontinenten vertreten

Studenten aus den USA, aus Südamerika, aus Asien und aus allen Teilen Europas verschlägt es regelmäßig nach Bad Mergentheim. Ihr Ziel ist der Campus der Dualen Hochschule im Deutschordensschloss, der im Herbst 20. Geburtstag feiert.

Von 
Sascha Bickel
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Professor Dr. Axel Gerloff (Zweiter von links) hat dem Campus Bad Mergentheim mit aus den Kinderschuhen geholfen. Er baute internationale Netzwerke auf. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim. Mit gerade einmal 20 Studenten fing im Herbst 2002, also vor zwei Jahrzehnten, alles ganz klein an. In der obersten Etage des Archivbaus des Schlosses zog die Außenstelle der damaligen Berufsakademie (BA) ein – mit einem Hörsaal, einer Mini-Bibliothek und ein paar Verwaltungsbüroräumen. Professor Dr. Axel Gerloff hat der BA ab April 2003 mit aus den Kinderschuhen geholfen und hier in der Kurstadt etwas ganz Neues mit aufgebaut, wie er im Redaktionsgespräch berichtet.

Auf 20 Jahre blickt man jetzt im Herbst zurück und so starten die Fränkischen Nachrichten heute eine kleine Serie. Aus 20 wurden rund 500 Studenten. Aus der Berufsakademie wurde die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) mit dem Campus Bad Mergentheim. „Wir sind immer noch klein und fein, und dennoch haben wir uns gut entwickelt“, freut sich Prof. Gerloff.

Los ging es mit dem Studienangebot der Internationalen Betriebswirtschaftslehre, genauer gesagt mit dem so genannten „Interkulturellen Management“. „Nach und nach kamen dann Gesundheitsmanagement, Wirtschaftsingenieurwesen, Angewandte Informatik und Digital Business Management dazu“, erzählt Gerloff, der auch den Bereich „Foodmanagement“ nicht unerwähnt lässt, der allerdings zur DHBW Heilbronn abwanderte.

Prof. Dr. Axel Gerloff war der erste Studiengangsleiter „International Business“ in der Kurstadt. Heute ist er lehrender Professor und zudem Leiter der internationalen Beziehungen im Präsidium der DHBW mit Sitz in Stuttgart. Er hat viele Kontakte gerade auch nach Nordamerika aufgebaut.

Doch wie international vernetzt ist der Campus inzwischen? Gerloff sagt dazu stolz: „Wir sind auf allen Kontinenten vertreten!“ Und er fügt noch augenzwinkernd an: „Nur nicht in der Antarktis.“

Besonders intensiv ist der Austausch mit Ländern in Europa. Studierende aus Polen, Lettland, Frankreich, Spanien, Ungarn, Slowenien und so weiter finden ihren Weg nach Bad Mergentheim, dank zahlreicher global aufgestellter Unternehmen in der Region, die am Campus ihren Nachwuchs ausbilden lassen. „Eine starke Brücke gibt es in die USA nach Florida, Michigan, Oregon und Kalifornien“, so Gerloff. In Südamerika steht man mit Kolumbien im Austausch. Aus Südafrika kommen regelmäßig Dozenten nach Bad Mergentheim. Und in Asien sind die Verbindungen besonders ausgebildet mit Singapur, Südkorea, Thailand und über die ’Summer School’ auch mit China. Überall dort gibt es so genannte Partner-Hochschulen. Eine weitere Brücke des Campus gibt es nach Australien.

„Bei International Business findet mindestens die Hälfte der Lehrveranstaltungen in Englisch statt und es gibt Jahrgänge, bei denen 80 Prozent der Studierenden das vierte Semester im Ausland verbringen, eine sehr hohe Quote“, betont Gerloff. Umgekehrt füllen Gast-Studenten die Plätze hier auf. Dazu kommen noch die Gast-Dozenten. Sie alle bereichern seit nunmehr fast 20 Jahren das Bild in Bad Mergentheim.

„Die DHBW-Partnerfirmen wissen das internationale Netzwerk zu schätzen. Sie arbeiten gern mit uns zusammen. Wir müssen aber immer auch auf der Höhe der Zeit bleiben“, beschreibt Gerloff die Rahmenbedingungen. Um auf Dauer die Marke von 800 Studenten zu überspringen – ein formuliertes Ziel vieler Politiker der Region und auch der Campus-Leitung – „müssen wir nicht nur in der Region das passende Angebot für unsere hiesigen Firmen machen, sondern auch überregional eine konstante Strahlkraft haben“, meint Gerloff und spricht von inzwischen unzähligen treuen Partnerfirmen und jetzt nach 20 Jahren auch von vielen Referenzen, die es anfänglich natürlich nicht gab.

„Über 1000 Absolventen hatten wir mittlerweile im Bereich International Business. Sie alle wurden kontaktiert, um an diesem Freitag bei einer Feierlichkeit nur für diesen Studienbereich in Bad Mergentheim dabei sein zu können, 250 haben sich meines Wissens nach den Termin vorgemerkt. Einige kommen wohl auch von Übersee angereist“, freut sich Gerloff, der weiter erzählt, dass viele Absolventen Karriere gemacht haben, bis hinauf in Führungspositionen und auch im Ausland. „Es freut mich immer wieder zu hören, wenn diese jungen Menschen ihren Weg gegangen sind und hier in Bad Mergentheim die Basis gelegt wurde. Aber klar ist auch: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied!“

Gerloff, der gebürtiger Hamburger ist und über verschiedene Wege im In- und Ausland schließlich 2003 aus Frankfurt am Main mit seiner Familie ins Taubertal übersiedelte, fühlt sich vor Ort sehr wohl und erinnert sich immer gerne an die geleistete Aufbauarbeit am Campus zurück. Das reizte ihn nämlich damals. Heute sieht er Dozenten an der Dualen Hochschule, die selbst hier einmal ihr Studium absolvierten und nun ihre Erfahrung für die nächste Studentengeneration einbringen.

Auf den Hochschulstandort selbst eingehend, merkt Gerloff an, dass der Wohnungsmarkt sich mittlerweile viel besser auf die Bedürfnisse der Studenten eingestellt habe. Für ein Studium in Bad Mergentheim sprechen heute noch das Schloss und das reizvolle Ambiente. Dazu die sehr gute Ausstattung und der „familiäre Charakter“. Entscheidend sei aber nicht die Stadt, ist sich Gerloff sicher. Seiner Meinung nach sind die Erlebnisse ausschlaggebend, die man mit den Kommilitonen während der Studienzeit teilt. So sei es auch bei ihm während des Auslandsstudiums in Los Angeles gewesen. Er würde sich dennoch mehr Ausgeh-Angebote für Studenten in der Kurstadt wünschen, gerade abends. Aber es gebe auch positive Veränderungen. „Es gibt doch schon Ideen, auch für einen Tauberstrand – das wäre auch für die Studierenden schön!“

Was würde er gerne ändern, wenn er könnte? Gerloff: „Wir sind auf zwei Standorte in der Stadt verteilt, das Schloss und das Mittelstandszentrum. Es wäre natürlich schön, wenn alles im Schlossareal zusammengezogen würde.“

Studienkolleg mit landesweiter Funktion startet im Oktober in Bad Mergentheim

Jetzt schon steht fest, dass der Campus im Herbst wächst: „Es wird ein Studienkolleg mit landesweiter Funktion zum Oktober hier seinen Betrieb aufnehmen“, so Prof. Gerloff voller Vorfreude.

„In Baden-Württemberg gibt es bisher drei staatliche Studienkollegs, zwei an den Universitäten in Heidelberg und Karlsruhe und eines an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Konstanz. Im Nordosten, also in Bad Mergentheim, siedelt sich jetzt das DHBW-Studienkolleg an“, so Gerloff: „Es geht um internationale Studieninteressierte, die sich hier ein Jahr lang auf ein duales Studium vorbereiten, da sie mit ihren Abschlüssen aus der Heimat noch keine Hochschul-Zugangsberechtigung in Deutschland besitzen. In einer ersten Pilotphase machen wir das für technische Studiengänge möglich, weil da der Bedarf am größten ist. Viele Firmen haben Schwierigkeiten, ihre Studienplätze in den Bereichen Informatik, Maschinenbau und Mechatronik zu besetzen. Das Studienkolleg bietet einen Brückenschlag an.“

„Es wird zum Beginn einen Kurs mit bis zu 25 Plätzen geben. Die DHBW schultert das finanziell zunächst mit Unterstützung der Unternehmen selbst und erhofft sich auf Dauer natürlich auch Mittel vom Land“, berichtet Gerloff: „Perspektivisch wären in Bad Mergentheim dann auch 50 oder gar 75 Plätze, also drei Kurse, im Studienkolleg denkbar. Bewerbungen gibt es aus aller Welt. Entscheidungen fallen im Juli, dabei spielt stets die Leistung der Kandidaten und nicht die Länderverteilung die Hauptrolle.“ Gerloff ist sich sicher, dass die Unternehmen das große Potenzial, an neue Fachkräfte zu kommen, schnell erkennen und sich bald an ihren Auslandsstandorten gezielt um Kandidaten kümmern werden. „50 internationale Studieninteressierte ein ganzes Jahr lang in Bad Mergentheim – das wäre eine große Chance und die Internationalität des Campus Bad Mergentheim strahlt noch stärker aus.“

Für die Studierenden werden noch Unterkünfte gesucht: Ansprechpersonen Corinne Kerscher und Christina Zang: Telefon 07931 / 1230-529 und -484. sabix

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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