Wenn ein Biber Probleme macht

Biber sorgt für große Löcher auf Grundstück in Wachbach

Der Garten wurde regelrecht unterhöhlt. Hohe Kosten drohen

Von 
Hans-Peter Kuhnhäuser
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Wachbach. Sie sind die zweitgrößten Nagetiere der Welt und ungemein fleißig. Biber formen die Landschaft, ihre Spuren sind überall zu sehen – an Bächen, Seen und der Tauber. Im Landkreis „sind alle Reviere besetzt“, weiß Karl-Heinz Geier vom Umweltschutzamt des Main-Tauber-Kreises. Und so ist es kein Wunder, dass die Pelztiere auch am Wachbach aktiv sind – selbst mitten im Ort.

Armin Schüssler bewohnt zusammen mit seiner Frau eine von zwei Doppelhaushälften in der Alten Schlossstraße. Die andere Haushälfte bewohnt Schüsslers Schwiegermutter. Und natürlich geht auch die Schwiegermutter in den gemeinsam genutzten Garten hinter dem Haus. Der endet nach wenigen Metern am Wachbach. Soweit völlig normal. Doch der innerorts stark verbaute Wachbach wird nicht nur von Fischen und Insekten bewohnt, er ist auch Lebensraum für zahlreiche Pflanzen sowie einen oder – was anzunehmen ist – mehrere Biber. Und die sind sehr aktiv. Auch eine Mauer aus Naturstein und Beton hindert sie nicht, unterirdisch in Schüssleres Garten vorzudringen. Sie gehen einfach ein paar Meter weiter. Der Umweg stört sie nicht.

Vom Bach aus eine Röhre in den Garten gegraben

„Einen Biber haben wir erstmalig vor etwa sieben Jahren gesichtet und seine Anwesenheit auch durch sichtbare Spuren festgestellt“, berichtet Schüssler im Gespräch mit dem FN-Reporter. Und dann kam, was angesichts des Aufeiandertreffens von Mensch und Tier kommen musste. Vom Bach aus grub der Biber eine Röhre in den Garten – unsichtbar von oben. „Vor knapp fünf Jahren ist meine Schwiegermutter dann bei der Gartenarbeit einen guten Meter in den Biberbau eingebrochen. Sie war damals 79 und konnte sich nicht alleine befreien, sie steckte im Boden fest. Erst die Nachbarn konnten sie befreien, glücklicherweise blieb sie unverletzt“, sagt Schüssler.

Der Schaden wurde damals von den Behörden begutachtet, „es wurde dann vom Bauhof ein Zaun am Rand des Bachbetts angebracht.“ Der aber störte den Biber nicht, der Nager startete schon bald weitere Exkursionen in den Untergrund. Schüssler behalf sich in Eigenregie – den unterhöhlten Bereich am Gartenpavillion legte er in Handarbeit frei. „Eine Plackerei“, erinnert er sich. Immerhin wurde massig Boden bewegt – 1,20 Meter tief grub sich Schüssler auf drei Quadratmetern und verfüllte den Hohlraum mit schweren Natursteinen und Schotter. „Damit hielten wir unser Grundstück zur Bachseite hin gesichert.“ Zwar habe man immer wieder Mal Biber zu Gesicht bekommen, „doch wir wähnten uns in Sicherheit“. Wie gesagt, Biber sind fleißig. Und wenn sie sich in den Kopf gesetzt haben, einen Bau anzulegen und die dafür nötige Röhre zu graben, sind sie ungemein hartnäckig.

Und so kam es, dass sich der Biber vom Nachbargrundstück aus unter den Schüsslerschen Gartenpavillon etwa vier Meter weit auf das Grundstück bewegte. Die Untergrundtätigkeit wurde erst bemerkt, „als meine 84-jährige Schwiegermutter Mitte Oktober erneut in den Biberbau einbrach und sich wieder nicht selbst befreien konnte. Gott sei Dank ist sie auch diesmal mit dem Schrecken davongekommen.“

Biberbeauftragte des Regierungspräsidiums war vor Ort

Nun forderten die Schüsslers das Kreis-Umweltamt und die Stadt an, zudem kam auch der Biberbeauftragte des Regierungspräsidiums. „Grundsätzlich steht der Biber unter Naturschutz“, verdeutlichte Geier. Und: „Eine „Entnahme, also ein Abschuss oder ein Einfangen, nützt auch nichts. Es würde sofort ein anderer Biber den frei gewordenen Platz einnehmen.“

Das betonte auch der vom Regierungspräsidium für den Landkreis zuständige Biberbeauftragte Bernd Tombek. Immerhin: Die Biber-Bautätigkeit wurde in Augenschein genommen, dazu auch die Röhre auf dem Nachbargrundstück. „Die wird aber wohl nicht mehr genutzt“, sagten die Experten.

Eine vollumfängliche Lösung konnten Geier und Tombek aber nicht anbieten. Zwar werde die Stadt das Bachufer sichern, aber die Grundstücke selbst seien Privatsache. „Es gibt da auch keinen Topf, der Mittel für von Bibern angerichtete Schäden bereithält“, sagte Tombek. Was man tun könne, sei anderweitig nach möglichen Hilfen zu suchen und diese Quellen „anzuzapfen“. Das, so sicherten Geier und Tombek den Schüsslers zu, „werden wir versuchen“.

Klar ist, dass der oder die Biber für den Schaden verantwortlich sind. Und der ist zwischenzeitlich deutlich größer als Schüssler mit rund 5000 Euro zunächst annahm. Das ergab auch ein erneuter Besuch der Behördenvertreter. „Der Biber hat wohl auch aus dem Bachbett Material weggeschafft, um den Eingang zu seiner Röhre tiefer legen zu können. Und der Gang ist noch viel weiter, der Bau größer als anfangs vermutet. Die fällige Sicherung des Grundstückes, das Aufgraben und das erneute Verfüllen sowie die Sicherung des Pavillons werden wohl das Doppelte kosten, also rund 10000 Euro.“

Ein Schaden, auf dem die Schüsslers sitzenbleiben, denn ein entsprechendes Programm gibt es nicht. Und ob sie dann wirklich Ruhe vor dem großen Nager haben? Wie gesagt, Biber sind hartnäckig und räumen Hindernisse mit großer Energie aus dem Weg. Wenn nicht bei den Schüsslers, dann vielleicht – für eine gewisse Zeit unbemerkt– unter der Erde der Nachbargrundstücke.

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