Für Frauen und Jugendliche im Einsatz

Beratung für Geflüchtete hat sich bewährt

Ukrainische Psychologin Olena Ilina kann weiter in Bad Mergentheim arbeiten

Von 
peka
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Die ukrainische Psychologin Olena Ilina (Mitte) präsentiert Dekanin Renate Meixner (rechts) die Ergebnisse ihrer Arbeit mit geflüchteten Jugendlichen im Rahmen der Psychologischen Beratungsstelle in Bad Mergentheim – links im Bild deren Stellenleiterin Silke Hasselbach. © Peter Keßler

Bad Mergentheim. Qualifizierte Beratung für geflüchtete ukrainische Frauen und Jugendliche ist gefragt. Mit weiteren kirchlichen Mitteln kann das Angebot der Psychologischen Beratungsstelle mit Olena Ilina auch 2024 fortgesetzt werden.

Normalerweise geschieht Beratung ganz im Stillen – das Plakat aber, das Olena Ilina zusammen mit ihrer Mädchengruppe gestaltet hat und jetzt Dekanin Renate Meixner präsentierte, soll ganz bewusst Ziele zeigen, die die Jugendlichen in ihrer gemeinsamen Arbeit erreicht haben und für die sie danken möchten. Durch Kommunikation und Übungen wurde in der Gruppe gegenseitiges Vertrauen aufgebaut, es wurden Kommunikationsfähigkeiten und Selbstpräsentation, Empfangen und Geben von Feedback trainiert.

Viele Themen besprochen

Themen wie Freundschaft, Aufmerksamkeit für andere, Mobbing in der Schule, Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung in eine deutsche Schule und Klasse, Konflikte mit Gleichaltrigen und Eltern werden besprochen. Wie die Leiterin berichtete, seien „aus den Teilnehmern Freunde geworden, die sich gegenseitig unterstützen und um eine Fortsetzung des Projekts bitten“. Sie sei sehr dankbar, dass die Kirche diese wichtige Arbeit so nachhaltig unterstütze.

Der evangelische Kirchenbezirk Weikersheim ist Träger der Psychologischen Beratungsstelle in der Kurstadt. Die bisherigen Projekte mit Olena Ilina wurden vom Ukrainefonds der württembergischen Landeskirche mitfinanziert. Nach dem Auslaufen dieser Förderung hat der Kirchenbezirksausschuss beschlossen, die Arbeit im Jahr 2024 aus eigenen Mitteln weiterzuführen. Sie ist weiterhin dringend notwendig, wie die Psychologin der Dekanin berichtete. Einige der Geflüchteten hätten „geliebte Menschen verloren, andere haben nach dem Krieg kein Zuhause mehr, in das sie zurückkehren können“. Den meisten falle es schwer, den Verlust ihres gewohnten Status und ihres gewohnten Lebens zu verkraften. Ihre Situation sei „durch einen Verlust des Planungshorizonts gekennzeichnet“. Das führe zu Depressionen, Apathie und einem starken Gefühl der Einsamkeit.

Bei Jugendlichen und Kindern komme die Abwesenheit alter Freunde und Verwandten dazu sowie die Sorge um weiterhin in Gefahr befindliche Angehörige. Die meisten ukrainischen Kinder lernten parallel an zwei Schulen – Deutsch und Ukrainisch. „Sie wirken oft unkommunikativ und ihre Isolation löst bei Lehrern Ängste aus“. Schlechte Deutschkenntnisse hinderten sie daran, neue Freunde zu finden und sich in das Schulleben zu integrieren.

Über 130 Beratungsgespräche

Für erwachsene Geflüchtete werden in Bad Mergentheim Einzelberatungen und eine Online-Gruppe angeboten. Bisher wurden mehr als 130 Beratungsgespräche in der vertrauten heimischen Sprache für mehr als 50 Ukrainer geführt. Für die Klienten wird es dabei möglich, „ihre Gefühle auszudrücken, sie zu teilen, Unterstützung, ihre eigenen psychologischen Ressourcen und Motivation für Veränderungen zu finden“. Bei Familienberatung bestehe darüber hinaus noch die Möglichkeit, eine Kommunikation zwischen zwei psychologisch erschöpften Menschen herzustellen.

Erfolgreich habe auch eine Frauen-Onlinegruppe mit Teilnehmerinnen aus ganz Baden-Württemberg gearbeitet. Man habe Erfahrungen austauschen können, gelernt, sich nicht allein zu fühlen und andere Teilnehmer auch psychologisch zu unterstützen und so Stärke zu spüren.

Die beiden Gruppen werden 2024 weitergeführt, die genauen Termine stehen noch nicht fest. Anmeldungen (auch in russischer Sprache) dafür und auch für Einzelgespräche mit Olena Ilina sind jederzeit möglich über das Sekretariat der Beratungsstelle unter Telefon 07931/8069 oder auch per Mail unter sekretariat@beratungsstelle-mergentheim.de. Die Teilnahme ist kostenlos. Zusätzlich zur Möglichkeit der Anmeldung über das Sekretariat kann man freitags von 9 bis 10 Uhr unter Telefon 07931/990338 direkt mit der ukrainischen Psychologin sprechen oder auch Termine vereinbaren. peka

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