Main-Tauber-Kreis. Der Frühling ist im Anmarsch und die Natur erwacht wieder zum Leben. Insekten schwärmen aus, Igel erwachen langsam aus ihrem Winterschlaf und Vögel begeben sich auf die Suche nach einem geeigneten Nistplatz, um dort ihren Nachwuchs großzuziehen.
Viele der hier heimischen Vogelarten sind sogenannte Heckenbrüter. Daher ist es in der Brutzeit besonders wichtig, Sträucher, Gebüsch und Hecken nicht abzuschneiden. Das ist jährlich ab dem 1. März bis zum 30. September durch das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) sogar untersagt. Laut dem Gesetz ist ein „Abschneiden, Auf-den-Stock-setzen oder Beseitigen“ der Hecken in diesem Zeitraum verboten. Damit soll erreicht werden, dass selbst Vögel, die früh mit der Brut anfangen, geschützt sind.
In der Region sieht man häufig Amseln, die sich bereits im März auf die Suche nach einem geschützten Platz im Gebüsch und in Hecken machen. Doch auch andere Vogelarten suchen immer früher nach Nistplätzen. „Das hat sich in den letzten Jahren rapide verändert durch den Klimawandel“, erklärt Josef Gulde, Vorsitzender der Naturschutzgruppe Taubergrund.
Hohe Bußgelder drohen
Kommen die Zugvögel früher aus ihrem Winterquartier zurück, fangen sie auch früher mit dem Brüten an. Wer es darauf ankommen lässt und in der Schutzzeit dennoch seine Hecke abschneidet, riskiert ein Bußgeld von bis zu mehreren tausend Euro. Um eine formschöne Hecke muss jedoch niemand trauern: „schonende Form- und Pflegeschnitte“ sind laut BNatSchG ganzjährig zulässig. Auch dabei sollte der Schutz der Vögel nicht außer Acht gelassen und darauf geachtet werden, bestehende Nester nicht freizulegen oder gar zu beschädigen. Wird ein Nest freigelegt, verliert es seine Schutzfunktion. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann das Gebüsch vorsichtig nach Nestern absuchen, bevor er die Schere ansetzt.
Besser also einfach ganz die Hände von den Sträuchern lassen? Nein, denn keine Pflege ist auch keine Lösung. „Es ist wichtig, dass die Hecken gepflegt werden. In einer komplett dichten Hecke wachsen kaum Pflanzen auf dem Boden und es gibt auch nicht unbedingt so viele Tiere wie auf teilweise zurückgeschnittenen. Hecken müssen richtig und fachgerecht geschnitten werden“, informiert Gulde.
Der Lebensraum Hecke spielt eine große Rolle bei der Artenvielfalt. Nicht nur Vögel, sondern auch Igel, Insekten und Amphibien wie Kröten suchten Schutz im Dickicht, so Gulde. Zur richtigen Heckenpflege empfiehlt der Naturschutzbund (NaBu) ein abschnittsweises Auf-den-Stock-Setzen der Hecke. So bleiben größere Heckenabschnitte im Wechsel stehen. Dadurch bildeten sich neue Triebe, während die alte Struktur für die Tiere erhalten bleibe, ergänzt Gulde. Da das Auf-den-Stock setzen seit dem 1. März nicht mehr erlaubt ist, muss die fachgerechte Heckenpflege wohl warten, bis die neuen Bewohner ausgeflogen sind.