Bad Mergentheim. Reinhold A. Barlian, Stiftungsratsvorsitzender der „Arbanova Familienstiftung“, Unternehmer mit Leib und Seele, hat auch heute noch große Freude, Innovationen in Deutschland voran zu treiben, junge Menschen in die Selbständigkeit zu begleiten und seine Erfahrungen an Start-ups weiter zu geben. Im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten blickte der 83-Jährige auf sein Lebenswerk zurück, nahm analytisch-sachlich Stellung zur heutigen Situation des Industriestandortes Deutschland in einem sich verändernden Europa und beschrieb die aktuellen Herausforderungen und Schwierigkeiten, mit denen sich Unternehmen tagtäglich konfrontiert sehen.
Die Bürger des Heilbades Mergentheim und in der Region Tauberfranken verbinden mit dem Namen Barlian die Firma Bartec, die er am 17. Januar 1975, an seinem 33. Geburtstag, unter der Firmenbezeichnung EFG (Elektro-Feinmechanik-Geräte) als Einzelunternehmer in Bad Mergentheim gründete und zum weltweit erfolgreich agierenden Weltmarktführer im Bereich Explosionsschutz entwickelte. Bereits nach zehn Jahren beschäftigt der gefeierte Unternehmer 400 Mitarbeiter - und die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtete damals über das Bartec-Jubiläum unter der Überschrift „Aufbau der Unternehmensgruppe aus dem Nichts - von Null auf 50 Millionen D-Mark Umsatz“.
In den Jahren 2003 bis 2008 folgte die Neustrukturierung des Unternehmens, der Firmengründer schied aus dem Aufsichtsrat aus und schlug nach über 30 Jahren Erfolgsgeschichte ein neues Kapitel auf. In den folgenden Jahren bis 2016 vollzog sich der Wandel von Bartec hin zur neuen „Gruppe Arba“ (Anton Reinhold Barlian). Den „bedeutendsten Schritt“ in Richtung Nachfolgelösung und Zukunftssicherung für die ganze Familie, sieht Reinhold Barlian in der im Jahre 2017 von ihm und seiner Frau Marianne gegründeten unternehmerischen Familienstiftung „Arbanova“, die auf den Geschäftsfeldern Immobilien, Beteiligungen, Venture Capital und soziales Engagement, Natur und Gesundheit operiert. Den Vorstand bilden heute Marianne Barlian, Frank Barlian und Aleksander Dino Trslic. Die in der Präambel festgeschriebene Aufgabe dieser Stiftung besteht darin, die Werte der Stiftung durch Vermögenserhalt und Wachstum, durch sinnhafte Investition und Innovation zu erhalten und damit die wirtschaftliche Basis für die Zukunft zu sichern. Damit sollen junge Unternehmen unterstützt und in der Entwicklung begleitet werden sowie Ausbildung und Arbeit für künftige Generationen gesichert werden. Damit wollen die Stifter ihre Dankbarkeit für selbst erlebte Unterstützung zum Ausdruck bringen.
Das der Stiftung zur Verfügung stehende Vermögen kann und soll außerdem eine Brücke auf dem Weg in die Zukunft sein. Als leuchtendes Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung dieser Idee nennt Barlian den Einstieg in die Firma Peter Park System in München im Jahre 2020. Dort werden vier junge, innovative Gründer, bei der technischen Umsetzung von digitalem Parkraum-Management mit Know-how, unternehmerischer Praxis, Kapital und Netzwerkarbeit unterstützt. Heute sind in dem dynamisch wachsenden Start-up bereits 80 Mitarbeiter beschäftigt und man strebt weitere Expansion an.
Und zur Lage im Hier und Jetzt? Hierzu bezieht Reinhold A. Barlian, der sich im Main-Tauber-Kreis auch als großer Förderer von Sport und Kultur, als Gründer von Verbänden wie Fabi oder Promit und mit der Ansiedlung der DHBW in Bad Mergentheim einen Namen machte, klar Stellung:
Der drohende Handelskrieg mit den USA, der vor allem die exportorientierten Unternehmen betrifft. Die starke politische Position und die weltweite wirtschaftliche Einflussnahme Chinas. Die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und im Nahen Osten. Barlian nennt aber auch eine Reihe anderer Schwachstellen, die ihm große Sorgen bereiten: „Den Unternehmen in unserem Land fehlt es an Planungssicherheit für angedachte Investitionen. Der überbordende Bürokratismus überfordert zudem den Mittelstand in Deutschland. Innovationen und Start-up‘s werden zu wenig gefördert. Zur Behebung des Fachkräftemangels fehlt ein funktionierendes Konzept zur Anwerbung auf dem internationalen Arbeitsmarkt und die EU befindet sich im Auflösungszustand, weil zu viel Eigeninteresse im Vordergrund steht und die energieintensiven Unternehmen leiden unter dem enormen Kostendruck und verlieren ihre Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Geschäft“. Viele unterschiedliche Industriebereiche denken oder breiten sich auf eine neue Zukunft vor, welche sich oftmals außerhalb Deutschlands oder gar Europas befindet.
Um aus dem Dilemma herauszukommen, nennt Barlian folgende unternehmerischen Ansätze: „Mutig bleiben und an die Zukunft glauben.“ Nicht auf die Politik warten, sondern entschlossen handeln“. Der Mittelstand habe dies schon immer bewiesen durch Innovation, Flexibilität und Investitionen. Dazu gehöre die Mitarbeiterbindung, die Bündelung von Interessen und die Pflege von Netzwerken. Dadurch habe sich der Mittelstand bis heute viele Weltmarktführer erhalten und sich am Markt gegen alle widrigen Umstände behaupten können. Weiter empfiehlt er eine hohe Ausbildungs- und Fortbildungsquote zu halten, die vertrieblichen Aktivitäten europäisch/global auszurichten sowie offen für Kooperationen zu bleiben.
Barlians Wunsch an die neue Bunderegierung: eine weitere Stärkung und positive Begleitung des Industriestandorts Deutschland, denn gerade der Mittelstand benötige eine verlässliche Politik mit einem starken Willen zur Umsetzung.
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