Bad Mergentheim. Lange ruhte dieser „Schatz“ auf einem Mergentheimer Dachboden. Seit wann er da lag und wer ihn einst dort „abgelegt“ hat, kann nur vermutet werden. Diese Fundstücke stammen aus der Sammlung des Herzogs Paul Wilhelm von Württemberg, der ab 1827 im Mergentheimer Schloss residierte und ein bedeutender deutscher Naturforscher und Entdecker war. Im frühen 19. Jahrhundert unternahm er zahlreiche Forschungsreisen nach Nordamerika, Nordafrika und Australien. Der Eigentümer dieses Fundes, Ehrenhauptmann Jürgen Leiser, stellte diese Exponate nun dem Historischen Schützen-Corps Bad Mergentheim (HSC) als Dauerleihgabe zur Verfügung.
Platz gefunden
In einem kleinen Festakt stellte der Hauptmann des Historischen Schützen-Corps Bad Mergentheim Andreas Schweizer diesen Fund, der im Torwachhaus in der Mühlwehstraße seinen endgültigen Platz gefunden hat, einem interessierten Publikum vor und eröffnete das neue „HSC-Museum im Torwachhaus“.
Aber nicht nur der Herzog wurde in dieser Feierstunde gewürdigt, auch Obrist Leutnant von Speeth, der postume Schwiegervater Eduard Mörikes. Ihm verdankt das Historische Schützencorps seine Uniformierung vor 200 Jahren. Am 18. Mai 1824 schreibt von Speeth an das königliche Oberamt „…dass in dieser aus 80 bis 90 Mitgliedern bestehende Schützengesellschaft ein besonderes Corps sich gebildet habe, das nach Regeln des württembergischen Exerzier-Reglements bey besonderen Feierlichkeiten ausrücke und paradiere. Dieses ausrückende Corps wünscht das längstgefühlte Bedürfnis sich zu uniformieren nunmehr zu realisieren“.
Geschichtsbewusste Bürger
Am 19. Juni 1824 kam dann die Nachricht, dass „seine königliche Majestät vermöge höchster Entschließung von 27. Mai der Bitte der Schützengesellschaft zu Mergentheim um Erlaubnis sich uniformieren zu dürfen, willfährig zu entsprechende geruht haben“. Andreas Schweizer: „Wir dürfen diese schmucke Uniform heute tragen, und dies haben wir geschichtsbewussten Mergentheimer Bürgern zu verdanken, die 1977 sich entschlossen haben, diese alte Tradition wiederzubeleben“. Denn in diesem Jahr wurde das „Historische Schützen-Corps Bad Mergentheim“ gegründet, im April 1978 trat dieses neue Corps erstmals in der Uniform von 1824 in der Öffentlichkeit auf.
Begehbares Relikt
Und noch ein „kleines“ Jubiläum konnte das Historische SchützenCorps an diesem Tag begehen: Seit nunmehr 35 Jahren dient das Torwachhaus am Ende der Mühlwehstraße als Vereinsmittelpunkt und Vereinsheim. Viele Arbeitsstunden und so manche hitzige Diskussion, aber auch viele fleißige Hände, gute Handwerker und Organisatoren halfen mit, hier ein Schmuckstück sondergleichen entstehen zu lassen. Heute ist das Torwachhaus das einzig begehbare Relikt aus der Zeit der Stadtbefestigung, so Andreas Schweizer weiter. Jeden Freitag öffnet die Herzog Paul Stube zum geselligen Miteinander und guten, manchmal auch kontroversen Gesprächen.
Und hier im Torwachhaus fand nun auch der berühmte „Dachbodenfund“ seinen Platz. Auf diesem Dachboden – „das Haus steht tatsächlich in der Stadt“ – fanden sich auch zwei indischen Chakras (Wurfscheiben) ähnelnde Eisenmetallringe. Zu erkennen sind asiatischer Elefant, Tiger, hundeartige Raubtiere und ein Rind. „Sie stammen vermutlich aus Indien und kamen über Äthiopien in den Südsudan, wo sie möglicherweise als Ringgeld genutzt wurden. Weiter gibt es vier Lanzen aus Holz, zwei davon mit Metallspitzen und einen hölzernen Fischspeer mit gezackter Spitze, sowie zwei hölzerne verzierte Zeremonienlanzen und einen hölzernen Zeremonienstab. Alle diese Stücke hat der Herzog vermutlich aus dem Süden des Sudan mit nach Mergentheim gebracht. Am darauffolgenden „Tag der offenen Tür“ im Torwachhaus kamen zahlreiche interessierte Bürger und Gäste, um den wertvollen Fund aus dem Nachlass Herzogs Pauls zu bewundern.
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