Bad Mergentheim. Die neue Orgel für das Münster in Bad Mergentheim hat mittlerweile deutlich Form angenommen. Davon können sich Gemeindemitglieder bei einem Werkstattbesuch überzeugen.
„Einfach nur fantastisch“
Das Instrument nimmt die komplette Höhe vom Boden bis zur Hallendecke ein. „Einfach nur fantastisch“, beschreibt Michael Müller, was er zu Gesicht bekommt. Der Regionalkantor und Dekanatskirchenmusiker aus Bad Mergentheim und einige weitere Neugierige sind nach Lauffen am Neckar gefahren, um den Orgelbaubetrieb Rensch zu besuchen. Sie wollen die neue Orgel für das Bad Mergentheimer Münster sehen.
Das Gehäuse ist in der Werkstatt komplett aufgebaut. Die hellen, frisch gefertigten Teile aus Fichtenholz heben sich von den historischen, grau-goldenen Schnitzornamenten deutlich ab. Diese stammen aus spätbarocker Zeit um 1772 und wurden von der alten Orgel übernommen, wie Philipp Neßling erklärt. Der Geschäftsführer und Inhaber von Rensch Orgelbau steht in einem schmalen Gang, der zwischen Orgelgehäuse und Werkbank in einem Teil der Halle frei geblieben ist.
Neßling weist auf die handwerkliche Herausforderung hin, Altes und Neues zu verbinden. Er deutet auf eine perfekt geformte Schwalbenschwanzverbindung. Dank ihr fügt sich eine historische Zierleiste nahtlos an den neuen Gehäuseunterbau. Der Orgelbaumeister erläutert weitere Einzelheiten des Instruments. Die Besucherinnen und Besucher sind erstaunt zu hören, dass die Tastenbeläge aus Rinderknochen geschnitten werden, weil das Material mit dem Fingerschweiß am besten zurechtkommt.
Die Register der neuen Orgel werden mechanisch betätigt. Der Organist kann sie aber auch elektronisch vorprogrammieren. Dafür versteckt sich in einer kleinen Schublade ein Tastenfeld. „Man kann sich nicht vorstellen, wie viele Details in so einer Orgel stecken“, sagt Robert Wenzel von der Arbeitsgruppe Kirchenmusik der Gemeinde. Er gehört zu denen, die sich bereits seit mehreren Jahren mit dem Orgelneubau befassen und Spenden einwerben. So ist es für ihn ein schönes Erlebnis, dass die Orgel nun konkret Gestalt angenommen hat. Die Bad Mergentheimer Kirchengemeinde hatte Glück. Die Arbeiten haben noch zur rechten Zeit begonnen. Aktuell wäre das Projekt viel schwieriger in die Tat umzusetzen. Die Materialbeschaffung bei Holz und Zinn sei ein Problem, berichtet Neßling: „In der 65-jährigen Firmengeschichte haben wir so etwas noch nie gehabt.“
Die Hauptarbeit findet derzeit im Inneren des Instruments statt. Neßlings Mitarbeiter werden noch einige Zeit damit beschäftigt sein, die Pfeifen einzusetzen. Laut dem Firmenchef soll die Orgel wie geplant ab Mai an ihrem Bestimmungsort, dem Bad Mergentheimer Münster, aufgebaut werden. Dann werden sich Restauratoren ans Werk machen, um sich der historischen Gehäuseteile anzunehmen. Wie Müller ausführt, sollen alte und neue Teile auch farblich aufeinander abgestimmt werden.
Spezieller Orgelwein
Die katholische Kirchengemeinde Bad Mergentheim sammelt weiter Spenden für ihre neue Orgel. Zu diesem Zweck gibt es einen speziellen Orgelwein zu kaufen. Außerdem können auch weiterhin Patenschaften für Orgelpfeifen übernommen werden. Informationen dazu finden sich auf den Internetseiten der Kirchengemeinde unter st-johannes-mgh.drs.de. bo/guzy
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