Bad Mergentheim. Geldbeutel, Handys und ein Papagei – all das wurde schon im Bad Mergentheimer Fundbüro abgegeben. „Aktuell lagern wir hier ungefähr 150 Fundsachen“, erzählt Matthias Kleinhans. Der Mitarbeiter der Ordnungsamtes kümmert sich seit 23 Jahren um alles, was im Fundbüro abgegeben wird.
Jede Woche landen etwa zehn Gegenstände in der Obhut der Stadtverwaltung. Besonders häufig werden Handys und Geldbeutel verloren, gefolgt von zahllosen Schlüsseln und Kopfhörern.
Abgegebene Fundsachen werden nummeriert und in eine Liste eingetragen, ehe sie im Lagerschrank landen. Für Fahrräder gibt es ein eigenes Lager in der Tiefgarage des Rathauses.
Abgesehen von den alltäglichen Fundsachen, die zum Standard gehören, finden auch außergewöhnliche Dinge den Weg ins Fundbüro. Beispielsweise hatte jemand vor einigen Jahren 12 000 Euro Bargeld gefunden und bei Kleinhans abgegeben.
Wie ungefähr 80 Prozent aller Fundsachen schaffte es das Geldbündel nicht mehr zu seinem eigentlichen Besitzer zurück und gehörte nach Ablauf der sechsmonatigen Aufbewahrungsfrist dem glücklichen Finder.
Alles, was von niemandem abgeholt wird, lässt die Stadtverwaltung alle zwei Jahre versteigern. Circa 600 Gegenstände landen dann unter dem Hammer.
Nur persönliche Sachen wie Schlüssel, Bank- und Versicherungskarten werden vernichtet. Von Geräten wie Handys und Tablets werden alle Daten von einer Spezialfirma gelöscht, ehe die Versteigerung beginnt. Bei dieser Versteigerung bleibt fast nichts übrig.
Die Fundsachen werden deutschlandweit ausgeschrieben und an den Höchstbietenden abgegeben. „Es kommen auch Großhändler aus Berlin, die 20 Fahrräder auf einmal ersteigern und abholen“, erzählt Matthias Kleinhans.
Freude oft riesengroß
Wenn eine Fundsache doch abgeholt wird, ist die Freude oft riesengroß. „Gerade ältere Damen, die ihren Geldbeutel mit der gerade erst abgeholten Monatsrente verloren haben, brechen auch gerne mal vor Freude in Tränen aus, wenn sie ihn abholen können“, erzählt Kleinhans. Seiner Erfahrung nach freuen sich auch Jugendliche, die ihr nagelneues Smartphone verloren haben, ganz besonders.
Fundtiere hingegen sind auch für den erfahrenen Mitarbeiter etwas ganz besonderes, erst recht, wenn sie auch noch exotisch sind. Ein Papagei und ein Leguan sorgten im Rathaus schon für staunen. Die Tiere wurden ins Tierheim gebracht und haben dort ein vorläufiges Zuhause gefunden.
„Unsere bisher kuriosesten Fundsachen waren ein Hörgerät und ein Gebiss“, schmunzelt Kleinhans. Für viele Fragezeichen in den Gesichtern der Mitarbeiter sorgte jemand, der eine große Tüte voller Frauenunterwäsche im Fundbüro abgab. Auf Nachfrage erklärte der Finder, er habe die Kleidungsstücke wild verstreut auf und neben einer Landstraße gefunden und eingesammelt.
Nachweis erforderlich
Ganz selten gibt es auch Fundsachen aus Kriminalfällen, die dem Fundamt nach Abschluss der Ermittlungen durch die Polizei überstellt werden. Auch diese Fundsachen werden wie alle anderen sechs Monate verwahrt und dann gegebenenfalls versteigert.
Egal, wie kurios die Fundsache ist – wenn man etwas wieder abholen möchte, muss man grundsätzlich den Personalausweis vorlegen. Außerdem muss man nachweisen, dass man wirklich der rechtmäßige Eigentümer der Fundsache ist. Bei einem Handy geht das beispielsweise mit der PIN und dem Handyvertrag. Bei Fahrrädern wird mit der Rahmennummer überprüft, wer der Besitzer der Rades ist, bevor es herausgegeben wird.
Die Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Fundbüro ist aber nach wie vor die Ehrlichkeit der Menschen, die etwas gefundenes nicht unterschlagen, sondern es im Fundbüro abgeben. Nur so funktioniert dieses System auch in Zukunft.
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