Klimanetzwerk Main-Tauber-Kreis

Bad Mergentheim: Wissenswertes zur Wärmepumpe weckt Interesse

Im Neubau ist sie quasi schon Standard, im Bestand weniger: Im Zuge des Gebäudeenergiegesetzes wurde viel über die Wärmepumpe diskutiert. Wo stehen wir heute?

Von 
Simon Retzbach
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Eine Wärmepumpe an einem Einfamilienhaus. Noch immer gibt es Bedenken vor allem bei Bestandsbauten, durch entsprechende Gesetze wird eine Umstellung weg von fossilen Heizungen jedoch unausweichlich. © picture alliance/dpa

Bad Mergentheim/Main-Tauber-Kreis. Mit Blick auf das Publikum konnte das Klimanetzwerk Main-Tauber-Kreis als Veranstalter des Abends bereits einen Teilerfolg für sich verbuchen. Mit Blick auf den quasi voll besetzten Saal im evangelischen Gemeindehaus sowie auf die Altersstruktur des Publikums schien man ein Thema gefunden zu haben, das sowohl großes Interesse weckte als auch ziemlich genau die Zielgruppe traf.

Denn unter dem Titel „Wärmepumpe im Bestand“ sollte es darum gehen, „das Potenzial der Wärmepumpe im Bestand realistisch einzuschätzen“, wie Thomas Braun, Obermeister der Innung Sanitär-Heizung-Klempner Main-Tauber, einleitete. Das Publikum schien genau das aus eigener Betroffenheit wissen zu wollen, an verschiedenen Ecken waren Gespräche über die eigene Immobilie zu hören, bei der nun eine Entscheidung bezüglich der Heizung anstehe.

Der Vortrag "Wärmepumpe im Bestand" weckte großes Interesse. Sitzen hier die Wärmepumpenbesitzer von morgen? © Retzbach

Für Thomas Spirk vom Klimanetzwerk hat die Frage des Heizens auch eine politische Komponente. Klimaneutral erzeugter, teils von privaten Photovoltaik-Anlagen gewonnener Strom sei eine „Demokratisierung der Stromerzeugung“ und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern „eine politische Waffe“. Man müsse energiepolitisch unabhängig werden. „Und das geht mit den Ressourcen aus dem Main-Tauber-Kreis“, ist sich Spirk sicher.

Genau für diese Unabhängigkeit braucht es eben auch den Bereich Heizen. Und da Deutschland nicht nur aus Neubauten besteht, muss das Potenzial für neue (nachhaltig betriebene) Heiztechnik auch in älteren Gebäuden beleuchtet werden. Die Frage nach einem solchen Potenzial ist auch deshalb wichtig, weil durch die Gesetzgebung (Stichwort: Gebäudeenergiegesetz) ohnehin eine Umstellung weg von fossil betriebenen Öl- oder Gasheizungen erforderlich wird.

Jene Gesetzgebung wurde kontrovers diskutiert, insbesondere zu Zeiten der Ampelregierung Anfang 2023. Schnell wurde aus dem Gebäudeenergiegesetz ein „Heizungshammer“, Horrorszenarien von Heizungsverboten bereits ab 2024 standen im Raum. Auch die FN berichteten damals über die Erfahrungen von Energieberatern, die im Umgang mit zahlreichen Hausbesitzern erlebten, wie emotional das Thema Heizen plötzlich wurde.

Offenheit für Wärmepumpe größer, aber Bedenken bleiben

Beim Vortrag des Klimanetzwerks wurde deutlich, dass mittlerweile die Offenheit für die Wärmepumpe wohl größer ist als noch zu den Zeiten der hitzigen Debatten vor rund zwei Jahren. Zugleich halten sich gewisse Sorgen oder Vorurteile recht hartnäckig.

Stefan Röder wollte dem entgegentreten. Er arbeitet für die Bosch Thermotechnik, genauer gesagt für die zum Unternehmen gehörende Marke Buderus, die Wärmepumpen herstellt. Für ihn ist klar: „Die Wärmepumpe ist die beste Heiztechnik am Markt und geht auch im Bestand.“ Die Vorurteile gegen die Wärmepumpe kennt er aus dem beruflichen Alltag natürlich gut. Zu laut, zu teuer, zu schwach, die eigene Immobilie für eine Umrüstung zu alt und zu wenig Platz für eine Wärmepumpe im Bestandsgebäude – im Prinzip ist es in seinen Augen stets einer dieser Punkte, der Hausbesitzer bei der Umrüstung zurückschrecken lasse.

Röder thematisiert auch diese Aspekte, beginnt aber mit einem anderen Argument. Denn insbesondere durch politische Maßnahmen wie den steigenden CO₂-Preis (dessen Höhe schon in wenigen Jahren um ein Vielfaches steigen könnte) verlieren die Öl- und Gasheizungen an Attraktivität. Und werden durch weitere Gesetze wie das bereits erwähnte Gebäudeenergiegesetz ohnehin schrittweise eingeschränkt – bis sie 2045 ohnehin nicht mehr betrieben werden dürfen.

Effizienz im Winter nicht schlechter, Heizstab nur für Kältespitzen

Und ohnehin sieht der Unternehmensvertreter die Wärmepumpe auf dem Vormarsch, „weil sich die Technik einfach weiterentwickelt“. Ausführlich erklärte er die Funktionsweise einer solchen Wärmepumpe. Dabei kamen zahlreiche Fragen, die zeigten: So ganz überzeugt sind noch nicht alle Immobilienbesitzer aus der Region. Ob die Effizienz der Maschine nicht bei sehr niedrigen Temperaturen nicht deutlich schlechter werde. Und vor allem: „Warum braucht es den Heizstab mit teurem elektrischen Strom?“.

„Die Effizienz wird nicht viel schlechter, wenn es sehr kalt ist. Auch im kältesten Winter hält die Wärmepumpe 98 Prozent ihrer Wärmeleistung bereit. Und der Heizstab ist lediglich für Kältespitzen. Die paar Tage, an denen es in Deutschland so kalt wird, können Sie aber an zwei Händen abzählen“, erwiderte Stefan Röder. Geht es nach ihm, muss man sich die Wärmepumpe wie einen Zug vorstellen, der möglichst geschmeidig mit gleichbleibender Geschwindigkeit (und mittlerweile „flüsterleise“) vorankommt. Die klassische Heizung ist dagegen wohl eher mit einem Auto im Stadtverkehr zu vergleichen, das immer wieder abbremsen und dann neu starten und beschleunigen muss.

So viel zum Abstrakten, doch nun zur Ausgangsfrage: Welches Potenzial hat denn nun die Wärmepumpe in den Bestandsgebäuden in Deutschland und der Region? Genau da wird es kompliziert, denn so pauschal lässt sich diese Frage dann doch nicht beantworten. „Für eine Wärmepumpe muss immer im Einzelfall das individuelle Heizverhalten und die jeweiligen Vorlieben analysiert werden“, führt Röder aus. Die Entscheidung sei demnach komplexer als zu früheren Zeiten mit fossilen Heizsystemen. Zumal so eine Entscheidung auch von weiteren Aspekten abhängt, die im Vortrag kaum oder gar nicht beleuchtet wurden, wie etwa energetische Sanierungsmaßnahmen an den Häusern, die als Vorarbeit für eine Wärmepumpe sinnvoll sein bzw. die Eignung eines Bestandsbaus für die Wärmepumpe erhöhen könnten. Immerhin: Laut Innungsobermeister Thomas Brauen seien die Handwerksbetriebe in der Region „gut geschult“ und könnten die benötigte individuelle Beratung leisten.

Das Interesse an individueller Beratung war hoch, schon während des Vortrags gab es viele Fragen. © Retzbach

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