Autor aus der Kurstadt

Bad Mergentheim: Uwe Klausner präsentiert neues Buch in besonderer Kulisse

Uwe Klausner veröffentlicht eine Trilogie rund um den Bauernkrieg und Tilman Riemenschneider. Band 1 stellte er nun vor.

Von 
Inge Braune
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Fürs perfekte Management der Veranstaltung sorgte das Buchhändlerduo Rosemarie Lux und Rainer Moritz. Weiter im Bild (von links): Karl-Heinz Rehfeld, Uli Kammerer und Autor Uwe Klausner, am e-Piano Wolfgang Schröter. © Inge Braune

Bad Mergentheim. Um 1510, also gut ein Dutzend Jahre, ehe die Bauernkriege Würzburg erreichten, wurde die dem heiligen Wolfgang geweihte Kapelle an der uralten Handelsroute nach Würzburg errichtet. Vor oder nach der nicht gefahrlosen Reise konnten hier Wandernde Maria und den vierzehn Nothelfern ihren Dank abstatten oder um sichere Fahrt bitten.

Nur selten ist das von außen bis auf das 1884 ergänzte Christopherus-Fresco schlichte Kirchlein geöffnet. Hier eine Lesung, dazu profaner Natur? Erstmals stellte die katholische Kirchengemeinde St. Johannes den kleinen, selbst mit ergänzenden Stühlen gerade einmal 70 Anwesende fassenden Sakralraum für eine derartige Veranstaltung zur Verfügung; auch das wohl mit ein Grund dafür, dass die Karten für die erste Lesung aus dem jüngsten Werk des Bad Mergentheimer Autors Uwe Klausner schon kurz nach der Ankündigung ausverkauft waren.

Weitere Lockungen zusätzlich zur Buchvorstellung: Natürlich Orgel und Sax mit Wolfgang Schröter und Uli Kammerer. In bester Erinnerung sind die beiden eigens aus den Höhen des Odenwalds und Berlin angereisten Vollblutmusiker bereits aus früheren Buchvorstellungen Klausners – unter anderem im Innenhof des ehemaligen Klosters Frauental, als der Bad Mergentheimer Autor seinen dort handelnden Mittelalterkrimi „Die Krypta des Satans“ vorstellte. Herrliche Gruseltöne schlugen sie da an, passend zu den Blutrünstigen Vorkommnissen in und unterm Kloster.

Hintergrund

  • Bereits im Handel ist der 336 Seiten starke erste Band der Trilogie „Die Tochter des Bildschnitzers“ (Paperback, ISBN 978-3-8392-0773-4, 14 Euro).
  • Band zwei der drei Riemenschneider-Romane erscheint im August , der abschließende letzte Band ist fürs Frühjahr 2026 vorgesehen.
  • Den ersten Band seiner Bauernkriegs-Trilogie präsentiert Uwe Klausner am Sonntag, 4. Mai , in unmittelbarer Nähe zu einem der wichtigsten Riemenschneider-Werke, dem Marienaltar in der Herrgottskirche in Creglingen-Münster . Karl-Heinz Rehfeld ergänzt die um 17 Uhr beginnende Veranstaltung nicht nur mit musikalischen Beiträgen an der Orgel, sondern auch einer Einführung in die ausdrucksstarke Bildsprache, die Riemenschneiders Marienaltar zum Magneten für Gläubige und Kunstliebende macht.

Dieses Mal – Klausner verzichtet im ersten Band seiner Riemenschneider- und Bauernkriegs-Trilogie „Die Tochter des Bildschnitzers“ auf allzu blutige Mordszenen – gestaltetem sie einen weit gespannten Improvisationrahmen über die von Simon & Garfunkel bekannt gemachte uralte englische Volksweise „Scarborough Fair“, bei der Kammerer mit dem elektronischen Saxophon (EWI) gemeinsam mit Schröter am E-Piano gänzlich neue Akzente setzte.

Nach dem ersten Lesungsabschnitt, bei dem Klausner das Publikum mit Tilman Riemenschneider und seiner fiktiven Tochter bekannt machte, ergänzte der Creglinger Riemenschneider-Kenner Karl-Heinz Rehfeld im Rahmen eines Kurzvortrags Daten und Fakten aus der Welt Riemenschneiders. Manchmal brauche es Romane, um aus den dürren Lebensdaten – allzu wenig persönliches ist über den großen Bildschnitzer bekannt – Persönlichkeiten hervortreten zu lassen, schickte Rehfeld voraus.

Musikalische Begleitung greift Literarisches auf

Nicht wirklich aus dem Rahmen gefallen sei der aus dem Thüringer Eichsfeld stammende Bürger und Handwerker, dem dank kluger Heiratspolitik nicht nur das Würzburger Bürger- und Gilderecht verliehen wurde. Bis zum Ratsherrn und für ein Jahr gar zum Bürgermeister brachte er es neben seiner bis heute faszinierenden Holzschnitzer-Kunst. Dass er sich 1525 auf die Seite der aufständischen Bauern schlug, beendete die glänzende Karriere: Haft, möglicherweise Folter, teilweiser Einzug seines Vermögens und fortan ausbleibende Aufträge besiegelten sein Schicksal. Rehfeld eilte mit dieser Einführung weit voraus, spielt doch der erste Band der Klausner-Trilogie während der Ostertage 1525. Sehr passend griff Orgel & Sax – diesmal die Weiterung auf: „Es geht ein dunkle Wolk‘ herein“, jetzt in furioser Interpretation auf Tenorsaxophon und E-Piano.

Ganz unbeeindruckt von diesen dunklen Wolken gibt sich Wenzel, fahrender Straßenmaler, ein hoch talentierter Bruder Leichtfuß, der gänzlich ungeniert der Bildschnitzer-Tochter Luzia den Hof macht. Dass sie nach Gilderecht ihr Talent niemals wird leben können, nagt an ihr – und macht sie für Wenzels Avancen empfänglich.

Gekonnt strukturierte Lesung überzeugt Publikum

Die Doppelbödigkeit greifen Kammerer und Schröter mit Klezmerklängen auf: ein Hochgenuss im kleinen Kirchlein, ehe Klausner mit der Enthüllung von Wenzels Marienbild der dramatischen Zuspitzung den Weg bereitet. Was könnte besser als das Luthersche „Te Deum“ überleiten zum Urteilsspruch des Würzburger Fürstbischofs Konrad von Thüngen gegen den aus seiner Sicht blasphemischen Maler? Der Scharfrichter waltet seines Amtes, beendet mit einem Schnitt die Malerkarriere Wenzels… Der aber, so Klausner im Vorgriff auf den zweiten, für August angekündigten Band der Trilogie, überlebt und wird sich den Aufständischen anschließen.

Sehr angetan zeigte sich das Publikum von der insgesamt runden, gekonnt strukturierten Lesungsveranstaltung. Nicht nur für Klausners Lebensbild der vor einem halben Jahrtausend in Aufruhr geratenden Gesellschaft, sondern ebenso von Rehfelds Kurzabriss zu Tilman Riemenschneiders Leben und Werk und natürlich den von Orgel & Sax beigesteuerten Klängen waren die Gäste in der Wolfgangkapelle begeistert. Wer nach der Veranstaltung aus dem dunklen Kirchlein wieder ins Licht trat, tat sich ein paar Momente lang nicht ganz leicht, wieder in der Gegenwart anzukommen.

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