Bad Mergentheim. „Lassen Sie sich inspirieren und beraten, nehmen Sie wichtige Impulse von den zahlreichen Experten vor Ort für Ihren Alltag und Ihr Leben mit“, rief FN-Geschäftsführer Jochen Eichelmann allen Besuchern der Gesundheitsmesse „FN vital 2025“ im Kursaal bei der Begrüßung zu – und diese taten am Samstag und Sonntag im Kursaal genau das. Viele Neugierige schauten rein und informierten sich über zahlreiche Gesundheitsthemen, das persönliche Wohlbefinden und einen bewussten Lebensstil. Auf besonders starkes Interesse stieß erwartungsgemäß der Vortrag des querschnittsgelähmten Samuel Koch, der über die Kraft des Umdenkens referierte und mit seinem Weg sowie seinen nachdenklichen Worten viele überzeugte. Er erhielt großen Beifall.
Samuel Koch (38) überzeugte durch seine Persönlichkeit und seine klare Haltung, trotz aller Herausforderungen dem Leben zugewandt zu sein. Für jeden seiner über 150 Zuhörer im randvoll besetzten Kleinen Kursaal und alle weiteren Zuhörer vor der Leinwand im Großen Kursaal demonstrierte er mit einer simplen Drehbewegung seines modernen Rollstuhls, worum es ihm im Grunde geht: „Wenn ich mich nur um mich selbst drehe, dann komme ich nicht voran! Mir hilft es nicht weiter, nur an meinem kaputten Körper traurig herunterzuschauen. Ich muss den Kopf hochnehmen, um nach vorne schauen zu können.“
Wut und Ohnmacht, Kraft und Zuversicht
Vor dem schweren Unfall in der ZDF-Fernsehshow „Wetten, dass..?“ im Dezember 2010 sei, so Koch, sein Leben noch stark an körperlicher Bewegung ausgerichtet gewesen, selbst Pilot bei der Bundeswehr oder Akrobat beim Cirque de Soleil in Frankreich wären drin gewesen, doch dann sei alles anders gekommen und mit einem Schlag, die Welt für ihn eine andere gewesen. Trauer, Wut und Ohnmacht, viele Tränen – all das kenne er, doch auch die „Beseeltheitsmomente“, die ihm Kraft und Zuversicht gegeben hätten, als er beispielsweise in der Reha in der Schweiz sich an einem absoluten Tiefpunkt fühlte und dann auf dem Balkon sein durfte, die tolle Aussicht auf die Berge genoss und die gute frische Luft einatmete – da machten sich plötzlich Dankbarkeit für die Schöpfung, ein innerer Frieden und ein Grinsen im Gesicht bei ihm breit. Durch das Wechseln der Perspektive und das Umdenken könne man sein Leben aktiv beeinflussen, so Koch voller Überzeugung: Auch wenn 99 Prozent der aktuellen Lebenssituation ätzend seien, so gebe es doch immer noch ein Prozent für das Gute.
Witzig, unterhaltsam und kurzweilig präsentierte sich der Schauspieler und Autor – und nahm das neugierige Publikum mit durch seine persönlichen Zeiten der Schock- und Reaktions- sowie später Akzeptanz- und Aktionsphasen. Kleine Videoclips verdeutlichten dies. Kraft schöpfe er aus seinem bewussten Tun, aus seinem persönlichen Umfeld, Therapien, aber auch manchmal aus der Stille, der Ruhe, dem Alleinsein und dem Gebet.
Sein Denken beruhe nicht auf Tun-Haben-Sein, erst müsse man etwas tun, um etwas zu besitzen, um dann jemand zu sein, sondern vielmehr denke er um und plädiere für die Reihenfolge Sein-Haben-Tun – sein Vater, sagte Koch, sei dabei sein großes Vorbild. Der habe ihm am Küchentisch immer eine 1-plus gegeben, auch wenn er mal eine 5 in Englisch aus der Schule mit nach Hause brachte. Er sei trotzdem geliebt und wertgeschätzt worden. Das sei wichtig. Sehr kritisch sieht Koch die Aussage, dass man nur etwas Wert in der Gesellschaft ist, wenn man nützlich ist: „Ich bin glücklich, wenn ich helfen kann“, meinte Koch, „aber eben auf meine Weise“ – etwas vom Boden aufheben, was jemand anderes gerade verloren habe und es demjenigen zurückgeben, das könne er nun nicht mehr, dafür aber vieles andere.
Vorsorgen und „Stark in stürmischen Zeiten sein“
Großen Zuspruch erhielten auch die anderen Vorträge auf der „FN vital“, die von den Fränkischen Nachrichten in Kooperation mit der Kurverwaltung Bad Mergentheim und der Volksbank Neckar Odenwald Main Tauber veranstaltet wurde. Dabei ging es unter anderem um die „Resilienz – Stark in stürmischen Zeiten“, aber auch „Vorsorge im Alter und Erbe“, die Pflege sowie „Körper, Geist & Seele“. Im Großen Kursaal stellten sich über 25 Aussteller aus der Region mit ihren Experten den Fragen der Besucher und trugen mit vielfältigen Aktionen zum großen Angebot bei.
Landrat Christoph Schauder erinnerte im Rahmen der Begrüßung zu Messebeginn daran, dass jeder in Würde alt werden wolle und die Gesundheit bis zum Schluss erhalten werden soll. Dazu gebe es auf der „FN vital“ viele gute Impulse. Dr. Tim Schnyder, der Wirtschaftsförderer der Stadt Bad Mergentheim, vertrat den terminlich verhinderten Oberbürgermeister und fragte auf der Bühne: „Wie schaffen wir es, gesund länger zu leben?“ Er antwortete sich selbst: Wir müssen wieder mehr Haltung zeigen, was unsere eigene Gesundheit angeht - „denn Gesundheit ist kein Zufallsprodukt, sondern eine tägliche Entscheidung – schlafe ich heute genug, mache ich heute moderat Sport, trinke ich heute Alkohol, ernähre ich mich richtig“. Bad Mergentheim als Gesundheitsstadt biete viel medizinische Kompetenz und das sei gut, es komme aber eben auch auf jeden Einzelnen an.
Kurdirektor Sven Dell dankte den FN für die Ausrichtung der Messe und blickte schon in die Zukunft und stellte in Aussicht, dass die nächste Gesundheitsmesse in zwei Jahren, also 2027, schon in der modernisierten Wandelhalle stattfinden könnte.
Info: Ein Video ist im FN-Youtube-Kanal und unter fnweb.de (samt Bildergalerie) zu finden.
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