Bad Mergentheim/Main-Tauber-Kreis. Bei der Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft (KHS) Main-Tauber im komplett gefüllten Bad Mergentheimer Kursaal wurden die diesjährigen Absolventen der Winter- und Sommer-Gesellenprüfungen ausgezeichnet.
Zum Auftakt hieß Kreishandwerksmeister Timo Szabo zahlreiche Ehrengäste willkommen, darunter viele Vertreter aus Handwerk, Wirtschaft, Schulen und Kammern. „Die wichtigsten Personen des Abends sind jedoch die freizusprechenden Junggesellinnen und -gesellen mit ihren Ausbildern und Lehrkräften sowie Familien. Sie haben eine gute Entscheidung getroffen, denn Ihre Zukunft im Handwerk ist sicher und hält Chancen offen, wie Sie es in dieser Fülle und Vielfalt noch nie gab“, betonte er speziell an die frischen Prüfungsabsolventen gerichtet.
„Ich selbst brenne für Handwerk, Fortschritt, Entwicklung, Bewährtes, Veränderung und vor allem für Gemeinschaft. Wir sind eine starke Gemeinschaft und das spüren wir heute ganz besonders“, verdeutlichte Timo Szabo, der seit November 2024 das Ehrenamt des Kreishandwerksmeisters als Nachfolger seines Vaters und jetzigen Ehrenkreishandwerksmeisters Michael Szabo erfüllt.
„Leider haben wir in den letzten zehn Jahren rund 15 Prozent der Abschlussprüflinge unter anderem aufgrund demografischer und struktureller Veränderungen verloren. Selbst wenn der Zuspruch und die Bewerberzahlen in einigen Handwerksberufen wieder zunehmen, ist bei den unterschiedlichen Gewerken ein doch weiterhin erhebliches Ungleichgewicht an Absolventinnen und Absolventen festzustellen“, ging er auf die aktuelle Ausbildungssituation im Handwerk ein. Anlagenmechanik, Elektronik bei Energie und Gebäudetechnik sowie KFZ-Mechatronik seien am stärksten vertreten, hingegen Zimmerei, Raumausstattung und Metallbau am schwächsten.
„Diesen Ursachen zu begegnen ist unsere Aufgabe, da weniger Auszubildende dazu führen, dass wir Unterrichtsklassen an unseren Schulen im Kreis verlieren, Ausbildungsgänge an den Schulen eingestellt werden und den Unternehmen in der Region entsprechende Nachwuchsfachkräfte fehlen“, gab Szabo besorgt zu bedenken. „Wir müssen im Kreis mit unserem schulischen Ausbildungsangebot der Nachfrage der Gesellschaft und den ansässigen Betrieben gerecht werden. Wir beschneiden sonst regional komplette Berufsgruppen oder Schüler werden teilweise nach Bayern abwandern“.
„Ohne Handwerk sind zentrale Zukunftsaufgaben nicht zu bewältigen“
„Das Handwerk ist attraktiver als nie zuvor. Entwicklungs- und Aufstiegschancen, unzählige anstehende Betriebsübergaben, Innovation, Zeitgeist und gesellschaftlicher Bedarf machen Handwerk unverzichtbar, nachhaltig, gut bezahlt und relativ krisensicher. Das Handwerk hält für jeden Bildungsstand eine Herausforderung bereit“, bekräftigte der Kreishandwerksmeister.
„Meine Ausbildungszeit als Friseurin“ lautete der Titel einer informativen, kreativen und kurzweiligen Einlage von Junggesellin Felicitas Pfau zusammen mit Friseurinnungs-Obermeisterin Michaela Hammer. „Zukunft entsteht nicht nur durch KI, sondern ebenso durch Herz und Seele wie etwa im Handwerk. Wir sind kein Auslaufmodell, sondern Zukunftsgestalter. Jeder von euch schreibt seine individuelle Geschichte“, vermittelten die beiden Berufskolleginnen.
„Dem ist eigentlich kaum mehr etwas hinzuzufügen. Sie haben sich definitiv für den richtigen Weg entschieden“, gratulierte gleichfalls Ralf Rothenburger, Präsident der Handwerkskammer Heilbronn-Franken. „Ohne das Handwerk sind zentrale Zukunftsaufgaben wie die Energiewende, der Klimaschutz oder die Digitalisierung nicht zu bewältigen. Gleichzeitig ist auf das Handwerk Verlass, wenn es um die Ausbildung junger Menschen geht“, meinte Rothenburger
Anhand ihrer eigenen Erfahrungen und Erlebnisse in ihrer Ausbildung zeichnete „Miss Handwerk, - ACDC“, wie sie Timo Szabo nannte, die Steinmetzin und Steinbildhauermeisterin („Steinfluencerin“) Luisa Lüttig dynamisch, temperamentvoll und unterhaltsam mit humorigen Noten einige essentielle Eckpunkte des Ausbildungsverlaufs der neuen Gesellinnen und Gesellen nach. „Die Lehre ist zwar nun vorüber, allerdings lernt man nie aus. Die meisten Dinge habe ich erst nach der eigentlichen Ausbildung gelernt“, reflektierte sie.
„Für euch endet heute ein wichtiger Abschnitt eures noch jungen Berufslebens. Ihr habt euch mit Fleiß, Ausdauer und Leidenschaft den Herausforderungen eurer Ausbildung gestellt und habt gelernt, Verantwortung zu übernehmen, Schwierigkeiten zu meistern sowie euch stetig weiterzuentwickeln“, unterstrich Timo Szabo, bevor er die insgesamt 135 erfolgreichen Prüfungsabsolventen auf der Kursaalbühne mit der feierlichen Freisprechung offiziell in den Gesellenstand erhob. Danach zeichnete er gemeinsam mit KHS-Geschäftsführerin Angelika Gold, Festrednerin Luisa Lüttig und HWK-Präsident Ralf Rothenburger die Prüfungsbesten der jeweiligen Innungen gesondert aus.
„Wir brauchen Euch für die Zukunft des Handwerks“, resümierte in einem Schlusswort Jochen Haag, Obermeister der Schreinerinnung, verbunden mit Wünschen an die frischen Nachwuchskräfte für eine erfolgreiche und glückliche Zukunft.
Nach dem Festakt bekamen die frischgebackenen Handwerksfachkräfte im Kursaal-Foyer ihre Zeugnisse, Urkunden und Gesellenbriefe ausgehändigt. Musikalisch gestaltet wurde die Freisprechungsfeier wie im Vorjahr von dem Cover-Pop- und Rock-Duo „comfor.tunes“ mit Johanna Lock und Tobias Tersigni aus Untermünkheim. Im Anschluss an das offizielle Programm und dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne folgte ein Stehempfang, der wieder von der Volks- und Winzertanzgruppe Markelsheim bewirtet wurde.
Besondere Ehrung
- Im Rahmen der Gesellenfreisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Main-Tauber-Kreis wurden 19 Prüfungsbeste der jeweiligen Innungen und Ausbildungsberufe ausgezeichnet.
- Die Prüfungsbesten (Notendurchschnitt mindestens 2,4) aus den verschiedenen Handwerksberufen und deren Ausbildungsbetriebe waren in diesem Jahr: Bäckerin: Nina Kramm / Ausbildungsbetrieb: Bäckerei Brigitte Bamberger (Igersheim), Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk / Bäckerei: Laura Blazic / Götz-Brot GmbH (Waldbüttelbrunn), Kauffrau für Büromanagement: Christina Schleger / Bäckerei Weber GmbH & Co. KG (Lauda-Königshofen), Anlagenmechaniker für SHK-Technik: Nicolas Bauer / Daniel Häberle (Langenburg); Kevin Brand / Heinz Kuhnhäuser (Bad Mergentheim); Noah Kohlschreiber / Kappes GmbH (Niederstetten), Elektronikerin / Elektroniker (Energie- und Gebäudetechnik) : Emma Flicker / Thomas Kempf (Wertheim-Nassig); Florian Beck / Elektro Wachter (Assamstadt), Elektroniker (Betriebstechnik): Lennert Diehm / Zippe Industrieanlagen GmbH (Wertheim), Friseurin: Fabjen Kuttruf / Friseurmeisterin Melissa Imeraj (Forchtenberg), KFZ-Mechatroniker (Personenkraftwagentechnik): Mike Stammer / A.M.T. Autohaus GmbH (Tauberbischofsheim), Fachlagerist: Dominik Juhasz / A.M.T. Autohaus GmbH (Bad Mergentheim), Fahrzeuglackierer: Luis Haas / Autolackierung Fink GmbH (Bad Mergentheim), Maurer: Jonas Keiling / Pfeuffer GmbH (Grünsfeld-Zimmern); Marius Hörner / Eckert Bauteam GmbH (Assamstadt), Metallbauer (Konstruktionstechnik): Johann Sebastian Nörr / Torsten Nörr (Niederstetten), Schreiner: Lucas Bauhof / Schreinerei Thorsten Heck (Bad Mergentheim), Zerspanungsmechaniker: Felix Schumacher / Wilhelm König mtm GmbH (Wertheim), Zweiradmechaniker: Marvin Ziegler / 2-Rad Esser GmbH & Co. KG (Tauberbischofsheim).
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