Bad Mergentheim. Der Wochenmarkt in Bad Mergentheim ist eine beliebte Anlaufstelle: Es gibt frische Produkte und eine treue Kundschaft, doch der Wandel ist spürbar.
Frische Produkte, persönliche Gespräche und vertraute Gesichter: Zwei Mal wöchentlich wird der Marktplatz zur Drehscheibe für den regionalen Einkauf. Seit 1977 findet der Wochenmarkt jeden Dienstag und Freitag von 7.30 bis 13.30 Uhr statt. Mit seinem breiten Angebot an frischen, überwiegend regionalen Produkten ist er nicht nur der größte im Main-Tauber-Kreis, sondern auch fester Bestandteil des städtischen Lebens.
Doch wie geht es den Beschickerinnen und Beschickern aktuell? Wie erleben sie die Veränderungen im Konsumverhalten? Die Fränkischen Nachrichten haben auf dem Markt nachgefragt.
Größtenteils zufriedene Händler, doch die Zeiten haben sich geändert
Trotz teils langjähriger Erfahrung auf dem Bad Mergentheimer Wochenmarkt sind sich viele Händler einig: Die Organisation des Markts funktioniert gut. Beschwerden über die Zusammenarbeit mit der Stadt oder die Rahmenbedingungen gibt es kaum. Dennoch bleibt der Blick auf die Kundschaft nicht ohne Sorgenfalten.
So berichtet etwa F. Pleskot, die seit 15 Jahren Spargel verkauft: „Es gab nie Probleme.“ Auch mit ihren Verkaufszahlen zeigt sie sich zufrieden. Viele ihrer Kunden kämen seit Jahren regelmäßig an ihren Stand. Gleichzeitig merkt sie aber: „Alles ist teurer geworden – und die Leute achten mehr aufs Geld.“
Ein ähnliches Bild zeichnet F. Frank, die ebenfalls seit 15 Jahren dabei ist. Sie beobachtet einen Rückgang der Kundenzahlen und hört von vielen, dass die Parkplatzsituation in Bad Mergentheim abschreckend wirke. Die gestiegenen Preise zeigten sich auch im veränderten Kaufverhalten: Statt mehreren Kilogramm frischer Kirschen würden nun häufiger nur kleinere Mengen gekauft.
Noch deutlicher wird die Entwicklung von F. Neser beschrieben. Seit 35 Jahren verkauft sie Eier auf dem Wochenmarkt und sieht im Rückgang der Kunden ein langfristiges Phänomen. „Viele gehen lieber zum Discounter – das war früher nicht so ausgeprägt. Auch die Zeit fehlt vielen, weil in den Familien heute oft beide Elternteile arbeiten.“ Der Wochenmarktbummel, früher eine feste Größe im Alltag, sei für viele heute nur noch gelegentlicher Luxus.
Keine Rückgänge bei allen, dennoch Appell an die Kunden
Dass es auch anders gehen kann, zeigt sich am Stand von Sandro Girardi von der Forellenzucht Dürr. Seit fünf Jahren ist er auf dem Markt präsent – Veränderungen im Kaufverhalten konnte er in dieser Zeit keine feststellen. Für ihn läuft der Marktbetrieb weiterhin rund.
Auch H. Hügel, seit sieben Jahren dabei, zeigt sich grundsätzlich zufrieden. Er sieht den Wochenmarkt als wertvolles Stück Kultur und Nachhaltigkeit. Er appelliert aber dennoch an die Bevölkerung: „Wer möchte, dass solche Angebote erhalten bleiben, sollte den Markt auch regelmäßig besuchen.“ Die Hochphase während der Corona-Zeit sei eine Ausnahme gewesen. Nun habe sich das Einkaufsverhalten wieder normalisiert, nicht schlechter, aber auch nicht besser als zuvor. Als Wunsch an die Stadt äußerte Hügel außerdem, dass man sich um mehr Werbung und Kundschaft bemühen könnte und eine Sensibilisierung der Bevölkerung für die Vorzüge des Marktes anstreben könnte.
Die FN hat bei Carsten Müller, dem Pressesprecher der Stadt Bad Mergentheim, nachgefragt, wie man dort die aktuelle Lage um den Wochenmarkt und die Parkplatzsituation einschätzt und welche Pläne es gibt, um den Wochenmarkt zu bewerben. Müller antwortete: „Bad Mergentheim bietet rund um die Altstadt etwa 1000 zentral gelegene Parkplätze an. Die ersten zwei Stunden Parkzeit sind kostenfrei, das ist ein besonders attraktives Angebot. Die Belegungsdaten zeigen, dass es an einzelnen Markttagen im Parkhaus Altstadt/ Schloss zu einer kurzzeitigen Vollauslastung kommen kann. Darauf haben wir reagiert und hier die Dauerparkenden reduziert, um das Parkhaus in erster Linie den Tagesgästen und Innenstadt-Besuchern zur Verfügung zu stellen.“
Außerdem teilte Carsten Müller mit: „Die Stadt Bad Mergentheim bewirbt ihren Wochenmarkt sehr aktiv. Deshalb haben wir beispielsweise in der Kirchstraße ein neues, großes Hinweisschild aufgebaut. Außerdem haben wir erst Anfang dieses Jahres eine Social-Media-Kampagne mit einem eigenen Werbe-Clip für den Wochenmarkt bei Facebook und Instagram laufen lassen, die vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg im Zuge der Innenstadt-Kampagne gefördert worden ist und eine Reichweite von über 32.000 Kontakten generiert hat. Weiter stellen wir auf Wunsch von Besucherinnen und Besuchern inzwischen eine aktuelle Übersicht der Marktbeschicker und ihrer Angebote ins Internet. Außerdem ist der Wochenmarkt in den touristischen Prospekten (beispielsweise Gastgeberverzeichnis oder Gastronomieführer) präsent. Als nächstes ist geplant, dass wir die Hinweistafeln auf den Wochenmarkt an den großen Einfahrtsstraßen in die Stadt erneuern, da diese mit der Zeit ausgebleicht sind.“
Der Wochenmarkt als Ort der Begegnung
Neben der Versorgung mit frischen Lebensmitteln erfüllt der Bad Mergentheimer Wochenmarkt eine weitere wichtige Funktion: Er ist Treffpunkt für Jung und Alt. Zwischen Obst, Käse und Feinkost entstehen Gespräche, Freundschaften und ein Gefühl von Gemeinschaft. Gerade diese soziale Komponente macht ihn so besonders und für viele Händler auch so wertvoll. Trotz spürbarer Veränderungen bleibt der Wochenmarkt ein Ort, an dem Regionalität, Qualität und persönlicher Kontakt im Mittelpunkt stehen. Damit das so erhalten werden kann, braucht es nicht nur engagierte Händler, sondern auch die Wertschätzung und Unterstützung der Kundinnen und Kunden.
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