Bad Mergentheim. Der fünfte Main- Tauber-Weihnachtscircus gastiert aktuell auf dem Bad Mergentheimer Volksfestplatz. Noch bis 6. Januar sind Shows angesetzt. Heute erzählen zwei Künstler wie sie sich im Circus kennen und lieben lernten.
Als Geschäftsführer Rudi Bauer damals vor über fünf Jahren bei der Stadt Bad Mergentheim anfragte, ob man sich über die Feiertage und die Jahreswende einen so genannten Weihnachtscircus auf dem Volksfestgelände vorstellen könnte, kamen aus dem Rathaus umgehend positive Signale. Und 2018 war es dann soweit, der 1. Main-Tauber Weihnachtscircus öffnete vor den Festtagen seine Pforten.
Und keiner hätte damals daran gedacht, dass die Kur- und Badestadt im lieblichen Taubertal einmal zur einer der ersten Adressen für Top-Artisten aus der ganzen Welt werden würde, die Elite der internationalen Artistenszene sich im großen Zelt am Volksfestplatz quasi die Klinke in die Hand gibt.
Rudi Bauer und sein Team sind rund um die Uhr im Einsatz, um ein perfektes Showprogramm bieten zu können. Aus 14 Nationen besteht allein die bunt gemischte Artistenfamilie in diesem Jahr.
„Amor“, der Gott der Liebenden
Dabei sind Individualisten aus allen Herrenländern der Welt, so Pressesprecherin Barbara Rott zufrieden, und für eine kurze Zeit wachse man zu einer große internationalen Familie zusammen, friedlich vereint in gegenseitigem Respekt, ohne Rücksicht auf die Herkunft, den Glauben oder die Hautfarbe. Und so manches Mal mischt sich auch „Amor“, der Gott der Liebenden, unter diese internationale Familie, um wieder einmal seine Liebespfeile abzuschießen. Denn aus Freundschaften entwickeln sich manchmal über alle Kontinente und Ländergrenzen hinweg Liebesgeschichten, wie sie sonst oft nur in Filmen und Romanen entstehen.
Hauptdarsteller einer dieser Liebesgeschichten sind Andrea Navratilova aus Tschechien und der Kolumbianer Diego Ortiz. Sie sind inzwischen seit 15 Jahren verheiratet. Der 13-jährige Sohn Sebastian Ortiz, der neben der Schule bereits an seiner Karriere (am Schlagseil) als Circus-Artist bastelt, hat scheinbar die Künstler-Gene seiner Eltern geerbt, wie Vater und Mutter im FN-Gespräch stolz erzählen.
Aus einer alten tschechischen Circus-Dynastie
Andrea Navratilova entstammt einer alten tschechischen Circus-Dynastie, Diego Ortiz ist der erste Artist aus seiner kolumbianischen Familie, der durch einen Bekannten zum Circus kam. Denn jener Bekannte wollte seine schon bestehende Hochseilnummer durch die Vergrößerung der Gruppe noch attraktiver gestalten, auch um im weltweiten Konkurrenzkampf wettbewerbsfähig bleiben zu können.
Andrea Navratilova stand als Teil der Familie schon mit zarten drei Jahren in der Manege, mit verschiedenen Luftnummern mit Tüchern, Ringen und Bodenakrobatik. Als die Eltern aufgrund des Alters nicht mehr auftreten konnten, machte sich die damals noch sehr junge Andrea alleine auf, um mit ihrer Nummer am Vertikalseil die Welt des Circus zu erobern.
Der Zufall wollte es, dass im Jahr 2010 beide beim Circus Renz International engagiert waren – er mit seiner ehemaligen Truppe am Hochseil und Teufelsrad, sie mit ihrer Solo- Nummer am Vertikalseil. Dort lief man sich täglich über den Weg, beim Training und den Veranstaltungen. Man sprach miteinander, traf sich in der Freizeit und zu anderen Gelegenheiten.
Zuerst war man nur eng befreundet, doch irgendwann hat es dann so richtig gefunkt zwischen der blonden Pragerin und dem temperamentvollen Kolumbianer. Und aus zwei Solisten wurde ein Paar, das nun schon seit knapp 15 Jahren miteinander durch die Circus-Welten tourt. Zuerst mit einer eigenen Luftnummer, um später wieder eine Hochseilnummer aufzubauen. Zunächst mit zwei, dann mit drei und nun mit sieben Personen aus Kolumbien und Peru.
Besonders stolz sind Andrea, Diego und die gesamte Truppe auf den großen Erfolg auf dem für die Artisten bedeutendem Festival im italienischen Latina kurz vor dem jetzigen Engagement, als man von dort als frisch gekürte Preisträger zum diesjährigen Main-Tauber-Weihnachtscircus kam.
Wenn das Engagement in Bad Mergentheim nach dem 6. Januar beendet ist, gönnt sich die Familie erst einmal eine kleine Verschnaufpause daheim in Prag. Dort wird aber nicht nur das eine oder andere Teil der Ausrüstung repariert oder erneuert, sondern auch die organisatorischen Vorbereitungen für das kommende Jahr getroffen. Dort wird die Truppe „Los Ortiz“ auch wieder an einem großen Artisten-Festival teilnehmen, sozusagen als Formtest für die kommenden Aufgaben, ehe es im randvollen Terminkalender wieder zu den zahlreichen Auftritten in Europa und weltweit (unter anderem Malaysia und Amerika) geht.
Absolutes gegenseitiges Vertrauen
Das Geheimnis ihres Erfolgs als Artisten sehen Andrea Navratilova und Diego Ortiz übrigens auch in ihrer privaten Beziehung begründet, die auf ihrer Liebe zueinander und absolutem gegenseitigen Vertrauen beruht. In ihrer spärlichen Freizeit gehen die beiden mit ihrem Hund spazieren oder bummeln durch die Stadt. Der Rest der Freizeit besteht aus Training, Training und nochmals Training.
Das große Interesse am Main-Tauber-Weihnachtscircus freut natürlich auch Veranstalter Rudi Bauer sehr. Mit dem sensationellen neuen Programm „Jubileé“ hat man nun noch einmal Qualität draufgesattelt, mit ausgesuchten Highlights der letzten fünf Jahre und einigen Neu-Entdeckungen, die zum ersten Mal in einer deutschen Manege zu sehen sind. Deute er die Besucherstimmen richtig, so Bauer hochzufrieden, sei das diesjährige Programm „das beste Programm der vergangenen Jahre“, worauf er und sein gesamtes Team zurecht stolz sein können.
Im kurzen Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten, die als Medienpartner mit im Boot sind, zog der Geschäftsführer eine erste vorsichtige aber positive Halbzeitbilanz. Der Vorverkauf läuft gut, wobei erfreulicherweise eine Steigerung zum Vorjahr erkennbar ist, auch wenn für die kommenden Vorstellungen schon noch Luft nach oben besteht. Und auch mit dem Besuch des „Winterzaubers“ (Eislaufbahn) ist Bauer als Veranstalter bisher – was sicher auch auf die etwas günstigere Wetterlage zurückzuführen ist – sehr zufrieden.
An den Weihnachtsfeiertagen war er schon wieder mit von der ...
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