Die Südwestpresse trennt sich von der Tauber-Zeitung, warum?
Thomas Brackvogel: Die Entscheidung, die Titelrechte und die Abonnement-Daten zu verkaufen, ist uns nicht leicht gefallen. Immerhin gehörte die Tauber-Zeitung seit Jahrzehnten zum Verbund der Südwestpresse und war nach dem Ausscheiden der Verlegerfamilie Wahl ein 100-prozentiger Bestandteil der Neue Pressegesellschaft. Innerhalb der Neue Pressegesellschaft war der Bereich der Tauber-Zeitung leider immer defizitär, das hat letztlich zur Verkaufsentscheidung geführt.
Über das Verkaufs-Vorhaben haben Sie die Leser im Oktober mit einer Meldung informiert, seither herrschte Schweigen. Das hat zu Irritationen geführt ...?
Brackvogel: Wir bedauern das. Allerdings sind wir gesetzlich verpflichtet, einen derartigen Verkauf beim Bundeskartellamt anzumelden. Das Verfahren hat letztendlich die Zeit benötigt, die dafür notwendig war, die Fragen des Bundeskartellamts abschließend zu klären. Die Zustimmung haben wir Ende März erhalten. Und solange das ganze Verfahren in der Schwebe war, konnten weder wir noch die Fränkischen Nachrichten etwas zur Zukunft der Tauber-Zeitung sagen.
Und nun wird ausgerechnet an den Wettbewerber verkauft ...?
Brackvogel: Es ist richtig: Tauber-Zeitung und Fränkische Nachrichten haben jahrelang als Konkurrenten einen engagierten Wettbewerb um die Leser geführt. Nun sollen beide Zeitungen gemeinsame Wege beschreiten. Damit bleibt der traditionsreiche Titel der Tauber-Zeitung, der zu den ältesten in Baden-Württemberg gehört, erhalten und wird fortgeführt.
Gab es zum Verkauf keine Alternative?
Brackvogel: Die Alternative wäre die Schließung der Tauber-Zeitung gewesen, tausende Abonnenten hätten sich dann völlig neu orientieren müssen.
Ein solches Ende der Tauber-Zeitung und ihrer annähernd 225-jährigen Geschichte wollten wir auf jeden Fall verhindern, und das ist uns auch gelungen: Es gibt eine nahtlose Fortsetzung.
Aber der publizistische Wettbewerb in Bad Mergentheim ist vorbei, oder?
Brackvogel: Jeder kennt den Spruch "Konkurrenz belebt das Geschäft", aber guter Journalismus hängt nicht in erster Linie davon ab, ob eine oder zwei Zeitungen vor Ort sind. Gerade in eher ländlichen Gebieten gibt es seit jeher oft nur eine regionale oder lokale Tageszeitung. Insofern war die Situation im Main-Tauber-Kreis schon immer eine besondere und in den vergangenen Jahren auch eine besonders schwere, wenn man einen Blick auf die Anzeigenmärkte wirft.
Also was zählt dann?
Brackvogel: Wichtig sind gut ausgebildete und engagierte Mitarbeiter, die sorgfältig recherchieren und unabhängig arbeiten. Das ist das Fundament für guten Journalismus, und den wird es auch weiterhin geben. Die TZ bringt ihre Stärken in die neue Tauber-Zeitung ein und profitiert vom Zusammengehen mit den Fränkischen Nachrichten.
Inwiefern?
Brackvogel: Doppelstrukturen in nahezu allen Unternehmensteilen, wie es sie bei konkurrierenden Unternehmen gibt, braucht es nicht mehr. Gleichzeitig wird die Redaktion gestärkt, denn einige Mitarbeiter der Tauber-Zeitung werden an Bord bleiben.
Die Leser werden auf vertraute Personen und ihnen bekannte Elemente im Lokalteil treffen.
Und die anderen Mitarbeiter?
Brackvogel: Wir haben für alle 20 Mitarbeiter Lösungen gefunden, teilweise auch in anderen Unternehmensteilen des Verbunds der Südwestpresse.
Also alles in allem das Fundament für eine gute Zukunft?
Brackvogel: Auf die TZ und die FN und ihre Mitarbeiter warten viele neue Herausforderungen. Beide Titel sind dafür gemeinsam besser gerüstet als jeder für sich allein. Das gibt die Gewissheit, dass die bisherigen Abonnenten der Tauber-Zeitung auch weiterhin täglich eine qualitätsvolle Zeitung in ihrem Briefkasten finden werden.
Was passiert mit Wochenblatt und Die Woche kompakt?
Brackvogel: Der Bereich Tauber-Zeitung umfasst neben der Tageszeitung auch diverse Gratisblätter. Wie die TZ sind auch diese Produkte seit langem defizitär. Zeitgleich mit dem Verkauf der Titelrechte und der Abonnement-Daten werden wir die Gratisblätter daher aufgeben und unseren Verlagsbereich der Tauber-Zeitung einstellen.
Zum Thema
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/bad-mergentheim_artikel,-bad-mergentheim-auch-weiterhin-taeglich-eine-qualitaetsvolle-zeitung-_arid,656744.html