Bad Mergentheim. Er kam als Architekt und Epigone der "Stuttgarter Schule" etwa 1921 in die Kurstadt, zum Baubeginn der "Villa im Kurpark". Vom renommierten Architekturbüro Bonatz, das zuvor auch den Stuttgarter Hauptbahnhof fertiggestellt hatte, wurde er als Bauleiter nach Mergentheim entsandt: Franz-Josef Baecker, Architekt BDA, geboren in Koblenz (1889 bis 1978)
Der Stuttgarter Bankier Albert Schwarz, damals auch Chef und generöser Förderer des Kurbades, hatte Bonatz den Auftrag für ein Mehrzweckgebäude am Zugang zum Bad bei der Tauberbrücke erteilt: Die "Villa im Kurpark" und heute das "Haus des Gastes". Zugleich als Bankzweigstelle sollte die Kurverwaltung in diesem Neubau untergebracht werden und in den beiden Obergeschossen komfortable Gästezimmer.
Jeden Montag, so erzählte Baecker, sei er mit dem Motorrad von Stuttgart nach Mergentheim gefahren, bis er dessen überdrüssig wurde und blieb. Die sogenannte "Stuttgarter Schule", maßgebend repräsentiert durch die Architektur-Professoren Theodor Fischer, Bonatz und Schmitthenner, löste den überkommenen und verkrusteten Historismus mit seinen überladenen Dekorfassaden ab und entwickelte einen Baustil der einfachen, materialgerechten Form und handwerklichen Konstruktion, ohne historische Bezüge ganz aus dem Blick zu verlieren. Vor allem bei Schmitthenner und seinen Schülern kommen letztere oft in einer symmetrisch-axialen Fassadengestaltung zum Ausdruck. Auch in unserer Stadt gibt es dazu klassische Beispiele: Wohnhaus Herrenmühlstraße 12 und Wachbacher Straße 18.
Franz-Josef Baecker kam insoweit aus der Schule Bonatz. Bei deren Architekturgestaltung kann man eine mehr sachlich, elegante Horizontale in entsprechend ausgewogener Fassadengliederung erkennen. Als typisches Beispiel in der Stadt gilt das von Baecker geplante Eckgebäude Mittlerer Graben 42 - Probsteistraße, Baujahr 1930, das mittlerweile, ebenso wie das Wohnhaus Boxberger Straße 24, Baujahr 1926, unter Denkmalschutz steht. Bei Letzterem spricht eine ausgewogene Symmetrie mit hochstrebendem Walmdach auf tragendem Gesims an. Schließlich seien noch die Wohngebäude Nr. 33-35/37, 39,45-47 auf der Ostseite der oberen Marienstraße erwähnt. 1925 bis 27 von der Gemeinnützigen Bau- und Spargenossenschaft - Maurus Weber und L. Röckle - gebaut und von Baecker geplant, sind sie ein erstes Beispiel des sozialen Wohnungsbaus in der Stadt. Bei gleichem Haustyp hat in der Ausführung aber jedes Haus - bemerkenswert - seine Eigenheiten im Detail: Traufführung, Gesimsausbildung, Fenstergestaltung und anderes.
Anerkennend erwähnt werden muss hier die vor kurzem erfolgte originalgetreue Instandsetzung der Gebäude Marienstraße Nr. 39 und 47. bfs-gdg
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