Zwei Brüder aus Rumänien müssen sich vor dem Landgericht Ellwangen verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, in Bad Mergentheim E-Bikes im Wert von über 105 000 Euro gestohlen zu haben.
Bad Mergentheim/Ellwangen. Die Angeklagten sollen bei einem Einbruch in der Kurstadt in der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober 2017 große Beute gemacht haben – so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Betroffen war ein großes Fahrradgeschäft im „Mobilpark Ried“ (unsere Zeitung berichtete damals ausführlich).
Seit gestern stehen nun die zwei Brüder aus Rumänien in Ellwangen wegen schweren Bandendiebstahls vor Gericht. Fraglich ist aber, ob dieser Tatvorwurf aufrechterhalten werden kann. Das Gericht vermutet weitere Komplizen oder Mittäter, kann dies aber wohl nicht beweisen.
Die Elektrofahrräder wurden nachts aus dem Geschäft geschafft und anschließend mit einem Sattelzug nach Rumänien gebracht. An der Grenze war dann aber die Fahrt nach etwa 24 Stunden auch schon zu Ende. Rumänische Grenzbeamte stoppten den Lastwagen, im Aufleger wurden dann die Fahrräder entdeckt. Die beiden Brüder kamen in Haft und wurden später von der rumänischen Justiz nach Deutschland ausgeliefert.
Aus der U-Haft
Gestern kamen sie aus der Untersuchungshaft aus Schwäbisch Hall und Ulm ans Landgericht.
Mit deutlicher Verspätung begann die Sitzung. In Handschellen und Fußfesseln wurden sie vor die 1. Große Strafkammer geführt. Gleich zum Auftakt gab es Verwirrung um die Identität des 31-Jährigen und seines 26-jährigen Bruders: Richter Gerhard Ilg zitierte aus einem rumänischen Strafregister, das vor zwei Tagen eintraf.
Demnach seien die beiden „keine Angehörigen des Staates Rumänien“. Einer der Anwälte begründete das sinngemäß damit, dass die rumänische Bürokratie nicht eben die zuverlässigste sei. Er ging dann auch gleich in die Offensive und bot ein „Rechtsgespräch“, sprich einen Deal an.
Er hatte dabei auch die „ökonomische“ Seite des Verfahrens angesprochen. An dem sind drei Verteidiger und ein Dolmetscher beteiligt sowie sieben Zeugen geladen.
Widersprüche
Auf solch einen Deal kurz nach dem Verhandlungsauftakt ließ sich Richter Ilg nicht ein. Zumal es Widersprüche zwischen den Indizien und den Einlassungen der Angeklagten gebe, ihre Aussagen gegenüber der Polizei „nicht plausibel“ seien. Und ihre Erklärungen auf den ersten Blick nicht überzeugend wirkten.
Der Vorsitzende Richter hatte noch vor der Zeugenvernehmung angedeutet, dass hinter der Sache möglicherweise sechs Personen stecken könnten angesichts der Logistik, mit der die E-Bikes gestohlen und abtransportiert worden waren. Es gebe aber bislang keine tragfähigen Feststellungen, die wohl eine Verurteilung wegen schweren Bandendiebstahls rechtfertigten. Deshalb werde es mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine Verurteilung wegen Einbruchs-Diebstahl hinauslaufen.
Der Strafrahmen liegt hier bei: drei Monaten bis zu zehn Jahren.
Was die zunächst nicht geständigen Angeklagten auch belastet: Ihre Handys waren zur Tatzeit und am Tatort in die gleiche Funkzelle eingebucht.
„Hohes Gewicht“
Ilg versuchte den Angeklagten klarzumachen, warum die Kammer auf diesen Prozess ein „ungewöhnlich hohes Gewicht legt“. Zum einen sei es die Professionalität, mit der vorgegangen wurde. Zum anderen sei es der hohe Sachschaden, der auf rund 105 000 Euro beziffert wird. Wie viele Elektro-Fahrräder nun genau gestohlen und nach Rumänien geschafft wurden, lässt sich anscheinend nicht mehr ganz genau feststellen. Die Staatsanwaltschaft nannte eine Zahl zwischen 58 bis 68 E-Bikes.
Noch vor einer Unterbrechung und einer längeren Pause erklärte Ilg, „einen Pfahl einzurammen“. Eine Bewährungsstrafe, betonte er zweimal, werde es nicht geben. Es sei aber so: Geständnis gleich geringere Strafe. Bei keinem Geständnis müsse man eben abwarten, „was rauskommt“. Reue sei besser als Lügen, bei denen es „natürlich nicht viel Strafminderung gibt“. Das hatte offensichtlich Wirkung auf die beiden Angeklagten: Am späten Nachmittag räumten sie Vorwürfe ein. Mehr dazu lesen Sie in der morgigen Ausgabe. . .
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