Eubigheim. Die gute Nachricht zuerst: Die Kundschaft der Metzgerei Zink wird auch künftig nicht vom Fleisch fallen, selbst nachdem sich einiges geändert hat. Zwangsläufig kommt nun die schlechte hinterher: Extrawürste wird es nicht mehr geben, denn der weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannte Handwerksbetrieb öffnet am 2. August zum letzten Mal sein Ladengeschäft. Dann ist Schluss. Vorbei die Zeiten, in denen die Kunden vor einem prallen Angebot an Fleisch- und Wurstwaren sowie ausgewählten Käsesorten aus dem Vollen schöpfen konnten. Vorbei die Zeiten, in denen das Geschäft auch als Treffpunkt und Begegnungsstätte fungierte, man Bekannte traf, ein Pläuschchen hielt über Wetter oder Gott und die Welt.
Dieser Schritt falle nicht leicht, bekennt Seniorchef Helmut Zink offen, doch angesichts gesundheitlicher Probleme, dem Erreichen des Rentenalters in Verbindung mit dem Personalmangel sehe man keine Alternative. Gegründet vor über 150 Jahren von Urgroßvater Jakob, weitergeführt von Opa Otto, seinem Vater Richard, ihm selbst, sorge nun mit Sohn Jörg die fünfte Generation für Fleisch, Wurst, Schinken, Grillgut, Partyservice und vieles mehr.
Über die vorgenannten Gründe hinaus seien auch Preissteigerungen in allen Bereichen, nebst – wenig überraschend – der überbordenden Bürokratie mitursächlich gewesen. „Ich habe diesen Beruf gelernt, weil es mir Freude bereitet, Wurst zu machen und nicht um ewig am Schreibtisch zu hocken“, macht der Juniorchef seinem Unmut Luft über fragwürdige, zeit- und kostenintensive Vorschriften. Und sein Vater Helmut ergänzt: „Wir sind das gut ausgebildete Fachpersonal und können von der Schlachtung bis zum Verkauf alles sachgerecht und regelkonform gut beurteilen und ausführen.“ Aufgrund dieses Zeitfressers Bürokratie in Verbindung mit dem Fachkräftemangel mache die Arbeit keinen Spaß mehr, gibt der junge Familienvater unumwunden zu. Dennoch liege ihm neben der handwerklichen Herstellung qualitativ hochwertiger Lebensmittel, dem kreativen Ausprobieren und „Wursteln“ auch die Kundschaft am Herzen. Sie sei ihm keineswegs „wurscht“, so dass er ein verkleinertes Sortiment beliebter Wurstwaren produziere und als SB-Ware im nebenan liegenden Lebensmittelmarkt anbieten werde. „Ich will das allein stemmen können“, erklärt der 33-Jährige, der hauptberuflich anderweitige Wege einschlage. Dennoch könne er auf die Unterstützung seiner Eltern zählen, verspricht Mutter Ulrike, so dass sich die Fans der „Zinke-Wurst“ auf geräucherte Bratwürste, Wienerle, Käsewürstchen, Fleischwurst, Fleischkäse und dergleichen freuen dürfen. Ein breites Dosenangebot ergänze das Sortiment. „Krakauer wird‘s nicht mehr geben.“ Er müsse sich zeitlich auf die Highlights konzentrieren. So könne er kleinere Mengen produzieren und wenn etwas leer sei, müsse es der Kunde akzeptieren. Dafür erhalte er frische Ware. Überhaupt sei dessen Akzeptanz Voraussetzung für dieses Konzept, das nun probeweise bis Jahresende laufe.
Auch ein verändertes Einkaufsverhalten, bei dem nicht beim örtlichen Nahversorger, vielmehr beim großen Discounter eingekauft werde sowie veränderte Essgewohnheiten spielten eine Rolle. „Die Zeit der großen Sonntagsbraten ist vorbei“, berichtet Seniorchefin Ulrike Zink. Des Weiteren schlage der Verlust der Verkaufsstellen im Zusammenhang mit der Schließung der Bäckerei Seitz nachteilig zu Buche. Eklatant spüre sie im Verkauf den Personalmangel, wobei sie sich jahrelang auf ein engagiertes Team verlassen konnte. Aber mit Erreichen des Rentenalters sei es zwingend erforderlich zu reflektieren, wie es weitergehen solle. Gerne werde sie ihren Sohn unterstützen, wenngleich sie mehr Zeit für sich und ihre Enkelkinder haben wolle. Bei diesem Konzept falle man nicht von 60 bis 70 Wochenarbeitsstunden auf null herab, mache keinen harten Schnitt. Vielmehr solle es attraktiv für die Metzgerfamilie und die Kunden gleichermaßen sein.
Im Gegensatz zu Vater Helmut, der angesichts der langen Familientradition verständlicherweise wehmütig berührt sei, habe Sohn Jörg noch keine Zeit für Emotionen, es gebe vieles zu planen, zu regeln, zu organisieren. Außerdem fordere auch seine Familie mehr Zeit, zumal seine Frau nach der Babypause wieder verstärkt in ihren Beruf als Logopädin einsteige. Doch wäre er kein Vollblutunternehmer, kein Metzger, für den sein Beruf auch Berufung ist, kämen ihm nicht schon weitere Ideen zugunsten seiner Kunden in den Sinn. Inspiriert durch die Erfahrungen eines ehemaligen Kollegen, könne er sich vorstellen gezielte, auch jahreszeitlich entsprechende Aktionen zu bieten. Dies nur auf Vorbestellung, so dass es planbar sei, wobei sich das Abholen der Ware auf wenige Stunden beschränke. Versorgt werde auch der Festbetrieb der Vereine sowie der Partyservice, letzterer zunächst bis Jahresende. Auch zu den Festtagen an Weihnachten, an denen unzählige Vorbestellungen abzuarbeiten waren, werde man die Genießer nicht in die leere Röhre schauen lassen und ein kleines Bratenangebot offerieren.
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