Fantastische Narrenwelt

Eubemer Boachscheißer ließen es richtig krachen

Publikum mit einer gelungenen Mischung aus Heiterkeit, Esprit und Lebensfreude begeistert.

Von 
Elisabeth Englert
Lesedauer: 
Feurig ging es beim Showtanz zu. © Elisabeth Englert

Eubigheim. Ob in die Berge Tirols, ins feurige Andalusien oder über die Weltmeere: die Eubemer Boachscheißer scheuten weder Kosten noch Mühen, ihrem närrischen Publikum ein abwechslungsreiches Potpourri aus Heiterkeit, Esprit und Lebensfreude zu präsentieren. Der Aktualität geschuldet stand „Safety first“ oben auf der Narrenagenda. Darum sorgten mit Jennifer Lang und Carsten Kistner zwei äußerst erfahrene Sicherheitskräfte für einen unbeschwerten Ablauf. Nach einer Stichpunktkontrolle nach verdächtigen Personen im Publikum, der auch Bürgermeister Benjamin Czernin nicht entging, führten die beiden souverän und launig durch das vierstündige kreative Feuerwerk.

Wer hätte gedacht, dass so etwas Profanes wie ein „Wackelkontakt“ das Potenzial innehat, das Publikum, das von Beginn an begeistert mitging, gleich als Warm-up von den Stühlen zu reißen? Die Boachscheißer sind stets für Überraschungen gut. Und so hatte Werner Schifferdecker, der zwischen den Auftritten mit Tanz- und Schunkelrunden das Narrenvolk unterhielt, leichtes Spiel.

Eine Zahnarztbehandlung der besonderen Art. © Elisabeth Englert

Zwischenzeitlich verwandelte sich die Bühne in die Zahnarztpraxis von Dr. Zahn (Fiona Scherer) und Dr. Lücke (Bernhard Offner), wo die ganze Bandbreite menschlicher Charaktere zur Behandlung aufschlug. Sei es der ängstliche Emil Schlotter (Emil Rotter), der derb-robuste Günter Zahnstein (Emma Wittmann) mit Blutgruppe Asbach-Cola positiv oder die forsch-quasselnde Karla (Antonia Haueisen), die sich diebisch freute, mit Wodka nachspülen zu dürfen. Arzthelferin Frau Bissig (Mia-Maria Scherer) kümmerte sich drum, dass sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können. Mit strahlendem Lächeln genossen die Narren demzufolge den klassisch-fastnachtlichen, akrobatischen Gardetanz der FG Lustige Vögel Schweinberg, die bei ihrer Zugabe mit Unterstützung des Elferrats die Bühne rockte. Ein bisschen zur Ruhe kommen durfte das Narrenvolk beim Preisrätsel, wobei Katharina Hilscher als Glücksfee fungierte.

Auch der Bergdoktor war in Eubigheim am Start. © Elisabeth Englert

Verschneite Berggipfel, ein Rettungshubschrauber, eine lauschige Bank inmitten der Alm sowie ein fernsehreifes Intro, professionell gedreht von Jan Weißenberger, zu Bergdoktor und Bergrettern brachte die Fans zum Johlen. Die ihre Kameraden beeindrucken wollende Boachscheißerin Madita (Simonides) stürzte am Selfie-Point in die Schlucht, von wo aus ihre Hilferufe an Lisbeths (Katharina Englert) Ohren drangen. Flugs alarmierte diese ihren Bergdoktor-Sohn Martin (Heinz Wagner), der über die Bergretterzentrale bei Rudi (Felix Englert) den Helikopter mit Michi (Michael Dötter) am Steuerknüppel anforderte. Freischwebend seilte sich Bergretter Markus am Tau (Matteo Simonides), bewundert von Notärztin Katharina (Lisa Wagner), in die Tiefe ab, barg die Verunglückte, die umgehend ins Krankenhaus geflogen wurde, wo sich – wer sonst – der Bergdoktor um ihre Genesung kümmerte. Gut, dass dem weltgewandten Arzt auch die „Spezies der Boachscheißer“ vertraut war. Vermutlich werden nach diesem gelungenen Programmpunkt die donnerstäglichen Einschaltquoten in die Höhe schnellen, verbunden indes mit einem Wermutstropfen, denn: Das Boachscheißer-Filmteam only presents on Rosenmontag! Und somit ist klar, nicht bei ARD und ZDF, wohl aber bei den Boachscheißern sitzen die Zuschauer in der ersten Reihe.

Unterhaltsam geht es im Bürgerbus zu. © Elisabeth Englert

Dann machte die geballte Menpower der „Beesche“ aus Waldstetten als Piraten die sieben Weltmeere unsicher. Zurück auf sicherem Terrain im Boachscheißerland wartete der Bürgerbus der Gemeinde mit Fahrer Lothar, köstlich gespielt von Hans-Peter Scherer, auf seine Fahrgäste: Der Kirchenchor (Sabrina Dünzl, Carmen Ihle, Corina Mehrbrei, Lisa Offner und Simone Strenkert) machte einen Ausflug. Ob Einkaufserlebnisse, Neues aus dem Dorf oder Nähkästchengeplauder von zuhause, die Fahrt bot viel Zeit für Lokalkolorit, wobei die Herren der Schöpfung, die AH, die anschließend nach „Berlsche zum Saure Nierle- Essen“ chauffiert wurde, dem in nichts nachstand. Nach diesem Werbeblock für die segensreiche Einrichtung des Bürgerbusses thematisierten 18 junge Damen aus Grünsfeld bei „Die Maniküre – Perfekt Unperfekt“ den Schönheitswahn und Hang zur Vollkommenheit und brachen eine Lanze für Natürlichkeit und Individualität. Um Schönheit sowie den Ehrgeiz, aus dem „Schlaffzimmer“ wieder ein Schlafzimmer zu machen, ging‘s bei den Bemühungen von Erna Gutflug mit unverwechselbarer Mimik und Situationskomik, grandios gespielt von Jennifer Lang. Sei es der „Puss-up“, der so viel pusste, dass sie sich fast das Kinn geprellt hätte, seien es ihre Gehversuche bei Gewichthebern und Reitern, sie war überzeugt: „Ich erschlag‘ die Männer mit meiner Weiblichkeit.“ Es blieb kein Auge trocken und als zu „You can leave your hat on“ die Hüllen fielen, war dem nichts mehr hinzuzufügen.

Entspannung pur. © Elisabeth Englert

Nach diesem minimalistischen Bühnenbild tat sich eine Baustelle auf. Der „Luxusbunker“ des Bürgermeisters wurde von den Handwerkern Andre (Falk Dötter), Kal (Leon Strenkert) und Inskij (Felix Dötter) renoviert, wobei er zum Leidwesen seiner Frau (Marie Dötter) mit der Vergabe an diese drei ein eher unglückliches Händchen bewiesen hatte. Auch mit der blütenstaubsaugenden, neugierigen Nachbarin – staubtrocken gespielt von Katharina Hilscher, die allzu gern in die Planungen miteinbezogen worden wäre – hatte sie ihre liebe Not. Die hart malochenden Arbeiter hingegen entspannten mit wesensverändernden Blütebadekappen und viel Wortwitz im frisch angeschlossenen Whirlpool, bis sie vom Bauherrn (Jörg Zink) nebst Gattin erwischt wurden. Bliebe Letzterer zu wünschen, dass sich ihr Gemahl mit der Vergabe der Außenfassade an die Firma Vogt (Daniel Vogt) kompetenter erwiesen hätte.

Dann verteilten sich zehn rassige Senoritas mitten unter den verwundert dreinblickenden Gästen auf den Tischen, um angelockt vom einsamen Musikanten einen feurigen Showtanz auf die Bretter zu zaubern – Applaus im Stehen und Zugabe inklusive. Einstudiert wurde dieser rosa flammende Traum aus Eleganz und knisternder Erotik von Jennifer Lang und Lisa Wagner.

Besondere Erwähnung verdient die generationsübergreifende Tanzgruppe, die den Teamgeist augenscheinlich dokumentiert und das Wort „Vereinsfamilie“ mit Leben füllt. Durch das fastnachtsinfizierte Herzblut verbunden waren beim Showtanz Eva-Maria Dötter, Antonia und Carolin Haueisen, Jennifer Lang, Fiona und Mia-Maria Scherer, Anna Schreck, Madita Simonides, Lara Stein, Emma Wittmann, Falk, Felix und Michael Dötter, Gregor Englert, Ralf Hefner, Bernhard Offner, Emil Rotter, Leon Strenkert und Lukas Schwarz. Überhaupt entsprangen sämtliche Beiträge den Federn der Boachscheißer, die, so Kistner, ihr Publikum lieben. Man spürte es, denn als beim großen Finale Carolin Haueisen und Bernhard Offner zu den Mikrofonen griffen und dieses musikalisch aufforderten: „Steh auf, mach laut“ schwappte diese Liebe auf die gesamte Narrenschar über und wie aus einer Kehle sangen alle lauthals: „Wir lieben das Leben“.

"Alt", aber oho! © Elisabeth Englert

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke