Leibenstadt. In mittelalterlicher Kleidung und mit seinen Instrumenten zieht das Musikerehepaar Vanessa Feilen und Andreas Schuss als das Instrumentalduo "Windwood & Co" durchs Land und gibt jährlich rund 180 Konzerte. Im "Luther-Jahr" stehen bei ihren Erzählkonzerten "Martin und die Lutherin" im Mittelpunkt.
Einzigartige Verbindung
Am Samstagabend präsentierte das Instrumentalduo in der evangelischen Kirche in Leibenstadt sein Erzählkonzert und bestach dabei durch freie Rede und virtuose Musik. Beide werden als Multiinstrumentalisten bezeichnet, da sie mehrere Instrumente beherrschen und gleichzeitig auf zwei Instrumenten spielen können.
Das Duo bot eine einzigartige Verbindung von Musik und Text. Andreas Schuss zog die Zuhörer in seinen Bann. Mit seinen sachkundigen, authentischen Erzählungen erweckte er den Eindruck, als habe er selbst zur damaligen Zeit die Geschehnisse erlebt.
Zwischen den einzelnen Erzählungen wechselte das Duo vom Kontrabass über Klarinette, Saxophon, Panflöte, Akkordeon und Harfe und ließ Kompositionen von Paul Gerhard, Johann-Sebastian Bach, eigene Kompositionen und Klezmer-Musik erklingen.
Pfarrer Dr. Markus Roser hieß das Duo bereits zum dritten Mal in der Kirche willkommen und brachte seine Vorfreude auf das "Erzählkonzert" zum Ausdruck. Andreas Schuss spielte am Piano und gleichzeitig Panflöte, sowie Vanessa Feilen am Saxophon, als sie zunächst mit einer harmonischen Komposition die Zuhörer willkommen hießen. Man könne im Luther-Jahr viel in Büchern und CDs über den Reformator erfahren. "Wir beginnen mit dem, wo die anderen aufhören", erklärte Schuss und das Duo spielte, "Wie lieblich ist der Mai".
Martin Luther hatte an der damaligen Universität Wittenberg studiert und ging ins Kloster. Er habe nach einem gnädigen Gott gesucht. Er habe gemerkt, dass der römische Weg, zu Gott zu kommen, der falsche war. Er erforschte die Bibel, machte sich viele Feinde und wurde vom Papst verbannt. Im Oktober 1517 verfasste er 95 Thesen, die direkt auf den Ablass Bezug nahmen.
Katharina von Bora, spätere Frau von Luther, und ihre Freundinnen schrieben einen Brief aus dem Kloster Nimbschen und baten in diesem, aus dem Kloster heraus geholt zu werden. Es gelang ihnen die Flucht aus dem Kloster nach Wittenberg. Hier habe Martin Luther eine Spendensammlung organisiert, damit Katharina und ihre Freundinnen Kleider bekamen, so Schuss.
Katharina kam bei einem Geschäftsmann und Politiker unter. Sie galt als gut gebildete Dame und musste die Menschen unterhalten. Sie wollte nur Martin Luther heiraten. Luther wollte erst nicht.
1525 heirateten sie. Dem Ehepaar wurden sechs Kinder geboren, von denen vier das Erwachsenenalter erreichten. Katharina wurde zur berühmtesten Pfarrfrau der Welt", führte nicht nur einen großen Haushalt, sondern sie war ihrem Mann auch eine unentbehrliche Gefährtin und Beraterin, erklärte Schuss. Luther hatte in seinem Haus einen "Saustall".
Katharina reinigte alles intensiv, was Luther imponiert habe. Luther konnte nicht mit Geld umgehen und übertrug diese Aufgabe seiner Ehefrau. Er erlebte, wie seine Frau Ländereien kaufte, und ein Studentenheim baute. Katharina sei extrem clever und eine liebe Ehefrau gewesen.
Luther arbeitete bedingungslos
Luther habe sich zum Familienmenschen entwickelt und erlebte seine glücklichste Zeit. Er hatte allerdings gesundheitliche Probleme und habe Phasen gehabt, bei denen er bedingungslos arbeitete und danach wieder wochenlang im Bett gelegen habe. Er sei das Aushängeschild der Universitätsstadt Wittenberg gewesen.
Katharina habe ihren Ehemann ständig unterstützen müssen, da er viele Feinde gehabt habe. Luther sei ein Mann mit einem messerscharfen Verstand gewesen.
Seine Tochter Magdalene, die er über alles geliebt habe, verstarb im Alter von zwölf Jahren. Luther verstarb am 18. Februar 1546 und seine Ehefrau sechs Jahre danach. Er setzte seine Ehefrau als Alleinerbein ein.
Bei der Beerdigungspredigt von Martin Luther sei seine Ehefrau nicht erwähnt worden. Die Menschen haben danach Katharina das Leben schwer gemacht.
Nach dem Tod Luthers marschierten die kaiserlichen Truppen ein. "Wenn man über die Luthers redet, muss man auch über die dunklen Seiten der Biografie reden. Die "Nazis" haben durchaus Propaganda mit Luther gemacht.
Luther habe sich selbst als fehlerhaften Menschen gesehen.
Sein Bestreben sei immer gewesen, einen gnädigen Gott zu finden. Wenn Menschen handeln, machen sie Fehler. Dies gelte auch für Luther. "Je höher Menschen in der Rangliste stehen, umso größere Folgen können ihre Fehler haben", resümierte Schuss. Weil Menschen eben Menschen seien, werden auch Fehler gemacht. "Vielleicht gelingt es uns, was wir im sonntäglichen Gottesdienst beten: Vergib uns unsere Schuld und wir vergeben unseren Schuldigern. umzusetzen, so Schuss am Ende seiner Ausführungen in der Leibenstadter Kirche. jüh
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