In der Adelsheimer Schlossgasse

Metzgerei Götz schließt ihre Pforten

Ära des Familienbetriebes endet am 31. März. Mehrere Gründe bewegten den Metzgermeister und seine Familie zu dem Entschluss

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zij
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Ende der 1960er Jahre entstand das neue Ladengeschäft mit Wohnhaus, dem später auch noch eine moderne Wurstküche angegliedert wurde. © Zimmermann

Adelsheim. 116 Jahre lang gab es in der Metzgerei Götz in der Adelsheimer Schlossgasse frische Fleisch- und Wurstwaren. Damit ist bald Schluss. Das alteingesessene Familienunternehmen, das in vierter Generation geführt wird, schließt Ende März. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich am Wochenende die Nachricht in Adelsheim. Metzgermeister Uwe Götz „blutet das Herz“, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung betont, dass er das Fleischereifachgeschäft, das er seit 1986 führt und das weit über die Grenzen der Stadt hinaus für seine hervorragenden Fleisch- und Wurstwaren bekannt ist, zum 31. März schließt.

Das hat mehrere Gründe, wie Götz weiter erläutert. Zum einen seien es gesundheitliche Probleme, die ihn dazu gezwungen haben, diesen Schritt zu gehen, zum anderen aber auch Altersgründe.

Die Coronakrise ging mit Umsatzeinbrüchen durch den Wegfall von Veranstaltungen und Familienfeiern einher. Der Ukrainekrieg mit den steigenden Energiekosten und der Inflation seien jedoch derzeitig für die wirtschaftlich vorherrschende Situation mit immens gestiegenen Energiepreisen daran schuld, dass man den Handwerksbetrieb nicht mehr wirtschaftlich betreiben kann. Die Wurstherstellung sei sehr energieintensiv, so Uwe Götz. Zuerst muss die Wurstmasse erhitzt, gekocht und gegart werden, wobei Fleischwolf und Kutter sowie ein nicht unerheblicher Teil an Warmwasser zum Einsatz kommen, die hohe Energiekosten verursachen. Anschließend müssen die Wurstwaren wieder gekühlt werden, bis sie schließlich in den Verkauf gelangen.

Inzwischen hätten sich die Energiepreise nahezu verdoppelt, und es sei unmöglich, die Preise auf die Waren umzulegen, denn: Viele Kunden seien auch nicht mehr bereit und zum Teil aus wirtschaftlichen Gründen auch nicht mehr in der Lage, für qualitativ hochwertige Waren aus heimischer Produktion etwas mehr Geld auszugeben.

Mangel an Fachkräften

Ein weiteres Problem sei außerdem der Mangel an zuverlässig und gut ausgebildeten Fachkräften, sowohl in der Wurstküche, als auch im Verkauf, so Uwe Götz.

Zusammen mit Sohn Lars, der ebenfalls Metzgermeister ist, und Schwiegersohn Christoph Bremberger, der auch in dem Familienbetrieb mitarbeitet, hat man gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten gesucht, die Metzgerei weiter zu führen, kam nach langer Überlegung und der Abwägung aller Möglichkeiten jedoch zu dem Entschluss, dass ein Weiterbetrieb unter den derzeit gegebenen Umständen keinesfalls wirtschaftlich sei.

Gegründet wurde die Metzgerei in der Schlossgasse im Jahre 1907 von den Urgroßeltern von Uwe Götz, von Friedrich und Luise Riedt, die von Kreßbach nach Adelsheim kamen und die Metzgerei von Familie Ohnsmann übernahmen. Friedrich und Luise Riedt hatten eine Tochter namens Emma, die im Jahr 1930 den Metzgermeister Emil Kegelmann aus Großeicholzheim heiratete.

Einige Jahre später übernahm Emil Kegelmann den Betrieb, musste aber, wie so viele Männer in dieser Zeit, in den Krieg ziehen. Seine Frau Emma führte unter großen Mühen das Geschäft weiter, bis ihr Mann wieder nach Hause kam. Aus dieser Ehe ging schließlich Tochter Lieselotte hervor.

Lieselotte Kegelmann heiratete 1955 Metzgermeister Kurt Götz, der zusammen mit seinem Schwiegervater die Metzgerei betrieb. Ein Meilenstein in der Firmengeschichte war das Jahr 1968, als mehrere angrenzende Häuser erworben werden konnten und anschließend abgerissen wurden. Auf diesem Gelände entstand schließlich ein Neubau, der bis heute als Ladengeschäft und Wohnhaus dient.

1970 übernahm Kurt Götz die Metzgerei und führte sie, zusammen mit seiner Frau Lieselotte, bis 1986, wobei der Wohnkomplex zwischenzeitlich um eine moderne Wurstküche erweitert wurde.

Seit 1986 führt Uwe Götz zusammen mit seiner Frau Doris erfolgreich die Metzgerei, nachdem man den Verkaufsraum nach der Geschäftsübernahme umgestaltete. Die Kunden schätzen besonders die hervorragende Qualität der Fleisch- und Wurstwaren, die deutschlandweit schon vielfach mit Medaillen und Ehrenpreisen ausgezeichnet wurden.

Die hausgemachten Wurst- und Fleischwaren werden nach traditionellen Rezepten selbst hergestellt und das Angebot wurde stets erweitert, so dass man heute auch eine große Käseauswahl, Feinkostsalate und Speisen zum Mitnehmen in der Theke vorfindet. Hinzu kommt ein Partyservice, die Belieferung von Familienfeiern, Vereinsfesten und Veranstaltungen und nicht zuletzt das Bereitstellen von Schulverpflegung.

Und so, wie Familie Götz, die ihre Metzgerei schon seit Generationen mit Leidenschaft betrieb, geht es derzeit vielen Fleischereien in Deutschland. Und es vergeht keine Woche, in der nicht irgendwo in der Republik ein Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen schließen muss. So kämpfen heute viele Familienbetriebe nicht nur mit massiv gestiegenen Energie- und Rohstoffpreisen, auch die wachsende Konkurrenz der Supermärkte und Discounter gefährdet viele Existenzen.

Hinzu kommt, dass Verpackungsmaterialien, Gewürze, Hilfsstoffe, aber auch der Fleischeinkauf immer teurer geworden sind, bis es schließlich um die Entscheidung ging, ob man einen familiengeführten Handwerksbetrieb noch wirtschaftlich betreiben kann.

Uwe Götz sieht nach wie vor die Notwendigkeit, dass Verbraucher gute Qualität, eine Vielfalt an Produkten zu bezahlbaren Preisen und die gute Erreichbarkeit von Geschäften schätzen. Umso mehr Metzgereien aber von der Schließung betroffen sind, desto weniger Auswahl an qualitativ hochwertigen und mit großer Handwerkskunst hergestellter Fleisch- und Wurstwaren wird es künftig im näheren Wohnumfeld der Kunden geben und so werden viele Kunden zu Supermärkten und Discountern abwandern, wie der Metzgermeister bedauert.

Wehmütig zeigt sich die Familie Götz in den letzten Wochen des Betriebs und man merkt allen an, dass ihnen die Schließung sehr nahegeht und nicht leichtfällt. Denn schließlich sind aus dem Kontakt zu ihren Kunden in den letzten Jahren und Jahrzehnten auch viele Freundschaften gewachsen und entstanden. „Das wird uns fehlen“, so Uwe Götz, der stets auch die unzähligen zwischenmenschlichen Beziehungen geschätzt und immer eine tiefe Verbundenheit zu seinen Kunden gefühlt hat. Nicht zuletzt werden viele Adelsheimer die Gespräche und Treffen in der kleinen Landmetzgerei, den Humor und das gemeinsame Lachen, das die Räume stets erfüllte, vermissen. zij

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