Adelsheim/Mosbach. Zum Abschluss seiner Saison im Mosbacher Alten Schlachthaus wird der Kunstverein Neckar-Odenwald Louis von Adelsheim mit seiner audiovisuellen Installation „Patio“ zu Gast haben. Ein herausforderndes Thema, das den Künstler schon lange intensiv beschäftigt, steht im Mittelpunkt des Werkes, das er eigens für die Mosbacher Räumlichkeit schafft.
Es geht um Gefangenschaft und Strafvollzug, um die menschliche Erfahrung von Eingesperrtsein und die Strukturen von Subkulturen, die in Gefängnissen und gezwungenermaßen abgeschlossenen Lebensräumen entstehen.
Die künstlerische Arbeit von Louis von Adelsheim hat im Laufe der Jahre einen Stil entwickelt, der sich ganz wesentlich dadurch auszeichnet, dass er die Menschen, die in Austausch mit seinen Werken treten, auf räumliche, physische, sinnliche Weise in Bezug zu diesen Arbeiten bringen möchte. Das gilt für die freudige, „schöne“ Seite seines OEuvre ebenso wie auf die Arbeiten, die sich wie hier mit der schwierigen Seite menschlicher Erfahrungen beschäftigen.
Dabei führt „Patio“ eine Werkgruppe fort, in der Louis von Adelsheim die Zustände in chilenischen Haftanstalten zum Gegenstand nimmt, und die in Chile große Aufmerksamkeit auf sich zog. So wurde „Los Muros de Chile“ im Museo de Arte Contemporaneo in Santiago vom chilenischen Kritikerkreis als beste internationale Ausstellung des Jahres 2018 ausgezeichnet.
Die Arbeit, die der Künstler mit seinem Team im Mosbacher Alten Schlachthaus aufbaut, ist genau auf die räumliche Situation abgestimmt und soll den Besucher der Ausstellung zum Erlebenden des Gefangenseins machen.
Der Betrachter wird die bedrückende Enge spüren. Die Beamer-Projektionen in den „Patio“, den Innenhof, stehen dann für die Hoffnung auf Freiheit und für die Seele des entwürdigten Menschen.
Ein anderer Teil der Mosbacher Ausstellung nimmt Bezug auf die Jugendvollzugsanstalt Adelsheim, die im Jahre 2024 auf ihr 50-jähriges Bestehen zurückblicken wird. Auch mit dieser Institution ist Louis von Adelsheim bereits durch intensive künstlerische Arbeit verbunden. Im Gespräch mit dem Künstler wird schnell deutlich, wie sehr er gelernt hat, das Prinzip von Resozialisierung und Menschenwürde zu wertschätzen, das dem Strafvollzug in Deutschland zugrunde liegt.
Und dennoch: Auch hier gelten die Antagonismen von außen und innen, von frei und gefangen, von Hoffen und Resignieren. Und dies sind Schlüsselworte menschlicher Existenz, die für Louis von Adelsheim zentrale Anziehungskraft für seine kreative Arbeit haben.
Bei der Vernissage der Ausstellung am Sonntag, 24. September, um 11 Uhr wird Ulrike Thiele ein Künstlergespräch führen und dabei auch die Lyrikerin Andrea Brandes vorstellen, die die gesamte Arbeit zum Thema bereits in Chile wesentlich begleitete.
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