„Spielplatzpiraten“ zu Gast in Adelsheim

Eine Piratenflagge weist den Weg

Der Stadtgarten wurde gekapert und in eine bunte Spielelandschaft verwandelt

Von 
Elisabeth Englert
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Mit Feuereifer dabei – beim Theater von „Pirat Stinkesocke“. © Elisabeth Englert

Adelsheim. Schon von weitem hört man Shantyklänge, untermalt von kräftig rauschendem Wasser, eine Piratenflagge weht im Wind. Doch mutet das sich auftuende Szenario nicht bedrohlich an, die fröhlichen Kinderstimmen verheißen vielmehr Spaß, Spiel und Freude.

Dies verdanken sie den „Spielplatzpiraten“, die den Stadtgarten gekapert und in eine bunte Spielelandschaft verwandelt haben. Vor der riesigen Piratenhüpfburg stehen zig Paar Kinderschuhe, drinnen auf dem Schiff quietschen und hüpfen ihre Besitzer vor Freude. Mitten unter ihnen Florian Pfannenschwarz, Organisator des bunten Treibens.

„Die Hüpfburg läuft immer“, weiß Schwester Frumentia mit einem Blick auf diese und ist auch schon wieder weg. Flink huscht die diplomierte Pädagogin und Psychologin zwischen Kinderwagen und Bänken, zwischen Kleinen und Erwachsenen, zwischen Maltisch und Bällebad hin und her, hat alles im Blick, für jeden Zeit sowie ein herzliches Wort.

Begeisternd, mit hellen, wachen Augen berichtet sie von den Anfängen des Vereins „Spielplatzpiraten“, der dieses Angebot ermöglicht. Florian Pfannenschwarz, selbst junger Familienvater zweier Kinder, habe nach der Pandemie das Bedürfnis verspürt sich für Kinder zu engagieren, damit diese die Einschränkungen der Coronajahre schnell verwinden könnten.

Von damals geschlossenen wanderten seine Gedanken schnell zu belebten, attraktiven Spielplätzen, auf denen die Kleinen nach dem Betretungsverbot wieder nach Herzenslust toben könnten.

Und nun sei sie ins Spiel gekommen, weiß die Ordensfrau, denn aufgrund der langen bestehenden Freundschaft zur Familie Pfannenschwarz habe Florian sie ins (Piraten-) Boot geholt. Seither sei sie beratend und unterstützend dabei und prüfe stets die Bedarfe, was gehe, was brauche man, wie könne man reagieren.

„Bindung und Bildung ist mein zentrales Thema“, postuliert sie deutlich. So fließe die Bildung kinderleicht ins Spielen hinein wie etwa beim Programmieren eines „Käfers“, das die Fünfjährigen in 20 Minuten „draufhaben“, beim Vorlesen in der gemütlichen Leseecke mit weichen Sitzkissen, beim Basteln, Malen, Bauen, Kicken oder beim Umeinanderkugeln im Bällebad. Hinter jedem Bewegungs-, Kreativ- oder Unterhaltungsangebot, sei es grob- oder feinmotorisch angelegt, stehe stets die Bildung. Damit einhergehend entwickle sich eine Bindung, ein soziales Miteinander, das den Familien guttue.

Action am „Hoffexpress“

Zu sehen, wie ihre Kinder unbeschwert das Piratenschiff erobern, klettern und rutschen, am „Hoffexpress“ kicken und mit dem Ball jonglieren oder Pirat „Stinkesocke“ beim Suchen desselben helfen und aus dem Lachen nicht mehr herauskommen, erfreue Eltern und Großeltern, die dies dankbar und wertschätzend annähmen. Überdies lobten sie spezielle Angebote für die ganz Kleinen, die auf Spielplätzen oftmals fehlten. Hier kämen ins Gespräch, tauschten sich aus und so entstünden Begegnungen und Bindungen, die stärkten.

Wichtig sei, betont die rührige, energiegeladene Franziskanerin, der man ihre über 80 Lenze weder ansieht noch anmerkt, das von Beginn an bestehende gute Netzwerk. Zwischen dem Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreises, den Kommunen und Vereinen bestünden beste Kontakte. So ziehe man an einem Strang, gebe Antworten auf die Nöte der Zeit, könne mit regionalen Aktionen wirksam Not lindern sowie konkrete Notsituationen erkennen und unterstützen.

Und wenn nach spannenden Abenteuern den kleinen Freibeutern oder Landratten der Magen knurre, gebe es Herzhaftes und Getränke. „Uns war wichtig, dass dieses Angebot kostenlos ist, wie alles hier“, bekräftigt Schwester Frumentia, denn es solle auch diejenigen erreichen, denen es nicht so gut gehe. „Jedes Kind darf sich holen, was es braucht“, ob psychisch oder physisch.

Eine breite Helferpalette ermögliche dieses vielseitige, vielfältige und gut durchdachte Angebot. Neben Familie Pfannenschwarz, Mitarbeitern der Firma Seitenbacher sowie weiteren Ehrenamtlichen seien auch Praktikanten des Jugendamtes aktiv vor Ort. „Supertoll, dass es das gibt“, loben beide unisono.

Lässt man die angenehme, entspannte Atmosphäre, die über dem Stadtgarten liegt, auf sich wirken, kann man ihnen nur zustimmen. Die lachenden Gesichter der Kinder und Jugendlichen, die zufriedenen, dankbaren Erwachsenen sprechen für sich. Das wertvolle Spektrum der „Spielplatzpiraten“ kommt an und es ist wahrlich kein Seemannsgarn, das die Organisatoren da gesponnen haben.

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