Gemeinderat

Adelsheim: Vorlesestunde verärgert Stadträte

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Das Verständnis für Naturzusammenhänge soll im Naturkindergarten Adelsheim besonders gefördert werden. © Heike Siebert

Adelsheim. „Das ist sozusagen eine Verbrämungsmaßnahme für Gemeinderatskandidaten“, stellte Bürgermeister Wolfram Bernhardt nach dem fünften Tagesordnungspunkt der Sitzung am Montagabend fest. Die Sitzung dauerte zu diesem Zeitpunkt schon mehr als hundert Minuten. Etwa 80 davon waren dem Vorlesen der Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange zu den Bebauungsplänen „Steinäcker rechts“ und „Sondergebiet Freiflächenphotovoltaikanlage Hühneräcker“ gewidmet. Als der Vorlese-Marathon ein Ende hatte, empörten sich einzelne Stadträte über diese „unzumutbare“ Vorgehensweise – sowohl für die Zuhörer als auch für die Vorleser. Es würde reichen, in der Sitzung auf einzelne Änderungswünsche hinzuweisen und Fragen aus dem Gremium zu beantworten. Schließlich habe jeder das komplette Dokument, das Teil der Sitzungsunterlagen ist, zu Hause in Ruhe selbst durchlesen können. Das Gremium beauftragte die Stadtverwaltung damit, bei der Baurechtsbehörde abzuklären, ob ein wörtliches Verlesen der Stellungnahmen in der Sitzung juristisch wirklich nötig sei.

Bebauungspläne beschlossen

Über die Sachverhalte selbst bestand im Gemeinderat kein Diskussionsbedarf. Der Bebauungsplan „Steinäcker rechts“ war schon häufiger Thema in dem Gremium. Dieser war im vereinfachten Verfahren nach Paragraf 13 b Baugesetzbuch beschlossen worden. Nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts musste dieser neu aufgestellt und unter anderem eine Umweltprüfung vorgenommen werden. Marco Rieß vom „Ingenieurbüro Sack & Partner“ trug die Stellungnahmen etwa 30 Minuten lang vor. „Es gibt keine Überraschungen bei den Stellungnahmen“, sagte er. Die Beschlussfassung wird am Freitag im Amtsblatt und auf der Internetseite der Stadt veröffentlicht. Nach Einschätzung von Rieß könnten die Bauherrn frühestens in zwei Monaten mit dem Bauen beginnen.

Ebenfalls zügig wurde auch der Bebauungsplan „Sondergebiet Freiflächenphotovoltaikanlage Hühnerecker“ verabschiedet. Die PV-Anlage soll in der Nähe der Justizvollzugsanstalt errichtet werden. Die Kosten des Bebauungsplanverfahrens trägt der Bauherr „EnBW Solar“.

Mit den Hochwasserschutzmaßnahmen am Bronnbach geht es voran. Der Gemeinderat vergab einstimmig die Planungsarbeiten an das „Ingenieurbüro Wald + Corbe“ aus Hügelsheim für rund 85 000 Euro. Die Baumaßnahme soll etwa 490 000 Euro kosten. Wie die Stadtverwaltung mitteilte, sei mit einem Beginn der Baumaßnahme im Oktober zu rechnen. Ende 2025 soll diese abgeschlossen sein. Die laufende Freibadsaison soll von der Baumaßnahme nicht betroffen sein, für nächstes Jahr könne man dies aber nicht garantieren.

Die Stadtverwaltung informierte den Gemeinderat darüber, dass insgesamt 211 Kindergartenplätze für Kinder im Alter von über drei Jahren zur Verfügung stünden. Davon würden nach der aktuellen Planung 173 benötigt. Für Kleinkinder ab dem Alter von einem Jahr seien insgesamt 40 Plätze vorhanden. Davon seien derzeit 35 belegt. Insgesamt gibt die Stadt 2024 rund zwei Millionen Euro für Kindertageseinrichtungen aus. Abzüglich der zu erwartenden Zuweisungen muss die Stadt rund 1,1 Millionen Euro selbst finanzieren.

Projekt des Naturkindergartens

Der Naturkindergarten wird auf Beschluss des Gemeinderats am Projekt „Naturpark-Kindergärten“ des Naturparks Neckartal-Odenwald teilnehmen. Im Rahmen dieses Programms sollen die teilnehmenden Kindergärten untereinander zusammenarbeiten. Die Kinder sollen ein erweitertes Verständnis für Naturzusammenhänge, die regionale Kultur und Geschichte erhalten.

Außerdem setzte das Gremium die Monatsbeiträge für den Naturkindergarten fest. Diese reichen von 106 Euro für Familien mit drei Kindern unter 18 Jahren bis zu 202 Euro für Familien mit einem Kind. Im Kindergartenjahr 2025/2026 erhöhen die Beiträge sich auf 115 beziehungsweise 217 Euro.

Gemeinderat in Kürze

Der Gemeinderat hat dem Verteilungsschlüssel für die Pachterlöse für die Windenergieanlagen im Weidachswald zugestimmt. Die Pacht wird zwischen den beteiligten Kommunen Adelsheim, Roigheim und Schefflenz aufgeteilt.

Die Stadt will zwei multifunktional genutzte Wege im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens B 292 sanieren lassen. Einer der Wege ist Teil des Skulpturenradwegs in Richtung Osterburken. Bei dem anderen handelt es sich um die Verlängerung des Ronstockwegs zwischen Adelsheim und Sennfeld. Der Gemeinderat beschloss, dass die Stadt den Eigenanteil an den Kosten in Höhe von 22 Prozent übernehmen soll. Das dürften voraussichtlich 144 000 Euro sein.

Der Gemeinderat befasste sich mit der Umgestaltung des Platzes vor der Kirche und dem Rathaus. Derzeit werden dazu Pläne erarbeitet, die eine Entfernung des „Gäässebrunnens“ vorsehen, um einen größeren Platz zu erhalten. Rolf Friedlein (CDU) hält diese Maßnahme für sinnvoll. „Wir brauchen einen großen Platz“, sagte er. Auch Ralph Gaukel (SPD) hält einen neuen Platz für den Brunnen für sinnvoll. Marco Rieß (Freie Wähler) schlug vor, dass man mehrere Varianten für die Gestaltung des Areals ausarbeiten lassen sollte. Dann könnte das Gremium sich für die beste entscheiden.

Der Gemeinderat vergab die Arbeiten für die Sanierung der Treppe in der Oberen Au-straße an die Firma Timo Kraft für rund 19 000 Euro. mb

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