Wachsende Population

Adelsheim: Neuer Stadtjäger kümmert sich um Waschbär-Problem

Adelsheim bekommt mit Lukas Deimel einen neuen Stadtjäger, der sich ab 1. September auf Konflikte mit Wildtieren konzentriert. Er darf in urbanen Gebieten Tiere entnehmen.

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Nicola Beier
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Der neue Adelsheimer Stadtjäger Lukas Deimel (links) erhält von Bürgermeister Wolfram Bernhardt die Einsetzungsurkunde. © Nicola Beier

Adelsheim. Lukas Deimel unterstützt als neuer Stadtjäger von Adelsheim ab 1. September die Bewohner bei Wildtierkonflikten. Vor allem ein Tier hat der 33-Jährige dabei besonders im Blick: den Waschbären. Denn die Probleme mit dem Tier haben in den vergangenen Monaten stark zugenommen, berichtet Bürgermeister Wolfram Bernhardt in einem Pressegespräch zur Vorstellung von Deimel im Rathaus in Adelsheim.

„Wir hatten 2024 die ersten Fälle mit Waschbären“, blickt der Bürgermeister zurück. Mittlerweile sind insgesamt fünf Fälle bekannt, in denen das Tier bei Bürgern aufgefallen sei. Zunächst wusste die Verwaltung selbst nicht, was zu tun sei. Denn in befriedeten Bezirken, wie in bebauten Gebieten und Gärten, darf das Tier nicht gejagt werden. Doch über das Landratsamt erfährt die Stadt von der neuen Möglichkeit, einen Stadtjäger einzusetzen, der in urbanen Gebieten Wildtiere entnehmen darf.

Waschbär-Population steigt an

So kam die Verwaltung letztlich auf Lukas Deimel, der seine neue Aufgabe ab Montag nebenberuflich antritt. Hauptberuflich arbeitet der 33-Jährige als Ausbilder bei AZO in Osterburken. „Der Waschbär hat keine natürlichen Feinde“, nennt er den Grund, weshalb die Population des Tieres zuletzt so stark zugenommen hat. Wie groß die Anzahl an Tieren in Adelsheim genau ist, sei nicht bekannt. Aber: „Wenn man einen Waschbären sieht, dann sind eigentlich schon zu viele da“, sagt Deimel. Auf ein Tier könnten so rund vier weitere kommen.

Der Waschbär sucht in urbanen Gebieten nach Nahrung. „Er ist ein Allesfresser“, so der neue Stadtjäger. Und da das Tier im Vergleich zum Marder nicht nur mit seiner Schnauze und seinem Gebiss arbeite, sondern mit seinen Pfoten, sei er viel gerissener und bekomme sogar Mülltonnen auf. „Der macht wirklich alles platt“, beschreibt Deimel das Vorgehen des Tieres.

Unerlaubtes Aufstellen von Fallen kann teuer werden

Wenn Bürger nun feststellen, dass ein Waschbär oder ein anderes Wildtier durch Lärm, Kot oder Urin für Probleme sorgt, dann sollten sie sich bei Deimel melden. Der Stadtjäger warnt davor, das Tier selbst zu fangen. Das könnte nämlich zu hohen Strafgebühren führen. „Das unerlaubte Aufstellen von Fallen kann rund 2.000 Euro kosten“, erklärt er. Dazu seien Genehmigungen notwendig, die ein normaler Bürger nicht habe. Hinzu komme, dass der Waschbär als Neozoon [eine Tierart, die in ein Gebiet, wo sie nicht schon immer vorkam, eingeführt oder unabsichtlich eingeschleppt wurde; Anm. d. Red.], nicht wieder freigelassen werden darf, wenn er erst einmal gefangen wurde.

Deimel als Stadtjäger hat die notwendigen Genehmigungen und kann das Tier im Notfall einfangen. „Der erste Schritt ist aber immer, den Bürger abzuholen“, erläutert Deimel sein Vorgehen. Das heißt, es sei wichtig, den Leuten erst einmal zu erklären, wie sie sich verhalten sollen. Wer zum Beispiel Katzen oder Vögel draußen füttert, könne dadurch auch Wildtiere anlocken. In einem weiteren Schritt würde Deimel versuchen, das Tier zu vergrämen, beispielsweise durch das Verschließen von Öffnungen oder das Aufstellen von Störsendern. Erst wenn das nichts nütze, werde das Tier mit einer Lebendfalle eingefangen und anschließend außerorts durch einen gezielten Schuss getötet. „Das ist aber das allerletzte Mittel“, sagt der 33-Jährige. Innerorts schießen dürfe er im Übrigen nur mit einer zuvor ausgestellten Genehmigung.

Einsatz des Stadtjägers müssen Bürger selbst tragen

Jeder Einsatz des Stadtjägers, egal wegen welches Wildtieres, muss der Bürger selbst zahlen. Pro Waschbär koste das circa 250 Euro. „Es kommt aber auf die Arbeitsstunden an“, ergänzt Deimel. Durch die Einsetzung des Stadtjägers entfallen die Kosten einer Einzelfanggenehmigung. Diese würde zusätzlich noch einmal rund 85 Euro kosten.

Deimel hat einen 16-tägigen Lehrgang absolviert, um sich zum Stadtjäger ausbilden zu lassen. Dieser sei in zwei Bereiche eingeteilt worden. Sieben Tage drehten sich um den Lehrgang zum Wildtierschützer, die restlichen neun Tage ging es um die Ausbildung zum Stadtjäger. Dort habe er unter anderem die Unterschiede zwischen Wildtieren in Siedlungsräumen und denen in freier Wildbahn gelernt. Es ging aber auch um das Aufstellen von Fallen, Kommunikation mit Bürgern, Jagd- und Waffenrecht, Waffenkunde, die Zusammenarbeit mit dem Wildtierbeauftragten und die Beizjagd. Zum Schluss musste Deimel 100 Multiple-Choice-Fragen beantworten, von denen er mindestens 70 richtig haben musste.


Stadtjäger kontaktieren

Lukas Deimel ist entweder per WhatsApp unter Telefon 0170/2998034 oder per Mail an deimel.stadtjaeger@web.de erreichbar.

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