Adelsheim. Schulleiter Martin Klaiber und seine Stellvertreterin Sandra Planck sitzen im Eingangsbereich des Eckenberg-Gymnasiums in Adelsheim. Sie grinsen über beide Ohren. Die Lehrer sollen für ein Foto schön in die Kamera schauen. Plötzlich steht Klaiber ruckartig auf. Er erblickt Pommes Frites mit Ketchup, die eine Schülerin ihm gegenübersitzend auf einer Bank genüsslich verspeist. „Darauf hätte ich jetzt auch Lust“, ruft er. Er kann es sich aber verkneifen, nach der ihm angebotenen Mahlzeit zu greifen. Planck kann sich angesichts des Hungeranfalls ihres Kollegen ihr Lachen nicht mehr verkneifen. Der Lehrerberuf scheint Spaß zu machen. „Normalerweise lachen wir doch nicht so viel. Mein Unterricht ist ernster, nicht wahr?“, sagt sie zu den Schülerinnen augenzwinkernd.
Weitere Schulfächer wurden eingeführt
Die Arbeit mit Kindern und jungen Erwachsenen bereitet den beiden Freude – obwohl sich der Unterricht in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert hat. Das Eckenberg-Gymnasium in Adelsheim wurde vor 60 Jahren eröffnet. So viele Jahre müsse man aber nicht zurückschauen, um den Wandel zu erkennen, sagt Planck im Gespräch mit den FN. In den vergangenen rund 20 Jahren seien durch gesellschaftliche Entwicklungen neue Fächer dazugekommen, zum Beispiel Wirtschaft, Naturwissenschaft und Technik (NWT), Berufsorientierung, Informatik und Ethik. Das bedeutet mehr Stunden für die Schüler. In der Gesellschaft wird seit Jahren darüber diskutiert, ob es nicht besser wäre, Themen im Lehrplan zu kürzen. Einige Thematiken, wie etwa in der Geschichte, Mathematik oder Deutsch, werden während der gesamten Schulzeit mehrfach behandelt. Reicht es nicht, einmal über die Französische Revolution zu sprechen, oder ist es überhaupt notwendig, eine Gedichtinterpretation zu lernen?
„Die Idee der Stoffwiederholung basiert auf dem Konzept des Spiralcurriculums. Ein Thema soll öfter wiederholt werden, um nachhaltiger zu lernen“, erklärt Martin Klaiber. Die Inhalte würden nicht eins zu eins behandelt, sondern jeweils durch zusätzliche Aspekte erweitert werden. Damit sollen Themen, die zum Beispiel in Klasse sechs gelernt wurden, nicht vergessen werden. Planck und Klaiber ist bewusst, dass Lehrplanwiederholungen nicht immer gut bei den Schülern ankommen.
iPad-Koffer unterstützen den Unterricht
Das Schulleiterduo ist der Meinung, dass es besonders wichtig ist, wie der Unterricht gestaltet wird. „Mit einem Frontalunterricht können die Schüler nicht motiviert werden“, sagt Planck. Lehrer müssten auch mal kreativ sein. Die Digitalisierung ist auch im Schulunterricht angekommen. Die iPad-Koffer erweitern die Unterrichtsmethoden. Sie wurden vor rund zwei Jahren angeschafft. Mit den Geräten können die jungen Menschen im Musikunterricht an eigenen Kompositionen tüfteln, in Kunst verschiedene Zeichenstile anwenden und im Physikunterricht Messwerte auswerten. Das iPad könne aber nicht den Unterricht der Lehrer ersetzen, betont die stellvertretende Schulleiterin.
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) ist ein großes Thema am Eckenberg-Gymnasium. Schwierig ist es, den Schülern nachzuweisen, dass sie für ihre Hausaufgaben Programme wie „ChatGPT“ einsetzen. „Lehrer sind aber nicht dumm“, sagt Planck. Im vergangenen Jahr hätten Kollegen bei Deutsch- und Englischaufsätzen gemerkt, dass mithilfe von KI Leistungen erbracht wurden. Lehrer hätten am Schreibstil erkannt, dass die betroffenen Schüler Hilfe hatten. Es gibt aber auch positive Seiten. Klaiber setzt im Matheunterricht gerne KI ein. Er ist erstaunt, wie gut die Programme mit Textaufgaben umgehen können und die richtigen Rechenwege liefern. „Ich ermutige die Schüler, KI zur Selbstkontrolle zu nutzen“, sagt Klaiber.
KI-Programme sind nur ein Hilfsmittel
Es gebe auch Schüler, die unreflektiert das Tool benutzen und die Antworten einfach abfotografieren würden, erklärt der Schulleiter. Es müsse einem klar sein, dass das Programm nur ein Hilfsmittel sei. „Die Nutzung von KI ist ein gesellschaftliches Problem. Wenn jemand die Programme, ohne darüber nachzudenken nutzt, kann derjenige auch durch das Tool ersetzt werden“, meint Klaiber. Für eine gute Anweisung brauche es Vorwissen. Ohne Bildung könne sie nicht gewinnbringend eingesetzt werden.
Das Schulsystem steht nach der Ansicht von Klaiber und Planck vor großen Herausforderungen. Mit der neuen Entwicklung stelle sich die Frage, ob Hausaufgaben noch sinnvolle Lernmethoden seien. Oder ob es nicht ratsam wäre, Künstliche Intelligenz entweder als eigenes Fach einzuführen oder in den Unterrichtsfächern zu integrieren. „Es wird noch eine Weile dauern, bis die zuständigen Stellen diesbezüglich etwas entwickeln werden“, sagt Planck. Klaiber hat Vertrauen, dass gute Lösungen gefunden werden. Für die Lehrer sei es eine Herausforderung, erklärt Planck. Nicht jeder kenne sich mit den Programmen gut aus. In Fortbildungen könnten Lehrer ihre Kompetenzen ausbauen.
Unterstufe muss ihr Handy abgeben
Neben der Digitalisierung spielt auch die Medienkompetenz eine große Rolle. In der Schule gibt es seit diesem Schuljahr teilweise ein Handyverbot. Die Entscheidung wurde zusammen mit den Schülern getroffen. „Wir beobachteten, dass viele Schüler nach dem Unterricht sich nur mit ihren Handys beschäftigten. Mit der Verordnung wollen wir die soziale Kommunikation fördern“, sagt Klaiber. Die Klassen fünf, sechs und sieben müssen ihre Telefone abgeben. Die Schüler der Klassen acht, neun und zehn dürfen ihre Mobiltelefone nur ab der zweiten großen Pause im Freien und in Handyzonen nur zum Telefonieren benutzen. Die Kursstufe darf es auch für schulische Zwecke nutzen. „Das funktioniert bisher sehr gut“, sagt der Schulleiter. Es gebe eine sogenannte Powerpause, in der die achten Klassen sich für die Unterstufe ein Programm überlegen, informiert Planck. Die Schüler vertreiben sich die Zeit zum Beispiel bei Gymnastik, Tanz und einem Ballspiel. „Ich hoffe, dass wir auch künftig gemeinsam mit den Schülern Entscheidungen treffen können – wie beispielsweise bei der Handyverordnung“, sagt Klaiber.
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