Wer kann sich das leisten?

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Zum Artikel „Wir machen es besser und sicherer“ vom 10. August:

Das Interview ist aufschlussreich und offenbart Kenntnislücken auf Seite des Umwelt-Staatssekretärs Baumann (Grüne): Es gibt keinen Beschluss, das GKM um das Jahr 2030 herum abzuschalten, auch wenn er und einige Herren der MVV dies wünschen. Eine Stilllegung könnten nicht einmal die drei GKM-Eigentümer beschließen, sondern nur die Bundesnetzagentur. Und diese hat die Blöcke 7 und 8 aktuell in die Netzreserve gestellt.

Block 9 wird weiter laufen und später über das Jahr 2033 hinaus in die Netzreserve gehen. Und Vorstand und Betriebsrat des GKM haben vor, den Schnellstartblock 6 im Rahmen der Kraftwerksstrategie der Bundesregierung auf Biomasse umzustellen. Vielleicht kommt noch ein GuD-Block hinzu. Der Kohleausstieg wird sich in unserer Region mit Sicherheit bis Ende der 30er Jahre hin verzögern. Denn die 4000 MegawattStromautobahn, die uns ab 2033 mit Windstrom aus der Nordsee versorgen soll, ist noch nicht einmal fertig geplant.

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Die Firmen Geohardt und Vulcan planen 5 Erdwärmekraftwerke mit einer Gesamtwärmeleistung von rund 150 Megawatt in unserer Region. Unser Fernwärmenetz benötigt im Winter eine Spitzenlast von rund 1000 Megawatt, wovon das GKM derzeit maximal 730 Megawatt liefern kann. Die fünf Erdwärmekraftwerke können somit nur eine Ergänzung darstellen.

Bis das erste Erdwärmekraftwerk am Netz ist, werden sicherlich mehr als zwei Jahre vergehen. In Graben-Neudorf wird es von der ersten Probebohrung bis zum Netzbetrieb mindestens 4 Jahre dauern. Bei uns gibt es noch nicht einmal eine Probebohrung. Heißes Wasser wird sicherlich dabei gefunden werden. Die entscheidende Frage ist jedoch, was sonst noch im Thermalwasser drin ist und wie lange die tief gehenden Leitungen und Dichtungen halten, ohne das Grundwasser zu verunreinigen. Das Thermalwasserkraftwerk in Bruchsal wurde 1987 stillgelegt, weil extrem hohe Gehalte an Kohlendioxid und Mineralien den Wärmeübergang in den Wärmetauschern verschlechterten, Leitungen korrodierten und die Anlage unwirtschaftlich machten. Die Anlage wird aktuell mit hohen Zuschüssen zu Versuchs- und Demonstrationszwecken von der EnBW wieder betrieben. Selbst wenn sie gut funktionieren würde, lägen die Kosten für eine Kilowattstunde um das Zwei- bis Dreifache höher als im GKM. Wer kann sich das leisten?

Info: Originalartikel unter https://t1p.de/aug59