Leserbrief - Zum Artikel "Wegfall der Nuklearmedizin beschlossen" (20. November) Viel Aufbauarbeit wird zunichte gemacht

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Wie am 20. November zu lesen war, wird die nuklearmedizinische Therapiestation der Reha-Klinik ob der Tauber zum 31. März 2016 geschlossen.

Auf den Tag genau 40 Jahre zuvor - am 1. April 1976 - habe ich die Leitung der nuklearmedizinischen Abteilung der damaligen LVA-Stoffwechselklinik übernommen. In den folgenden Jahren konnte neben der umfangreichen diagnostischen Tätigkeit an Patienten der eigenen Klinik, eine ausgedehnte Ambulanz aufgebaut und 1978 die zur Abteilung gehörende Bettenstation eröffnet werden, wozu ich bei der Einstellung ausdrücklich verpflichtet worden war. Übrigens hätte ich die Anstellung gar nicht angetreten, wenn es diese Möglichkeit zum Betrieb einer Therapiestation nicht gegeben hätte.

Diese Station hatte bald - nicht zuletzt aufgrund einer sehr guten Zusammenarbeit mit der Nuklearmedizin der Uni-Klinik Würzburg, aber auch mit vielen niedergelassenen Fachkollegen - einen überregionalen Ruf. So kamen zahlreiche Patienten nicht nur aus Würzburg und Umgebung, sondern zum Beispiel auch aus der Rhön, Schweinfurt, Kulmbach, Naila, Rothenburg ob der Tauber, Dinkelsbühl, Mosbach und Wertheim.

Bei fast allen Patienten wurde eine Behandlung mit radioaktivem Jod der Schilddrüse durchgeführt und damit eine Operation der Schilddrüse vermieden. Daneben kam es aber auch zu einer hervorragenden Kooperation zwischen der Abteilung und den chirurgischen Kollegen der Region. Da die Zahl nuklearmedizinischer Therapiebetten wegen der dabei erforderlichen und aufwendigen Strahlenschutzvorrichtungen allgemein klein war (2000 in Baden-Württemberg unter 150 ), ergaben sich überall Wartezeiten für die stationäre Aufnahme zur Behandlung, bei uns zeitweise bis zu sechs Monaten.

Die Einrichtung war so über viele Jahre zu fast 100 Prozent belegt und trug sich wirtschaftlich selbst (Letzteres übrigens bis heute).

Bis zu meinem Ausscheiden aus dem Dienst im April 2000 wurden in der nuklearmedizinischen Station über 6500 Behandlungen der Schilddrüse mit Radiojod durchgeführt, den allgemeinen Erfahrungen entsprechend ohne einen einzigen Zwischenfall.

Wie wir von den zuweisenden Kollegen und den Patienten selbst immer wieder erfuhren, war die Abteilung bei Letzteren sehr angesehen, was zweifellos auch zum überregionalen Ruf der gesamten Klinik beigetragen hat.

Nach meinem Ausscheiden hatte der Nuklearmediziner Jürgen Schneider, der Leiter der nuklear-medizinischen Abteilung des Caritas-Krankenhauses Bad Mergentheim, im Rahmen einer Kooperation, die ärztliche Betreuung der stationären Patienten übernommen.

Wenn jetzt der Entschluss zur Schließung der Station - und damit des letzten Bereiches der von mir aufgebauten Abteilung - endgültig feststeht, bedaure ich dies persönlich, vor allem jedoch im Interesse der Patienten und nicht zuletzt der engagierten Mitarbeiter und meines ärztlichen Kollegen sehr, dem damit - ersatzlos - diese wertvolle Möglichkeit zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen genommen wird.

Es bestätigt sich hier einmal mehr, dass man das, was im Laufe von vielen Jahren mit großem Engagement eines ganzen Teams erarbeitet werden konnte und gut angenommen wurde, in einem einzigen Augenblick zunichte machen kann.