Parklets und Verkehrsversuch

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Sport-Parklets in der Mannheimer Kunststraße – viel belächelt, wenig genutzt. © Julius Paul Prior

Zum Thema Verkehrsversuch und Sport-Parklets:

Ist das Experiment mit Sport-Parklets gescheitert? Diese Frage muss auf jeden Fall mit ja beantwortet werden. Parklets, Sport-Parklets. Es reicht jetzt. Die Bemühungen der Stadt-Oberen, die Innenstadt zu ruinieren, wurden um ein weiteres Projekt „bereichert“. Wenn man sich die Argumente der Stadtverwaltung für diesen Unsinn anhört, kommt man schwer ins Grübeln. Fitness-Verordnung. Ohne Krankenschein. Mitten in der Stadt. Ein Alptraum.

Eigentlich ist es wie immer. Trotz aller Beschwerden meint die Stadt, alles richtig zu machen. Von Einsicht keine Spur. Gefragt werden muss noch Folgendes: Hat sich jemand von der Verwaltung dort schon einmal ans Gerät gehängt, um eine bessere Figur zu machen?

Nun ist es amtlich. Der Verkehrsversuch in Mannheims Innenstadt ist gescheitert. Nicht nach den Veröffentlichungen von Politik und Verwaltung, sondern in der Realität, die die hehren Gedanken eingeholt hat. Ja, der Verkehr sucht sich seinen Weg, wie es öffentlich propagiert wird. Allerdings mangels Alternativen verstopft die ganze Stadt. Was im Rathaus und im Ratssaal offenbar noch nicht angekommen ist: Mannheim ist und bleibt eine Transitstadt für den Verkehr von der Bergstraße und aus dem Rhein-Neckar-Kreis nach Ludwigshafen und aus der Pfalz in die Gegenrichtung.

Und plötzlich führen relativ lokale Ereignisse wie der Gefahrgutunfall im Mühlauhafen oder der Wasserrohrbruch in der Seilerstraße (mitunter sogar nur kleine Unfälle auf Bismarckstraße oder Ring) dazu, dass dank Gemeinderatsmehrheit und beratender Verwaltung nichts mehr geht, die Stadt großflächig ins Chaos fällt. Live-Verkehrsübersichten weisen in und um die Innenstadt bis weit nach Ludwigshafen und die Vororte Mannheims rote Strecken aus – nur die Durchgangsstraßen durch die Quadrate könnten noch eine Entlastung bieten. Mannheim würde als Einkaufsstadt weiter davon profitieren, wäre die Innenstadt nicht hippe Flaniermeile, sondern verkehrstechnisch dazu gerüstet. Das „kurz mal was besorgen“ oder der gezielte Einkauf hätten mehr Attraktivität, als die zunehmend leeren Geschäfte der Innenstadt. Kurze Besuche auf dem Weg von A nach B wären möglich. Treffen zwischen Menschen „in der Mitte“ zwischen zwei Wohnorten blieben in Mannheim reizvoll. Und auch die E-Autos hätten Raum, sich ihren Weg zu bahnen – schließlich braucht diese Verkehrsform auch Straßen.

Hoffnung auf Einsicht

„Funfact“: Schon einmal hatte man versucht, eine wichtige Verbindungs(-übergangs-)route von Nord nach Süd und West nach Ost sterben zu lassen und den Verkehr in die bereits damals hochfrequentierten Bereiche umzuleiten. Heute wird der Aubuckel weiter genutzt. Zurecht. Bleibt nun zu hoffen, dass sich Einsicht breit macht oder sich Gewerbetreibende und Bevölkerung merken, wer die Situation zu verantworten hat und spätestens bei der nächsten Wahl entsprechend reagieren.

Über den Bericht im „MM“ konnte ich nicht lächeln, ich war geschockt. Geschockt deshalb, dass die Stadt Mannheim wieder mal Geld für Dinge ausgibt, die offensichtlich weder der Bürger nutzt noch haben will. Es gibt so viel mehr Dinge, die dringend in der Stadt getan werden müssten, von der Sauberkeit angefangen über den schlimmen Zustand der Straßen oder der Rathäuser in den Vororten (zum Beispiel in Feudenheim) oder der Schulen. Die Liste ließe sich über viele Beispiele fortsetzen.

Warum erfolgt hier kein Aufschrei der Bürger über die Ignoranz der Stadt über das immer wieder an den Wünschen der Bürger vorbei ausgegebene Geld? Oder ist hier bei den Mannheimern schon eine Lethargie über Schmutz, Schlaglöcher, abblätternde Farben an den Ämtern und so weiter eingetreten?

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Klaus Anacker
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