Aufgelesen Digitale Steinzeit im Landratsamt

Einen neuen Karten-Führerschein zu beantragen, kann durchaus mit bürokratischen Hürden verbunden sein.

Veröffentlicht
Kommentar von
Heike Barowski
Lesedauer

Waren Sie in letzter Zeit einmal im Landratsamt? Sitzen die Mitarbeiter dort schon vor Computern? Oder wissen Sie zufällig, ob deren Datenleitung dann an der Stadtgrenze endet? Ich gehe jedenfalls stark davon aus. Wie ich darauf komme? Ich musste den neuen Karten-Führerschein beantragen. Zugegeben, wenn ich mir das Bild im alten Führerschein angucke, das immerhin 35 Jahre alt ist, war das auch dringend nötig. Doch was nach einfachem Unterfangen klingt, hatte einen Haken, der für mich zum Aufreger wurde. Denn mein Führerschein wurde 1990 in Heilbronn ausgestellt. Also hieß es im Bürgerbüro meiner Heimatgemeinde, ich könne zwar den Antrag stellen, aber ich müsse eine sogenannte Karteikartenabschrift meiner Unterlagen von der Führerscheinstelle in Heilbronn beibringen. Ähm, wie bitte? „Es ist leider so, dass Sie das machen müssen und nicht das Landratsamt“, die beiden sehr geduldigen und freundlich bleibenden Damen im Bürgerbüro zuckten hilflos und verständnisvoll mit den Schultern. Ganz ehrlich, das verstehe ich nicht. Ich kann, wenn ich will, jederzeit auf meinem Handy (ich habe tatsächlich eine App dafür) schauen, wo sich gerade die ISS befindet, was die Besatzung mit Housten redet und was die Kamera an der Raumstation live filmt. In solchen Zeiten ist es nicht machbar, dass das Landratsamt in Tauberbischofsheim auf die Daten des Landratsamtes in Heilbronn zugreifen kann? Leben wir tatsächlich im digitalen Steinzeitalter? Denn so kommt es einem vor. Und ganz ehrlich, mit Datenschutz braucht mir da niemand kommen, wenn es um eine Verbindung von Landratsamt zu Landratsamt geht.

Berichten kann ich noch so viel: Ein Anruf beim Landratsamt Heilbronn klärte auf: Ich soll den Antrag auf Erteilung der Karteikartenabschrift online stellen. Na wie gut, dass ich vor einem PC sitze und meine Datenleitung sogar bis Heilbronn reicht. Jetzt bin ich nur mal gespannt, ob die Heilbronner schon das Fax für sich entdeckt haben – oder sie eine berittene Depesche Richtung Tauberbischofsheim losschicken müssen. Denn eine Datenleitung zwischen den Landratsämtern gibt es scheinbar ja nicht.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

VG WORT Zählmarke