Die Situation der Basketball-Bundesliga erscheint äußerst diffus. Am heutigen Samstag startet das Final-Turnier der BBL, in dem zehn Mannschaften innerhalb von drei Wochen im Münchner „Audi-Dome“ den neuen Deutschen Meister ausspielen – natürlich ohne Zuschauer und unter strengen Hygiene- und Sicherheitsregeln. Eine große Aufmerksamkeit ist der BBL als weltweit erste (namhafte) Basketball-Liga, die den Spielbetrieb wieder aufnimmt, garantiert. Gleichzeitig steht die Liga aber vor einer völlig ungewissen Zukunft. Wann und wie kann es mit der neuen Saison weitergehen? Antworten gibt es darauf noch keine. Viele Vereine kämpfen ums wirtschaftliche Überleben, die vertragslosen Spieler hängen derzeit in der Luft. Einer von ihnen ist Florian Koch, zuletzt Leistungsträger und Publikumsliebling bei s.Oliver Würzburg. Bleibt der „Bonner Junge“ den „Baskets“ erhalten? Den FN gab der 28-Jährige einen Einblick, wie er die Zeit gerade erlebt und wie er mit der Zuschauerrolle beim BBL-Final-Turnier umgeht.
Herr Koch, am Samstag beginnt das Final-Turnier der Basketballbundesliga. Sind Sie traurig nicht mit dabei sein zu können?
Florian Koch: Natürlich fand ich es sehr schade, mit Würzburg nicht teilnehmen zu können. Ich habe dem Verein damals auch gesagt, dass ich heiß darauf bin und bereit zu spielen. Meinem Gefühl nach hätten wir auch eine solide Truppe auf das Parkett gebracht. Wenn man unsere Saison verfolgt hat, konnte man auch sehen, wie wir als Team immer mehr zusammengewachsen sind. Es fügten sich immer mehr Puzzleteile zueinander. Von daher hätte ich große Lust auf das Turnier gehabt, aber ich kann die Gründe des Vereins, nicht teilzunehmen, absolut nachvollziehen. Würzburg konnte, wie viele andere Vereine zum damaligen Zeitpunkt, nicht genau planen. Ich mache da niemanden einen Vorwurf.
Sie hätten sich aber auch einem anderen Team für das Turnier anschließen können...
Koch: Das habe ich in Erwägung gezogen. So ehrlich bin ich. Wenn sich irgendwo eine vernünftige Chance aufgetan hätte, die zur mir passt, hätte ich sie wahrgenommen.
Nun werden Sie das Turnier am Fernsehen verfolgen...
Koch: Und da freue ich mich darauf, endlich mal wieder Basketball sehen zu können. Das wird eine sehr gute Werbung für den Basketball sein, der hier in Deutschland als einzige kleinere Sportart gerade etwas zeigen kann. In meinen Augen hat das Turnier nur positive Seiten. Gespannt dürfen wir sein, wie die Qualität auf dem Spielfeld sein wird.
Für reichlich Kontroversen sorgte im Vorfeld eine Aussage von Ligaboss Stefan Holz, der politische Botschaften während der Spiele untersagen wollte. Gemeint waren damit Solidaritätsbekundungen zu den rassistischen Vorfällen in den USA. Wie stehen Sie zu diesem Thema?
Koch: Bei so einem Thema muss man jede Plattform nutzen, die einem zur Verfügung steht, um Aufmerksamkeit zu schaffen. Wenn das Spieler tun möchten, ist das ihr gutes Recht. Wir sind uns hoffentlich alle einig, dass das, was in den USA passiert ist, katastrophal ist. Es ist wichtig, jetzt Zeichen zu setzen. Spieler dafür zu sanktionieren, wäre das falsche Zeichen. Wir sollten als Liga eine Einheit bilden.
Sie befinden sich unfreiwillig seit nun drei Monaten in der sogenannten „Offseason“. Wie verbringen Sie Ihre Zeit?
Koch: Aktuell bin ich immer noch in Würzburg. Meine Freundin, mein Hund und ich wollen die Zeit, die wir hier noch haben, genießen. Durch das Training, das zum Glück mittlerweile wieder stattfinden kann, ist mein Alltag relativ getaktet. Jetzt habe ich Zeit, an Dingen zu arbeiten, für die während der Saison nicht so viel Zeit war. Da gebe ich gerade richtig Gas.
Sie haben schon im letzten Sommer bemerkenswert hart an ihrem Körper gearbeitet. Was steht diesen Sommer auf dem Programm?
Koch: Nachdem ich letztes Jahr viel Kraft und damit auch Masse aufgebaut habe, ist es jetzt mein Ziel mit meinem Körperfettanteil etwas herunterzugehen, die Kraft aber gleichzeitig mindestens beizubehalten, um noch schneller und agiler auf dem Feld zu werden.
Das klingt alles sehr ehrgeizig...
Koch: Ich bin nicht der Typ, der einfach in die Halle kommt, ein paar Bällchen herumwirft, danach etwas Bankdrücken macht und dann zufrieden nach hause geht. In der Offseason brauche ich echte Ziele und mache daraus gerne auch eine Art Projekt. Dazu gehören auch Sachen wie Kalorienzählen und auf meine Ernährung zu achten. Mein Trainingsplan ist zudem auch sehr detailliert mit unserem Athletiktrainer Philipp Burneckas, der mir immer viel Impulse vermittelt, abgestimmt. Jegliche Trainingsformen mit Körperkontakt zu einem Mitspieler sind gerade wegen Corona nicht erlaubt.
Ihr Trainingsfleiß lohnt sich. Sie haben eine starke zweite Saison im Würzburger Dress hinter sich, auch wenn diese vorzeitig beendet werden musste. Wie waren Sie zufrieden damit?
Koch: Das erste Jahr war auch kein schlechtes. Denis Wucherer und ich waren uns aber einig, dass das eine Saison war, die ich sozusagen irgendwie immer spielen kann. Daher wollte ich den letzten Sommer nutzen, den nächsten Schritt zu machen und ein noch größerer Faktor im Team zu werden. Das ist mir, denke ich, gut gelungen. Meine beiden Meilensteine in der Vorbereitung waren es an meinem Wurf zu arbeiten, dabei mehr aus der Bewegung heraus zu arbeiten und körperlich noch fitter zu werden. Das konnte ich auf dem Feld letztlich gut umsetzen.
Leider wird die Saison 2019/20 für immer eine unvollendete sein aus Würzburger Sicht. Wie gingen Sie mit dem Abbruch um?
Koch: Man hat das so ein bisschen absehen können, als das mit Corona immer mehr wurde. Für mich war recht schnell klar, dass so schnell kein Basketballwettbewerb mehr gespielt wird. Aber es bringt überhaupt nichts, der Situation hinterher zu heulen. In mir steckt ein absoluter Wettbewerbstyp, der sich ständig auf hohem Niveau messen möchte. Aber wenn das gerade nicht möglich ist, muss man das als Chance begreifen, in der Zeit stattdessen individuell an sich zu arbeiten. Das ist jetzt meine lange Aufgabe. Wer weiß wann es wieder losgeht.
Wenn es soweit ist, würden sich viele Fans in Würzburg freuen, Sie weiterhin im Trikot von s.Oliver Würzburg zu sehen. Ihr Vertrag ist ausgelaufen. Gibt es irgendwelche Neuigkeiten über ihre sportliche Zukunft zu vermelden?
Koch: Die Situation ist natürlich sehr komplex, da kein Verein der Liga aktuell eine Aussage treffen kann, wie es in der neuen Saison genau weitergeht. Ich würde sehr gerne weiter für Würzburg spielen. Trainer, Coaching-Staff, Fans – das passt alles super, hier fühle ich mich wohl und hier könnte ich meine nächsten Schritte nach vorne machen. Während der Saison gab es eigentlich schon Zeichen, dass der Verein und ich uns eine gemeinsame Zukunft vorstellen können. Wer weiß was passiert wäre, wenn Corona nicht gekommen wäre. Vielleicht hätte ich jetzt schon einen neuen Vertrag hier unterschrieben. Jetzt muss der Klub erstmal auf sich schauen, um wieder eine stabile Situation hinzubekommen. Falls ein anderer Verein ein interessantes Angebot, mit einem für mich guten Gesamtpaket abgibt, müsste ich dann trotzdem abwägen. Da bin ich ganz ehrlich.
Es gab schon bessere Jahre als Spieler, um einen neuen Vertrag auszuhandeln...
Koch: Meine große Sorge ist gar nicht so sehr das Gehalt. Auch wenn wir jetzt wahrscheinlich alle weniger Geld verdienen, hoffe ich, dass es zu keinem Leistungsabfall kommt und weiter Qualität in der Liga bleibt. Damit könnten wir erstmal leben. Wichtig ist, dass die Fans in der BBL weiter hochwertigen Sport geboten bekommen.
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