Gute Tradition ist es, zum Geburtstag mit Überraschungen aufzuwarten. Meist wird dabei der Jubilar überrascht.
In der Kunst, wir wissen es, läuft manches anders: Hier überrascht der Jubilar die Gratulanten. Als die Geburtstagsartikel zu dessen 75. in den Redaktionsstuben schon getippt waren, meldete sich nun Hamburgs Ballettchef John Neumeier mit einem Geständnis.
Er werde heute schon 78, da sich der 1962 aus Amerika zur Vollendung seiner Ausbildung nach Europa einreisende Tänzer damals drei Jahre jünger gemacht habe.
Das hätte die Chancen, des Alters wegen an der Londoner Royal Ballet School abgewiesen zu werden, reduziert, rechtfertigt sich der Leiter des renommierten Hamburg Balletts, das seit 1973 unabhängig vom Opernbetrieb agieren darf.
Das Jüngermachen hat zwar in der Kunst eine lange Tradition, ist aber selbst da meist Damen vorbehalten. Sei's drum. Ob 75 oder 78: Ein Zahlenmeister ist Neumeier längst: John Cranko, dem legendären Begründer des Stuttgarter Balletts, waren bis zum frühen Herztod zwölf Jahre zur Begründung von Ewigkeit vergönnt.
Auch William Forsythe durfte nur 21 Jahre in Frankfurt wirken. Mittlerweile hat Neumeier sogar die 2009 verstorbene Pina Bausch an Leitungsjahren überholt. Jahreszahlen sind im Hinblick auf Leistung geschenkt
. Nur den Artikel zum 75. - den müssen wir uns jetzt auch schenken. Ralf-Carl Langhals
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