Interview - Steve Lukather von „Toto“ über seine Wurzeln, seine Biografie und die Liebe zur Musik

„Unsere Botschaft ist die Musik“

Von 
Eva-Maria Lechner
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Steve Lukather in Aktion bei „Rock meets Classic“. Die Show mit Orchester habe er „wegen dem Spaß und dem Geld“ gemacht, sagt der Gitarrist. © Lechner

„Toto“ wurde 1977 in Los Angeles gegründet und kann mit 17 Alben über 30 Millionen verkaufte Einheiten weltweit auf ihrem Konto verbuchen. Die sechsfachen Grammy-Gewinner haben mit ihrem unverwechselbaren Sound und der Virtuosität der hervorragenden Musiker einen eigenen Platz in der Musikgeschichte eingenommen und feierten zahlreiche Charterfolge mit Hits wie „Hold The Line“, „Rosanna“ und „Africa“. Von Anfang an dabei: Gitarrist Steve Lukather. Vor dem Konzert am Dienstag, 13. März, in der Stuttgarter Porsche-Arena zeigt sich der US-Amerikaner unverblümt offen.

Herr Lukather, Sie haben ja deutsche Wurzeln. Was bedeuten die Ihnen?

Steve Lukather: Ja, ich bin zu 32 Prozent deutsch, meine Ur-Großmutter stammt von dort. Aber ich spreche nur ganz wenig deutsch, das habe ich auch nur dann versucht, wenn ich betrunken war. Aber ich trinke ja auch keinen Alkohol mehr, und das seit zehn Jahren nicht mehr. Höchstens ein alkoholfreies Bier nach meinen Shows.

Wieso haben Sie so radikal aufgehört zu trinken?

Lukather: Ich war am Sterben. Zu der Zeit ist gerade meine Mutter gestorben, es gab auch noch weitere Tragödien in der Familie. Ich habe auch nicht mehr richtig gut Gitarre spielen können. Das war die verdammt schlechteste Zeit meines Lebens und ich wollte eigentlich auch sterben. Ich beschreibe das alles übrigens in meinem neuen Buch . . .

. . . über das Sie schon vor einem Jahr gesprochen haben, aber das erst jetzt heraus kommt?

Lukather: Ich habe den Entwurf jetzt zum zweiten Mal überarbeitet, ich war einfach noch nicht zufrieden. Wenn wir im Frühjahr dann auf Tournee sind, kann man meine Biografie dann bei den Konzerten erwerben.

Gibt es Menschen, die vor der Veröffentlichung Ihrer Erinnerungen bangen müssen, darin nicht gut weg zu kommen?

Lukather: Nein, ich wasche darin keine schmutzige Wäsche. Es wird auf jeden Fall keine fiesen Drogengeschichten in dem Buch geben, auch wenn ich eine ganze Menge davon kennen. Vielmehr erzähle ich die Geschichte der Band, von den Tausenden Platten, auf denen die einzelnen Musiker mitgespielt haben und einigen Anekdoten von den Shows.

A propos Show: Im vergangenen Jahr waren Sie ja erst mit „Rock meets Classic“ auf deutschen Boden unterwegs. Wie war das für Sie?

Lukather: Das habe ich für den Spaß und für das Geld gemacht. Man darf nie vergessen, dass ich diesen Job nicht zuletzt mache, um eine Menge Leute, für die ich verantwortlich bin, zu finanzieren und die immensen Steuern zu bezahlen.

Bei den anstehenden Konzerten stehen viele originale Mitglieder von Toto mit auf der Bühne. Wieso haben Sie Ihren ersten Sänger Bobby Kimball nicht wieder aktiviert?

Lukather: Armer Bobby, er ist in keiner guten Verfassung. Ich möchte nichts Schlechtes über ihn sagen, er hat eine so großartige Stimme und wir hatten einige unserer ersten Erfolge mit ihm. Aber ich glaube, er hat derzeit viel mit seiner geistigen Verfassung zu tun. Ich wünsche ihm alles Gute!

Es fällt auf, dass Toto nie über Politik und Gesellschaft singen. Eine Eigenschaft, die heutzutage fast schon unerhört für eine „erwachsene“ Band ist.

Lukather: Wir waren schon immer eine apolitische Band. Unsere Botschaft ist die der Musik, wir hatten nie die Attitüde eines Bruce Springsteen. „Toto“ verkörpern die alten Hippie-Ideale von „Peace & Love“. Und von einem liebenden Gott, der in unser aller Herzen ist.

40 Jahre sind Sie jetzt schon mit Toto unterwegs. Erschreckt Sie diese Zahl?

Lukather: Manchmal frage ich mich, wo die Zeit hin geflogen ist – ich bin jetzt gerade mal 60 Jahre alt, und das sollen schon 40 Jahre gewesen sein, seit wir „Toto“ machen? Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich da glücklicherweise immer noch einen Mann mit vollen, langen Haaren, der immer noch Lust hat, zu spielen. Das ist doch großartig.

Und im Juni sind Sie dann schon wieder in der Ringo-Star-Allstar-Band in Europa unterwegs. Wieso zieht es Sie so oft auf den Kontinent?

Lukather: Wir Amerikaner sollten nie vergessen, dass ursprünglich ein jeder von uns von Europa kommt, mal von den Nachfahren der Indianer abgesehen. Denen hat unser Volk im Übrigen ganz schön zugesetzt, so dass man sich als Amerikaner eigentlich fragen müsste, ob man überhaupt ein Amerikaner ist.

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