Interview - Big-Band-Leader Pepe Lienhard kommt mit einer Udo-Jürgens-Hommage nach Würzburg

"Ein Musiker will spielen, solange es geht"

Von 
Eva-Maria Lechner
Lesedauer: 

Mehr als nur Udos Begleitmusiker: Pepe Lienhard geht mit seiner Band erstmals auf Deutschlandtour. Am Donnerstag, 10. November, kommt die Big Band mit Udos Hits ins Würzburger Congress Centrum.

© Bruno Torricelli

Fast vier Jahrzehnte war er der musikalische Leiter von Udo Jürgens´ Band. Nachdem der Sänger am 21. Dezember 2014 starb, ist Lienhard mit Band jetzt solo unterwegs. Allerdings nicht mit einem reinen Best-of-Udo-Programm, sondern mit einem launigen Swing-Abend, den er am Donnerstag, 10. November, dem Publikum im Würzburger Congress Centrum bescheren will. Im Interview erzählt Lienhard, wie es mit Jürgens so war und wie es mit der Big Band nun weiter geht.

Herr Lienhard, es ist ein trauriger Anlass, der Sie jetzt nach langjähriger Tätigkeit als Bandleader der Begleitband für Udo Jürgens wieder solo auf die Bühnen bringt. Wie fühlt sich das an?

Pepe Lienhard: Natürlich waren wir immer als Begleitband von Udo Jürgens bekannt, haben aber alle zwei Jahre schon Auftritte ohne Udo absolviert. Jedoch vorwiegend in der Schweiz. In Deutschland haben wir zudem viele Bälle gespielt, wenngleich wir hierzulande nie so präsent waren wie mit Udo. So gesehen ist es nichts Neues für uns, ohne ihn aufzutreten. Wir hatten auch gar nicht die Zeit - alle zwei Jahre wurden rund 150 Termine als Udos Orchester gespielt. Sehr wohl neu ist jedoch die Tatsache, dass wir erstmals als Band eine Tournee durch Deutschland unternehmen.

Sie waren 37 Jahre lang als Bandleader mit Udo Jürgens unterwegs, hatten aber zuvor ja schon eine Karriere als Komponist und Musiker angetreten. Haben Sie es jemals vermisst, Ihren Namen größer auf den Plakaten zu lesen?

Lienhard: Die Entscheidung, ab sofort kleiner auf dem Plakat zu stehen, ist schon 1979 gefallen, als ich beschlossen habe, mein einstiges Sextett aufzulösen. Mit dem waren wir zwar viel unterwegs, mein Traum war aber immer die große Big Band. Und mir war klar, dass ich in dieser Formation den größten Teil meines Jobs als Begleitung eines Sängers machen werde. Andere Musiker wie Count Basie haben das ja auch gemacht und Sinatra begleitet, das ist eben so.

Im Laufe dieser knapp vier Jahrzehnte hat sich der Sound von Udo Jürgens zusammen mit Ihrer Band immer wieder dem Zeitgeist angepasst, es sind aber auch zeitlose Elemente geblieben. Was waren für Sie als Arrangeur und musikalischer Kopf die spannendsten Phasen?

Lienhard: Zum Schluss war es am besten. Udo hatte zwar immer die Nase im Wind, aber sich nie angebiedert, ist beispielsweise auf die Hip-Hop-Welle aufgesprungen. In den letzten Jahren ist er dann aber eher ein Crooner geworden, hat altersgemäß seine Songs geschrieben. Und das passte dann ideal zur Pepe-Lienhard-Band. So waren die letzten Tourneen musikalisch am anspruchsvollsten und auch am stimmigsten. Das hat richtig Spaß gemacht.

Gibt es in Ihrer Band Musiker, die mindestens so lange wie Sie selbst mitspielen?

Lienhard: Seit den Zeiten, als wir 1977 erstmals mit Udo auftraten, ist nur noch einer dabei. Jedoch seit 1980 insgesamt vier. Diese Kontinuität gibt ein gutes Gefühl. Jedoch ist es wichtig, dass immer wieder junge Leute dazu kommen. Die bringen dann neue Ideen mit und halten den Sound frisch.

Was sind die Kriterien, um in der Pepe Lienhard-Band zu spielen?

Lienhard: In einer Big Band wird ja nach Noten gespielt. Wer mitmachen will, muss perfekt vom Blatt spielen können, egal in welcher Tonart. Das ist aber generell eine Voraussetzung für einen Berufsmusiker und auch notwendig, weil wir ja teils gar nicht zum Proben kommen. Freilich ist auch ein Kriterium, dass der Musiker die Ohren offen hat, improvisieren kann, wenn das an einer Stelle verlangt wird. Aber am wichtigsten ist es, sich komplett in einen Satz einfügen zu können. Langfristig gesehen kommt es dann aber auch auf den zwischenmenschlichen Groove an. Das beginnt schon beim Pünktlichsein. Udo Jürgens ist in 37 Jahren nicht einmal zu spät gekommen. Und wenn der große Star das schon so pflegt, dann fällt es keinem Musiker ein, anders zu handeln.

Udo Jürgens war 80 Jahre alt, als er starb, und dachte nicht ans Aufhören. Sie sind 70, und tun es ihm gleich. Warum gibt es für Musiker nicht so etwas wie einen Ruhestand?

Lienhard: Eigentlich nicht. Wenn einer mit 65 das Instrument weg legt und nur noch Golf spielt, dann kann ich das nicht nachvollziehen. Ein richtiger Musiker will spielen, solange es geht. Udo und ich hatten in dieser Hinsicht dasselbe Credo: Solange die Gesundheit mitspielt und uns jemand hören will, solange werden wir live spielen. Mich haben Leute schon vor 40 Jahren gefragt, was ich einwerfe, weil ich immer so happy bin auf der Bühne. Dabei spiele ich einfach gerne und empfinde es als Privileg, auf der Bühne stehen zu können. Es ist schließlich nicht jedem vergönnt, Geld mit dem zu verdienen, was er am liebsten macht.

Ihre Tournee steht unter dem Motto "Hommage an die große Zeit des Swing". Was erwartet den Hörer?

Lienhard: Wir spielen eine populäre Art von Swing für ein Publikum, das die schönen, alten Melodien von Glenn Miller, Benny Goodman oder ähnlichen hören wollen. Ein paar jazzige Kabinettsückchen haben wir aber auch dabei. Schließlich kommen auch ein paar Musikerkollegen, und denen wollen wir zeigen, was wir können. Dazu kommt, dass wir diesmal auch Melodien von Udo Jürgens spielen. Das haben wir früher nie gemacht, wenn wir solo unterwegs waren. Schließlich war das Original ja nicht anwesend. Aber die Leute fänden es jetzt nach seinem Tod ja seltsam, wenn wir nichts von Udo spielen. Daher gibt es eine ausführliche Hommage. Aber natürlich nicht mit einem Udo-Imitator vorne dran. Beispielsweise "Vielen Dank für die Blumen", das setzen wir lustig mit Chor und Dixie-Besetzung um.

Sie treten am 10. November in Würzburg auf, wo Sie schon oft mit Udo Jürgens waren. Fällt Ihnen spontan was zur mainfränkischen Region ein?

Lienhard: Ich kann mich gut an ein Essen bei einem alten Italiener erinnern, wo wir mit Udo gegessen haben. Der war so begeistert, dass wir hier waren, er hat uns gleich eingeladen. Und da war noch diese Sporthalle, in der wir immer gespielt haben.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten