Wildsaison

Klang, Brauchtum und Natur

Lebendige Jagdtradition im Tauber-Odenwald-Kreis.

Von 
Helene Schäfer
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Ein Zweig mit Symbolkraft – der Erlegerbruch als Ausdruck jagdlicher Ethik. © picture alliance / Philipp Schulze/dpa

Im Tauber-Odenwald-Kreis wird Jagdtradition lebendig. Hier trifft jahrhundertealtes Brauchtum auf Naturerlebnis und gemeinschaftliches Miteinander.

Jagdhornbläser: Tradition mit Klang und Geschichte

Wenn das Jagdhorn erklingt, schwingt mehr mit als nur Musik. Die Jagdhornbläsergruppen im Tauber-Odenwald-Kreis pflegen ein jahrhundertealtes Kulturgut und bringen es mit Leidenschaft in die Gegenwart. Ursprünglich diente das Jagdhorn im 17. und 18. Jahrhundert als Kommunikationsmittel bei höfischen Jagden. Mit verschiedenen Signalen wurden Beginn, Ende oder Erfolg einer Jagd angezeigt – oder dem erlegten Wild die letzte Ehre erwiesen. Heute hat moderne Technik diese Funktion ersetzt, doch das Jagdhorn bleibt Symbol für Tradition.

In der Region sind zahlreiche Gruppen aktiv – etwa in Buchen, Wertheim oder Bad Mergentheim. Sie begleiten Hubertusmessen, eröffnen Wildwochen und umrahmen jagdliche Feierstunden. So halten sie das jagdliche Brauchtum lebendig und machen Tradition erlebbar. Besonders eindrucksvoll erklingen klassische Signale wie „Halali“ oder der „Todesmarsch“, die seit Jahrhunderten das Ende einer Jagd markieren. So sind Jagdhornbläser Botschafter eines Klangs, der Natur, Kultur und Gemeinschaft verbindet.

Waidmannsheil: Jagdhornbläser eröffnen die Saison. © picture-alliance/ dpa/dpaweb

Die Hubertusmesse: Glaube und Jagdkultur im Einklang

Ein Höhepunkt im jagdlichen Jahr ist die Hubertusmesse, die am 3. November, dem Hubertustag, gefeiert wird. Sie ehrt den Heiligen Hubertus von Lüttich, Schutzpatron der Jäger, Hunde und Natur. Der Legende nach wandelte ihn die Begegnung mit einem Hirsch, der ein leuchtendes Kreuz im Geweih trug, vom zügellosen Jäger zum frommen Bischof. Er erkannte, dass die Jagd weit mehr ist als ein Selbstzweck – sie ist mit Verantwortung verbunden.

Seit dem Mittelalter vereint die Hubertusmesse christliche Liturgie, Jagdbrauchtum und Naturschutzgedanken. Die Kirche ist herbstlich geschmückt: Blätter, Früchte und Ähren treffen auf Hirschfiguren, Geweihe und Jagdtrophäen – Symbole, die auf Jahreszeit und Jagdtradition zu Ehren des Heiligen Hubertus hinweisen. Die feierlichen Klänge der Jagdhornbläser verleihen der Messe eine besondere Atmosphäre. Somit steht die Hubertusmesse für Ehrfurcht vor der Schöpfung, Respekt vor der Natur und ist Ausdruck gelebter Jagdkultur und Tradition.

Bruchzeichen – die stumme Sprache der Jäger

Bruchzeichen gehören zu den traditionsreichsten Formen jagdlicher Kommunikation. Brüche sind Zweige bestimmter Baumarten mit symbolischer Bedeutung – sie dienen als stumme Sprache des Waldes. Je nach Zweck werden sie in verschiedene Richtungen gelegt, von Ästen befreit oder gebogen aufgehängt. So weisen sie Wege, warnen vor Gefahren, markieren Standorte oder zeigen Anerkennung und Respekt. Besonders ehrenvoll sind der „Letzte Bissen“, ein grüner Zweig im Äser des erlegten Wildes als Zeichen des Dankes und der Ehrung, sowie der Erlegerbruch, der meist am Hut getragen wird und den erfolgreichen Schützen würdigt. Bruchzeichen bleiben so Sinnbild für Waidgerechtigkeit, Tradition und Achtung vor der Natur.

Verschiedene Jagdarten als Ausdruck gelebter Tradition

Bei der Gesellschaftsjagd handelt es sich um eine gemeinschaftliche Jagdform, bei der mehrere Jägerinnen und Jäger zusammenwirken. Typische Formen sind Treib- und Drückjagden, bei denen Wild durch Treiber oder Hunde in Bewegung gebracht wird, um es den Schützen zuzuführen. Hier steht nicht nur die Effizienz im Vordergrund, sondern vor allem das Miteinander und die Pflege gemeinschaftlicher Werte.

Im Gegensatz dazu steht die Einzelpirsch. Sie ist eine ruhige, sehr traditionelle Jagdart. Der Jäger durchstreift das Revier, um Wild zu beobachten oder gezielt anzupirschen. Sie erfordert große Konzentration, Wissen über Wildverhalten und gute Kenntnisse der Wind- und Wetterverhältnisse.

Die Lockjagd ist eine besonders anspruchsvolle Form der Jagd, bei der Wild durch Rufe, Düfte oder Attrappen angelockt wird. Sie erfordert Feingefühl und genaue Kenntnis der Lautäußerungen und des Verhaltens der jeweiligen Wildart.

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