Mannheim. Übrigens ...
... tricksen Lebensmittel-Hersteller wegen der wirtschaftlichen Lage aktuell viel. Ein Verbrauchertäuscher-Preis jagt den nächsten. Jüngst freute ich mich etwa über die Spekulatius-Edition mit weißer Schokolade meiner Lieblingsfirma. Doch der Kollege brachte mich auf den Hintergrund: „Na klar, immer weniger Kakao. Ist ein teurer Rohstoff. Die weiße ist billiger“, sagte er trocken, und mir blieb der Brocken im Halse stecken.
Schokolade ist nicht mehr das, was sie einmal war
Auch im Schokoladenwerksverkauf fiel mir letztens auf: Die Farbe der Schokolade selbst bei Zartbitter wird immer heller, um weniger Kakao zu verwenden. Der Preis bleibt oder steigt.
Nun ja: Über die Jahre hat man sich natürlich an mannigfaltige Nahrungsmittel-Scherze gewöhnt. Gesichtswurst (also Lyoner etc. mit schönen Mustern drauf) ist ein gutes Beispiel. Bei der weiß man genau eins: Nämlich, dass Mystery Meat drin ist. Mehr nicht. Hochqualitativ oder nicht? Ma weeses ned. Aber auch Analogkäse hat seine Schlagzeilen hinter sich. Genauso wie jüngst auch die hier im „MM“ behandelte Debatte um den veganen Einheitsbrei, der als Butter, Wurst oder Fleisch deklariert wird.
So kann das nicht weitergehen: Der Schokoladen-Betrug
Dann wurde mir kürzlich am eigenen Leibe bewusst, dass 2025 nichts mehr ist, wie es einmal war. Denn am Schreibtisch, an dem wie üblich meine neu entdeckten Lebensmittel und Klassiker wie auf einem Altar um mich aufgebahrt standen, griff ich in meine Tüte.
Beim Lesen der Zutaten blieb mir fast das zwei Zentimeter große Schokoladeneichhörnchen mit Karamellfüllung im Halse stecken. Denn auf der Packung stand: „Salted-Caramel-Creme umhüllt von einer kakaofreien Schokoladenalternative auf Sonnenblumenkernbasis“. OH MEIN GOTT! NEIN! Ich hatte gerade Schokolade gegessen und nicht mal gemerkt, dass es keine ist. Selbstzweifel und Wut durchfuhren mich.
Nachhaltigere Nicht-Schokolade-Schokolade?
Hätte ich nicht dauernd Hunger, wäre es spätestens jetzt Zeit, den Löffel abzugeben und zu sagen: „Liebe neue Generation, übernehmt ihr das Testen von neuen Dingen, ich kann nicht mehr.“
Doch das einzige, was mich tröstete, nachdem ich zum Sonnenblumen-Schokoladenersatz recherchierte, war: Durch kürzere Lieferwege und Rodungsvermeidung entlaste der Rohstoff die angespannte Kakao-Lieferkette und erzeuge nur ein Zehntel der Emissionen von Kakaoherstellung, so der Hersteller.
Schön. Aber die Gesichtswurst lächelte mich vor meinem inneren Auge an und sah, wie ich mit ihrem Verzehr alle Umweltverträglichkeit wieder zunichtemache.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Übrigens Der Schokoladen-Schock
Teuerung hier, Teuerung da. Ich gewöhne mich langsam an Analogkäse und Gesichtswurst. Doch nun geht es an meine Schokolade. Jetzt reicht es!