Ehrlich gesagt: Einen englischen Rasen hatten wir hinter unserem Haus noch nie. Gänseblümchen, Löwenzahn und Co. wachsen dort schon immer zwischen den Grashalmen. Doch nach diesem Sommer voller Hitze und Trockenheit gleicht die Fläche im Garten eindeutig mehr der braunen Steppe Zentralasiens als dem klassisch-frischen Grün der Britischen Inseln.
Weil wochenlang kaum ein Tropfen Regen vom Himmel gefallen war, hatte ich irgendwann aufgehört, mir um den Rasen Sorgen zu machen. „Richtig“, meint Sabine Vilgis, Leiterin des Grünflächenamtes im südhessischen Lampertheim, als ich ihr von dem deprimierenden Bild erzähle.
Die Autorin
Daniela Hoffmann ist seit 2001 Redakteurin beim Mannheimer Morgen und lebt in der Pfalz auf einem ehemaligen Winzer-hof. Dort ist Gärtnern zu ihrem Hobby geworden. Von Pflanz-Experimenten, Begegnungen mit Profi-Gärtnern, Floristen, Landwirten und Naturschützern erzählt sie in ihrer Kolumne. Mehr auf www.mannheimer-morgen.de/garten-blog
„Beim Gießen gibt es tatsächlich eine ganz klare Rangfolge“, betont sie. Erst sind die Bäume dran, dann die Sträucher und zuletzt erst der Rasen. Schließlich ist der Schaden viel größer, wenn die Gehölze kaputtgehen.
Der Rasen lässt sich im Herbst, wenn die Niederschläge einsetzen, wieder aufmöbeln, tröstet die Fachfrau. Regelmäßige Wassergaben zwischendurch helfen dann zusätzlich. Im September darf außerdem gedüngt werden. „Später im Jahr allerdings nicht mehr“, mahnt Sabine Vilgis, „sonst wird der Rasen instabil.“
Doch wie soll ich mit den Flächen im Garten in Zeiten des Klimawandels ganz generell umgehen?, möchte ich von ihr wissen. Denn im kommenden Sommer werde ich vermutlich vor den gleichen Problemen stehen wie in dieser Saison. „In jedem Fall lohnt es, sich über Alternativen zum klassischen Rasen Gedanken zu machen“, findet die Expertin. Dafür gibt es gleich mehrere Möglichkeiten: Beispielsweise Sand-Thymian, der inzwischen vielerorts als begehbarer Bodendecker zum Einsatz kommt. Allerdings häufig in Kombination mit Trittsteinen. „Denn man muss sich schon darüber im Klaren sein: zum Fußballspielen ist der eher nicht geeignet“, macht Sabine Vilgis deutlich.
Dafür hat der Sand-Thymian aber einige andere Vorteile. Mäharbeiten, Düngen und regelmäßiges Wässern fallen bei ihm weg. Und nur bei sehr langen Trockenperioden braucht er Nass aus dem Gartenschlauch. „In jedem Fall aber deutlich weniger als der herkömmliche Rasen“, erklärt die Bauhof-Chefin.
Ähnlich verhält es sich mit der Teppich-Verbene, die ebenfalls zu den trittfesten Bodendeckern zählt. Wie der Thymian blüht sie im Sommer rosafarben und zieht dann auch Bienen an. Passionierte Barfußläufer sollten diese Variante also nochmals überdenken. Zudem hat die Pflanze noch einen kleinen Schönheitsfehler. Die Teppich-Verbene verfärbt sich bisweilen im Winter bräunlich, wenn es bei uns eh schon trist ist.
Das wiederum ist bei der dritten Alternative kein Problem – beim sogenannten Micro-Klee, der auch im Spätjahr grün ist. Bezeichnet werden damit besonders niedrig wachsende und kleinblättrige Weißklee-Sorten wie Pipolina oder Euromic. Diese können Rasenmischungen beigefügt oder auch solo ausgesät werden.
Klee auf Rasenflächen als etwas Positives zu sehen, mag für den ein oder anderen Gartenpuristen gewöhnungsbedürftig sein. „Die Vorteile liegen allerdings auf der Hand“, meint Sabine Vilgis. Neben deutlich weniger Wassergaben, ist nämlich auch Düngen nicht nötig. Denn der Weißklee reichert selbst Stickstoff im Boden an.
Und vielleicht ist sogar noch hin und wieder ein vierblättriges Exemplar im Klee zu entdecken, überlege ich. Das wäre dann doch wirklich ein gutes Omen für den nächsten Sommer.
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