Kunst und sogar Mode aus Pilzpapier: Die Besucherinnen und Besucher staunen im sogenannten „Mushroom“ auf der Mannheimer Bundesgartenschau nicht schlecht, was sich alles aus Pilzen machen lässt. „Ich muss jetzt wirklich auch mal wieder in den Wald zum Sammeln“, meint eine Frau, die sich die Vitrine in der U-Halle auf dem Spinelli-Gelände ansieht.
Tanja Major, die die Ausstellungsstücke gefertigt hat, freut das immer größer werdende Interesse an den schmackhaften Schätzen aus dem Forst. „Allerdings sollte man im Umgang mit Pilzen umsichtig sein“, meint die kreative Frau aus Niederbayern, die auch als Food-Bloggerin, Autorin und Pilzsachverständige arbeitet.
Wichtige Funktion in der Natur
Die schmucken Hutträger erfüllen in der Natur nämlich eine wichtige Funktion, erklärt sie mir im Gespräch. Denn Pilze können aus Erdreich und Gestein Mineralien und Spurenelemente verfügbar machen. Diese geben sie an die Pflanzen weiter und erhalten dafür im Austausch Zucker aus der Photosynthese, die sie selbst nicht betreiben können. Wasser geben die Pilze ebenfalls weiter und sie bauen Schadstoffe ab. Zudem sind die oberirdischen Fruchtkörper Nahrung und Kinderstube für viele Tiere und Insekten.
Daher findet die Kennerin es wichtig, dass Sammlerinnen und Sammler nur so viele Pilze mitnehmen, wie sie tatsächlich verzehren. „Je nach Bundesland hat der Gesetzgeber Obergrenzen festgesetzt. Im Übrigen darf in Naturschutzgebieten nichts entnommen werden. Und geschützte Arten müssen stehen bleiben“, mahnt die Expertin. Man sollte sich also kundig machen, bevor man loszieht.
Wie viel darf man sammeln?
Sie selbst findet ein bis zwei Hände pro Person eine passende Menge. „Schließlich bestehen die Pilze aus einer Menge Eiweiß und sollten daher – ähnlich wie Fleisch – roh nicht länger als zwei Tage aufbewahrt werden, und das am besten im Kühlschrank“, rät Tanja Major.
Derzeit lassen sich in unserer Region beispielsweise Grause Glucken, Steinpilze, Rotkappen, Hexen-, Rotfuß- und Maronenröhrlinge entdecken, erzähle ich der Niederbayerin von Freunden, die die Herbsttage schon zum Sammeln genutzt haben.
„Wer einen Pilz wirklich gut kennt, sollte den oberirdischen Teil vorsichtig mit einem Messer abschneiden, so dass das unterirdische Myzel erhalten bleibt und sich der Pilz weiter entwickeln kann“, sagt die Sachverständige.
Hier gilt Vorsicht!
Bei einem unbekannten Exemplar sei es dagegen besser, den ganzen Pilz vorsichtig herauszudrehen. Um ihn nämlich sicher bestimmen zu können, müsse er mit all seinen Bestandteilen genau unter die Lupe genommen werden. Danach sollte der Boden wieder vorsichtig verschlossen werden.
Entschieden abraten möchte Tanja Major davon, große, alte Pilze mitzunehmen. Diese könnten von Schimmel befallen oder verwurmt sein. Sind sie schwammig oder merkwürdig verfärbt, heißt es auf jeden Fall „Finger weg“, um sich keine Vergiftung einzuhandeln.
„Sind sich Sammlerinnen oder Sammler unsicher, können sie Rat bei Pilzvereinen oder Pilzsachständigen in ihrer Nähe einholen“, sagt die Fachfrau. Die nächste Pilzberatung finden Interessierte etwa auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM).
Im Zweifelsfall kann man einen Pilz auch einfach an seinem angestammten Ort belassen und sich über seine Schönheit freuen. „Pilze haben ihre ganz eigene Ästhetik“, sagt Tanja Major und lacht. Selbst, wenn sie noch nicht als Kunst in der Vitrine stehen.
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