Eine Windböe vor dem Gewitter hat dem großen Marktschirm in unserem Garten endgültig den Rest gegeben. Jetzt halte ich Ausschau nach einem neuen Sonnenschutz. Doch so richtig gefällt mir keines der Sonnenschirm-Modelle. Vielleicht, weil sie Mitte der Saison in den Geschäften schon ausgesucht sind. Doch es gibt auch Bäume, die mit Hilfe eines horizontalen Spaliers wie ein Schirm aus Ästen und Blättern wirken.
„Der Klassiker ist dabei wohl die sogenannte Dach-Platane, oder?“, frage ich Andreas Huben, Seniorchef der gleichnamigen Baumschule in Ladenburg. „Natürlich“, sagt dieser. „Die kennt man aus Parks. Sie sorgen aber auch auf Plätzen oder an Uferpromenaden für Beschattung.“ In etlichen Orten unserer Region habe ich solche Exemplare auch schon gesehen. Aber wäre so ein grünes Blätterdach auch etwas für unseren Familiengarten daheim?
„Warum nicht“, meint der Gärtnermeister, rät mir im gleichen Zug aber von einer Platane eher ab. Denn deren Blätter haben feine Härchen und seien daher für Allergikerinnen und Allergiker oder empfindliche Menschen einfach nicht ganz so empfehlenswert.
„Dafür gibt es aber prima Alternativen“, erklärt mir der Fachmann. Beispielsweise Hainbuchen oder die Linde, die als heimische Gehölze auch aus ökologischen Gründen besser geeignet sind.
Der regelmäßige Schnitt ist das A und O
Aus fast allen Bäumen lässt sich übrigens so eine Dachform ziehen, erzählt mir Huben. Das dauert jedoch einige Jahre und funktioniert grob so: Der Gärtner sucht sich zunächst einen noch jungen Baum mit geradem Stamm aus, der eine gewisse Höhe hat.
Dann wird der obere Bereich gekappt und in die Krone ein Gerüst aus Bambusstäben eingesetzt. Horizontal wachsende Zweige und Äste werden waagerecht in dieses Bambusspalier geflochten, senkrecht wachsende immer wieder abgeschnitten. Auf diese Weise entsteht nach und nach ein grüner Sonnenschirm.
„Ganz pflegeleicht sind diese Exemplare nicht“, merkt Andreas Huben an. In der winterlichen Wachstumspause zwischen November und Februar müssen sie nämlich in jedem Jahr gründlich nachgeschnitten werden. Das ist das A und O: Denn ein Baum strebt an sich einfach nach oben. Deshalb ist es ebenfalls ratsam, im Sommer einen weiteren Schnitt vorzunehmen, damit das Gehölze die Dachform hält.
Solche Bäume sind für kleine Gärten genauso geeignet wie für größere. „Wer genug Platz hat, kann auch mehrere in passendem Abstand nebeneinander pflanzen und damit das Blätterdach vergrößern“, schlägt der Experte vor.
Die Autorin
Daniela Hoffmann ist seit 2001 Redakteurin beim Mannheimer Morgen und lebt in der Pfalz auf einem ehemaligen Winzerhof. Dort ist Gärtnern zu ihrem Hobby geworden. Von Pflanz-Experimenten, die sie mit ihrer Familie startet, und Begegnungen mit Profi- Gärtnern, Floristen, Landwirten und Naturschützern erzählt sie in ihrer Kolumne.
Gartenbesitzer, die sich ein Exemplar zulegen möchten, sollten darauf achten, dass die Stammhöhe 2,20 bis 2,50 Meter beträgt, so dass sie nicht nur gemütlich darunter sitzen, sondern auch gut hindurchlaufen können.
Andreas Huben gefallen neben den gängigen Sorten auch Maulbeerbäume als Blätterdach, Eisenholz, Amber oder Zierapfel. Diese haben zusätzliche Schmuckkomponenten. Der Amberbaum beispielsweise eine feurige Herbstfärbung in Gelb, Rot und Violett. Der Zierapfel besticht durch seine hübschen Früchte.
Das hört sich nach Qual der Wahl an, denke ich und will mich gleich auf die Suche nach einem Dachbaum für unser Zuhause machen. Denn eines steht schon fest: Den ramponierten Marktschirm entsorge ich jetzt.
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