Der Spätherbst zeigt sich wieder von seiner mystischen Seite. Dicke Nebelschwaden wabern an diesem Morgen über den Boden. Die Sonne kämpft sich langsam durch das Grau und taucht alles in ein fast unwirkliches Licht. Das Lampenputzergras in unserem Garten ist von einem großen Spinnennetz durchzogen, an dem kleine Wassertropfen hängen und glitzern.
„Gräser wirken im November einfach zauberhaft“, denke ich. Wenn die Bäume die bunten Blätter verlieren und die letzten Blumen der Saison langsam verblühen, zeigen sie sich mitunter von ihrer schönsten Seite.
Beispielsweise das Japanische Blutgras, das nicht nur in der Zeit um Halloween durch seine roten Blattspitzen begeistert. Ob sich solche feurigen Halme auch bei uns auf dem Grundstück gut machen würden?
„Eigentlich ist für jeden Standort ein Gras gewachsen“, meint Corinna Huser lachend, als ich sie nach Vorschlägen frage. Der Blauschwingel etwa, der ursprünglich aus dem Süden Frankreichs kommt, mag sonnige, trockene Plätzchen, erklärt mir die Staudengärtnerin bei der Baumschule Huben in Ladenburg. Auch gegenüber Krankheiten und Schädlingen ist die winterharte und immergrüne Pflanze mit ihrem bläulichen Schimmer robust. Im Frühjahr sollte der Blauschwingel zurückgeschnitten werden.
Hübsche Kombination mit Heuchera oder Erika
Ebenfalls sind die Seggen äußerst pflegeleicht. Es gibt Arten, die sich in der Sonne wohlfühlen, andere bevorzugen eher Halbschatten oder Schatten. Seggen muss man nach dem Winter lediglich ausputzen, indem man mit dem Rechen darüberfährt. Ein Rückschnitt ist nicht erforderlich.
Unter Gehölze gepflanzt lassen sie sich besonders schön mit Blattschmuckpflanzen wie Funkien oder Heuchera kombinieren.
„Eher etwas für den Halbschatten beziehungsweise für den Schatten sind vor allem die Waldgräser“, sagt Corinna Huser. Ihr gefällt vor allem das sommergrüne Japanische Waldgras „Albostriata“. Dessen lange Halme sind grün-weiß gestreift und verfärben sich im Herbst bronzefarben. Das Gras macht sich besonders hübsch unter Gehölzen.
„Toll für den Kübel ist unterdessen das derzeit wieder so beliebte Pampasgras“, findet die Staudengärtnerin. Seine cremeweißen Blütenwedel ziehen von Juli bis November die Blicke auf sich und sehen auch in der Vase großartig aus.
Generell lohne es sich dagegen, Gräser über Winter und bis Mitte/Ende März stehenzulassen, betont die Expertin. So dienten sie Nützlingen wie Florfliegen oder Marienkäfern als Möglichkeit zum Überwintern. Im Garten böten sie des Weiteren Kleintieren Schutz und Unterschlupf während der kalten Jahreszeit.
Im Balkonkasten sind Ziergräser wie Segge und Blauschwingel derweil perfekte Begleiter zu Erika und lassen den November gemeinsam weniger trist erscheinen.
Raureif heftet sich bei Frost an die Halme
„Überhaupt haben Gräser bis in den Winter hinein einen hohen ästhetischen Wert“, gerät Corinna Huser ins Schwärmen – und ich bin schon drauf und dran einen Topf mit Gras für zu Hause einzupacken.
Denn eines mag ich besonders gern, wenn der Raureif sich bei Frost an die Halme heftet und geheimnisvoll schimmert. Die kommenden Wochen bleiben wohl einfach mystisch.
Die Autorin
Daniela Hoffmann ist seit 2001 Redakteurin beim Mannheimer Morgen und lebt in der Pfalz auf einem ehemaligen Winzerhof. Dort ist Gärtnern zu ihrem Hobby geworden. Von Pflanz-Experimenten, die sie mit ihrer Familie startet, und Begegnungen mit Profi- Gärtnern, Floristen, Landwirten und Naturschützern erzählt sie in ihrer Kolumne.
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