Mannheim. Die Situation wirkt fast ein bisschen surreal: Gerade noch an den schneebepuderten Ausläufern des Pfälzerwalds vorbeigefahren, stehen wir nun bei angenehmen 17 Grad in einem riesigen Gewächshaus, in dem sich Kaktus an Kaktus reiht. Wir sind im südpfälzischen Steinfeld an der deutsch-französischen Grenze, wo im Kakteenland tausende tropischer Pflanzen gedeihen und verkauft werden. „Ein Großteil davon stammt aus eigener Produktion“, erzählt Mitarbeiterin Silke Hellmann. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf Kakteen und Aloe Vera.
Kann man einen Kaktus zu Hause zum Blühen bringen?
Mein kleiner Sohn, der das Wintergrau draußen inzwischen genauso satt hat wie ich, ist von den Wüstenpflanzen fasziniert. Vor allem von den Kakteen, die ihm ihre Stacheln entgegenstrecken und gleichzeitig für Farbe sorgen.
Die Autorin
Daniela Hoffmann ist seit 2001 Redakteurin beim Mannheimer Morgen und lebt in der Pfalz auf einem ehemaligen Winzerhof. Dort ist Gärtnern zu ihrem Hobby geworden. Von Pflanz-Experimen-ten, Begegnungen mit Profi-Gärtnern, Floristen, Landwirten und Naturschützern erzählt sie in ihrer Kolumne.
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Da gibt es Exemplare mit kurzen weißen, langen schwarzen, gelben und sogar pinkfarbenen Stacheln. „Schön bunt“, sagt der Junge, während er mit dem Finger testet, wie sehr die Pflanzen wirklich piksen. „Hier wird es bald noch viel bunter“, sagt Silke Hellmann lachend. „Ab März/April fangen die Kakteen nämlich langsam an zu blühen.“
„Bekommt man das denn zu Hause auch hin?“, möchte ich wissen. „Klar“, antwortet die Fachfrau. Dafür sollten Pflanzenfreunde die Kakteen zuvor allerdings in die Winterpause schicken.
Wie bringt man einen Kaktus zum Blühen?
Und das funktioniert so: Von November bis März werden sie an einen kühlen Platz gestellt, wo es in etwa eine Temperatur von sechs bis zwölf Grad hat. „Ein Keller, in dem es wenig Licht gibt, eignet sich dafür gut, weil die Kakteen so richtig in eine Ruhephase kommen“, erklärt die Gärtnerin. Gegossen werden sollten sie in dieser Zeit nicht.
Ab Februar/März holt man die grünen Hungerkünstler dann wieder ans Licht und fängt langsam an, sie zu gießen. Dabei wird das Wasser am Anfang direkt durch die Erde im Topf laufen. Das mache jedoch nichts. „Die Wurzel soll schließlich erstmal den Impuls kriegen: Tatsächlich, ich lebe ja noch“, sagt Silke Hellmann schmunzelnd.
Wie oft sollte man einen Kaktus gießen?
Generell brauchen Pflanzenfreunde nur selten mit der Gießkanne bei den Kakteen vorbeizukommen – etwa alle 14 Tage. „Dann darf jedoch gerne reichlich gegossen werden. Staunässe sollte in jedem Fall aber vermieden werden“, rät die Expertin.
Unterm Jahr fühlen sich die stacheligen Gesellen an einem möglichst hellen Fenster oder in Wintergärten wohl. Im Sommer dürfen sie auch ins Freie.
Als Untergrund mögen Kakteen ein sandig-mineralisches Substrat, das nährstoffarm ist. „Am einfachsten nehmen Hobbygärtner eine fertige Kakteenerde aus dem Handel“, meint Silke Hellmann. Dreimal im Jahr darf’s auch ein stickstoffarmer Kakteendünger sein.
„Schau mal, da drüben blühen ja schon welche“, ruft mein Sohn da plötzlich und zeigt auf einen der Ausstellungstische. Dort stehen Melonenkakteen mit orangefarbenen Häubchen. „Das sind keine Blüten“, betont Hellmanns Kollegin Elfriede Reichert, die sich zu uns gesellt. „Die farbige Spitze wird Cephalium genannt.“ Das ist ein spezielles Blütengewebe, das zum Schutz von Knospen, Blüten und Samenkapseln dient. Die eigentlichen Blüten des Melonenkaktus sind eher unscheinbar.
Spektakulärer, verraten die beiden Mitarbeiterinnen, sind dagegen die Mammillaria, die Bauernkakteen oder die Gymnocalycium-Kakteen. Doch bis deren Blüten zu sehen sind, muss es noch ein paar Grad wärmer und Frühling werden.
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