Bardolino am Gardasee: Der Ort mit dem Wein

Beim Wort Bardolino denken viele wohl zuerst an den beliebten, weil süffigen Rotwein. Doch der hat seinen Namen von einem Ort, der zugleich eines der begehrtesten Reiseziele am Gardasee ist

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Konstantin Groß
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Sonnenuntergang und ein Glas Bardolino – was will man mehr? © Konstantin Groß

Bardolino. Bereits beim Aussprechen des Wortes läuft einem das Wasser im Munde zusammen: Bardolino. Sei es der eher helle Chiaretto oder der Classico, rot wie eine Kirsche, mit zunehmender Reife wie ein Granatapfel. Ein trockener Wein, aber fruchtig und doch verhältnismäßig leicht, mit nur zehn Prozent Alkoholgehalt. Wie gemacht als Paradebeispiel für einen Kalauer: Bardolino mäßig getrunken, schadet auch in großen Mengen nicht.

Viele kennen diesen guten Tropfen aus dem heimischen Weinregal, doch nicht minder bekannt und attraktiv zeigt sich der Ort, aus dem er stammt: Bardolino, am Südostufer des Gardasees. Und diese Attraktivität auf die Besucher ist messbar: Mit gut zwei Millionen Touristen pro Jahr steht das kleine, 7000 Einwohner zählende Bardolino auf Platz 24 unter den Reisezielen in Italien.

Keine engen Altstadtgassen, dafür breite Uferpromenade

Das Schöne am Gardasee ist ja, dass jeder Ort an seinen Ufern seinen ganz eigenen Charakter besitzt. Das gilt natürlich auch für Bardolino. Die Stadt liegt zwischen zwei Landzungen, der Punta Cornicello und der Punta Mirabello. Es ist „offen“ gebaut, im Unterschied zu Lazise also ohne eine Stadtmauer. Und anders als in Malcesine fehlen hier hügelig gelegene enge Gassen, auf denen sich die Altstadt erstrecken würde.

Dafür gibt es, damit durchaus dem vornehmen Salo ähnlich, eine breite Promenade. Mit Beeten wunderbar geschmückt, mit vielen Sitzbänken zum Verweilen, ab und an einer Stelle, an der man die Füße im Wasser baumeln lassen kann.

Spaziergang auf der Promenade von Bardolino. © Konstantin Groß

Diese Promenade endet in dem kleinen Hafen, der prägend ist für das Stadtbild. Auch, weil man zwischen zwei Hafenbecken eine kleine Brücke errichtet hat, die unwillkürlich an ihre großen Schwestern in Venedig erinnert. Als Kulisse für Selfies tut sie hervorragende Dienste.

Für Fotoprofis wiederum steht am frühen Abend die Sonne perfekt, indem sie die Hafenpromenade in warmes Licht taucht. Währenddessen hier zu sitzen, Pizza oder Pasta und natürlich besagten Bardolino zu genießen, das ist Seligkeit pur. Und wenn dann noch Enten und Schwäne anwackeln, um einen vom Tisch fallenden Brocken Pizzabrot aufzupicken, dann ist die Idylle perfekt.

Infos und Tipps

Lage: Am Südostufer des Gardasees, zwischen Garda im Norden und Lazise im Süden, nur 30 Kilometer entfernt von Verona, dieses leicht mit dem Linienbus zu erreichen. Die Entfernung von Mannheim aus beträgt 872 Kilometer.

Anfahrt mit dem Auto: Fahrzeit: etwa sieben Stunden. Route: über die Brenner-Autobahn, dann Ausfahrt „Affi“, schließlich ausgeschilderte Abfahrt „Bardolino“.

Anreise mit dem Zug: Reisezeit von Mannheim aus: 10 Stunden. Es empfiehlt sich daher ein Zwischenstopp mit Übernachtung, etwa in München. Bardolino selbst verfügt über keinen Bahnanschluss. Zugreisende fahren daher bis Verona und von dort mit dem Linienbus nach Bardolino.

Logie: Empfehlung: „Hotel du Lac et Bellevue“, etwa 15 Minuten Fußweg entfernt vom Stadtzentrum, aber direkt an der Uferpromenade gelegen. Eigener Strandzugang, Liegewiese und Terrasse fürs Frühstück. 116 Zimmer. Vor allem im Nebengebäude „Bellevue“ Balkons mit Seeblick. Preis: DZmF in der Hauptsaison etwa 290 Euro.

Speisen: Miralago Pizzeria/Bar/Gelateria, Adresse: Lungo Lago Lenotti Francesco 10. Sitzplätze direkt an der Hafenpromenade, Preis-Leistungsverhältnis optimal, Personal sehr freundlich. -tin

Besucher, die tagsüber auch am Gardasee ein gewisses urbanes Flair nicht vermissen möchten, kommen in Bardolino ebenfalls auf ihre Kosten. Pralles Leben erfüllt etwa die zentrale Piazza Matteotti und die für Gardasee-Orte ungewöhnlich breiten Gassen, die von Bars und Geschäften gesäumt werden.

Doch das ist nichts gegen den Trubel, der jeden Donnerstag beim Markt herrscht. Als Hotelgast bekommt man quasi hautnah mit, wie ab sechs Uhr morgens die Zelte aufgeschlagen werden. Es sind Hunderte, vielleicht sogar tausend, die sich die gesamte Uferpromenade entlang bis zum Hafen erstrecken.

Wobei man sich, wie überall am Gardasee, unter den auf dem Markt feilgebotenen Produkten nicht primär das klassische Obst und Gemüse vorstellen kann; vielmehr sind es Stoff- und Lederwaren jeder Art, Sweatshirts und Schuhe, allerdings in einer solchen Auswahl und zu solch günstigen Preisen, dass sogar derjenige nicht ohne etwas davonkommt, der sich fest vornimmt, diesmal wirklich nichts zu kaufen.

Getoppt wird der Andrang bei diesem allwöchentlichen Ereignis aber noch durch jenen beim großen Weinmarkt, der einmal jährlich steigt. Dann sollen sich hier um die 100 000 Besucher tummeln. Doch wer ihn miterlebt, der hält diese offizielle Zahl wahrlich für realistisch.

Abendstimmung im Hafen von Bardolino. Nicht nur Enten und Schwäne fühlen sich hier sichtlich wohl. © Konstantin Groß

Aber auch, wer es ruhiger will, kommt auf seine Kosten, etwa Kulturbegeisterte in Bardolinos Kirchen. Am Kopfe der bereits erwähnten Piazza Matteotti thront die neoklassizistische Kirche Sano Nicolo mit eindrucksvollen Glasfenstern; San Severo aus dem 11. Jahrhundert wiederum bietet Gewölbe aus romanischer Zeit, Freskenmalereien, die die Apokalypse des Heiligen Johannes zeigen, und Reste einer Krypta des langobardischen Vorgängerbauwerks aus dem achten Jahrhundert.

Doch mit Verlaub: Das Wichtigste ist für die meisten natürlich der See. Zwei Strände stehen zum Schwimmen und Sonnenbaden zur Verfügung: „Lido Beach Holiday“ und „Lido Mirabello“. Der „Holiday“ in der Nähe des Zentralparkplatzes ist ein Lido im wahrsten Sinne und Treffpunkt der Jüngeren. Der „Mirabello“ auf der südlichen Halbinsel hat einen privaten Strand, für den Eintritt erhoben wird und auf dem es schon von daher etwas ruhiger zugeht. Ein Wermutstropfen: Auch er besteht aus Kies mit kleinen Felsen.

Für Leute, die während ihres gesamten Aufenthalts draußen bleiben wollen, ist auch gesorgt: 24 000 Quadratmeter stehen für Camping zur Verfügung. An der „La Rocca Camping Village“ liegen einige der Stellplätze für Zelte und Caravans direkt am See. Und dennoch verfügt er darüber hinaus über einen Swimming Pool, aber natürlich auch über ein Restaurant und für Selbstversorger über einen kleinen Supermarkt.

Umgebung bietet Weinberge und Olivenhaine

Die Uferpromenade mündet in Bardolinos Stadtteile, zum Beispiel in das – Richtung Lazise – drei Kilometer entfernt liegende Cisano. Hier gibt es ein Olivenmuseum und die Kirche Santa Maria Maggiore aus dem 12. Jahrhundert mit gut erhaltenen Schmuckplatten in lombardischem Stil zu besichtigen. Wer die Wanderwege weiterläuft, der gelangt nach Lazise bzw. nach Garda.

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Florian Sanktjohanser
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Wer automobil ist, dem ist landeinwärts die Hügellandschaft rund um Bardolino zu empfehlen, geprägt von Olivenhainen und Weinbergen. Fast alle der Ölmühlen und Weingüter, darunter einige der ältesten der Region, bieten Öl- bzw. Weinproben an oder haben kleine Ausstellungen eingerichtet, in denen sie spürbar stolz über Entwicklung und Herstellung ihrer Produkte informieren.

Im Herbst wiederum, wenn die Reben abgeerntet sind, bieten die Weingüter eine Traubenkur an – nein, kein Witz. Diese traditionsreiche Prozedur soll Verdauung und Stoffwechsel anregen sowie Linderung von Leiden wie Arthrose, Gicht und Rheuma bringen. Und wenn es nicht klappt, bleibt ja immer noch eine ganz andere Form der „Traubenkur“: ein Bardolino im Glas.

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