Es ist das erste Frühstück der Saison auf der Terrasse. Naja, eigentlich müsste man wohl eher Spätstück sagen. An diesem Wochenende lassen wir es uns gut gehen: Erstmal ausschlafen, dann macht es sich die ganze Familie unter dem Sonnenschirm gemütlich. Mit großen Tassen voller duftendem Kaffee oder Kakao, frischen Brötchen, gekochten Eiern und einem Früchteteller.
Doch was am Ende übrig bleibt, sind ganz schön viele Abfälle. Einiges davon ist allerdings viel zu schade für die Tonne. Stattdessen lässt sich von so manchem Frühstücksrest Dünger herstellen. Das hat mir unlängst Gärtnerin Andrea Goldsche aus dem pfälzischen Hassloch verraten. „Einen Versuch ist es wert“, denke ich beim Tischabräumen und mache mich nun an die Produktion von Pflanzennahrung.
Zuerst nehme ich mir den Kaffeesatz vor. Den gebe ich vorsichtig auf einen Teller und drücke ihn mit einer Gabel leicht auseinander, um ihn möglichst gut zu verteilen. Den Teller stelle ich dann aufs Fensterbrett in die Sonne. „Schließlich ist es wichtig, dass der Kaffeesatz gut trocknet, damit er nicht schimmelt“, erinnere ich mich an die Worte von Andrea Goldsche.
Nach einigen Tagen ist es soweit. Der Kaffeesatz fühlt sich trocken und locker an. Nun kann ich ihn an Pflanzen ausbringen, die eher sauren Boden mögen. Hortensien, Rhododendren oder Heidelbeeren zum Beispiel. Im Garten muss mein selbst gemachter Kaffee-Dünger zu guter Letzt ein wenig in den Boden eingearbeitet werden. So können seine Inhaltsstoffe Kalium, Phosphor und Stickstoff besser wirken.
„Bananenschalen sind doch ein prima Rosendünger“, schießt es mir gerade noch rechtzeitig durch den Kopf. Fast wären die Schalen im Kücheneimer gelandet. Jetzt aber schneide ich sie klein, um die in ihnen enthalten Mineralien wie Kalium, Calcium und Magnesium nutzbar zu machen. Für Blühstauden etwa, die den Bananen-Dünger mögen. In ihren Wurzelbereich müssen die Schalen in die Erde eingearbeitet werden. Je kleiner sie sind, desto schneller verrotten sie dort. Allerdings sollte man nur die Reste von Bio-Bananen verwenden, damit man sich keine unnötigen Rückstände – etwa von Pflanzenschutzmitteln – in den eigenen Garten holt.
„Bananenschalen lassen sich übrigens auch nutzen, um düngendes Gießwasser für Zimmerpflanzen herzustellen“, weiß Fachfrau Andrea Goldsche.
Dafür werden die gelben Schalen ebenfalls in kleine Stücke geschnittenen und in die Gießkanne gegeben. Nach etwa zwölf Stunden Ziehen im Wasser ist der „Flüssigdünger“ fertig.
Und dann fällt mein Blick auf die letzten Eierschalen vom Frühstück. Diese können als Calciumlieferant dienen. Dafür mache ich sie gründlich sauber und trockne sie im Backofen. Anschließend zerbrösele ich die Eierschalen mit den Fingern und zerkleinere sie danach mit einem Mörser zu einer Art Mehl. Pflanzen, die einen eher basischen Boden brauchen, mögen diesen Dünger. Mediterrane Kräuter etwa wie Thymian, Salbei und Lavendel oder auch viele Steingartenpflanzen.
Eines muss Hobbygärtnern allerdings bewusst sein: Die selbst gemachten Dünger vom Frühstückstisch sind quasi nicht mehr als eine kleine hilfreiche Zusatzmahlzeit für Pflanzen. Eine ordentliche Portion organischen Düngers als Grunddüngung können sie nicht ersetzen. Dennoch bleibt das gute Gefühl, die Reste unseres Spätstücks sinnvoll verwendet zu haben. Na, dann kann ich es mir ja wieder unter dem Sonnenschirm gemütlich machen.
Die Autorin
Daniela Hoffmann ist seit 2001 Redakteurin beim Mannheimer Morgen und lebt in der Pfalz auf einem ehemaligen Winzer-hof. Dort ist Gärtnern zu ihrem Hobby geworden. Von Pflanz-Experimenten, Begegnungen mit Profi-Gärtnern, Floristen, Landwirten und Naturschützern erzählt sie in ihrer Kolumne. Mehr auf www.mannheimer-morgen.de/garten-blog
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/leben/geniessen_artikel,-restaurant-bars-und-essen-duenger-aus-fruehstuecksresten-_arid,1946479.html