Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Filmtage des Mittelmeeres erneut vom angestammten Januar-Termin in den Sommer verschoben. Und auch die 36. Ausgabe des Festivals, dessen ambitionierte Filmauswahl sich auf Anrainerstaaten des Mittelmeeres konzentriert, findet hybrid statt. Zwischen Mittwoch, 13., und 24. Juli werden die insgesamt 23 Spiel- und Dokumentarfilme nicht nur im Heidelberger Karlstorkino zu sehen sein, sondern die meisten auch über die Onlineplattform festhomeTV. Zudem wird ein Teil des Programms als Open Air im Garten des Völkerkundemuseums gezeigt. Im Rahmenprogramm spielt das Duo Cantuscanti auf der Sommerbühne des Karlstorbahnhofes sizilianische Musik.
Wie immer werden die Filme, von denen fast alle Heidelberger Erstaufführungen sind und zu denen teilweise wieder Filmschaffende erwartet werden, in der jeweiligen Originalsprache mit deutschen oder englischen Untertiteln präsentiert. Schließlich möchten die Veranstalter vom Montpellier-Haus und vom Heidelberger Medienforum dem Publikum die Möglichkeit bieten, die „Unterschiedlichkeit der Kulturen kennenzulernen und Neugierde auf das Andere zu wecken“.
Und so werden in den länderübergreifenden Koproduktionen nicht nur familiäre Konflikte sowie individuelle Entwicklungs- und Beziehungsgeschichten erzählt, sondern auch die Flucht aus beengenden Verhältnissen und die Kämpfe für ein selbstbestimmtes Leben thematisiert. Viele Filme sind im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne angesiedelt. Ein besonders schönes und eindrucksvolles Beispiel für die identitätsstiftende Kraft traditioneller Arbeit und den Zusammenhalt innerhalb einer Großfamilie vermittelt Carla Simóns Ensemblefilm „Alcarràs - Die letzte Ernte“. Die vielstimmige, äußerst sinnliche und wirklichkeitssatte Erzählung, die bei der Berlinale prämiert wurde, führt auf eine Pfirsichplantage im titelgebenden katalanischen Dorf, wo Familie Solé für den Erhalt der Lebensgrundlage kämpft.
Auch der Fischer Jesmark Scicluna aus dem maltesischen Eröffnungsfilm „Luzzu“, dessen Titel die kleinen, bunten Fischerboote bezeichnet, streitet für seine gefährdete Arbeit und für die Zukunft seiner Familie. „Ohne Boot kommst du vom Weg ab“, heißt es einmal dazu. Alex Camilleris sehr authentische und glaubwürdige Low-Budget-Produktion, die mit echten Fischern an Originalschauplätzen entstand, steht unverkennbar in der Tradition des italienischen Neorealismus.
Aus Italien stammen auch zwei weitere Höhepunkte des Programms: Michelangelo Frammartinos „Il buco“, beim Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg ausgezeichnet, sowie der an Kriegsschauplätzen gedrehte Film „Notturno“ des Dokumentarfilmers Gianfranco Rosi. Außerdem werden im Anschluss an das Festival Klassiker von Antonioni und Fellini im Karlstorkino laufen. Der Gewinner des Publikumspreises ist noch einmal am 29. Juli zu sehen.
www.filmtage-mittelmeer.de; www.karlstorkino.de.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/leben/erleben_artikel,-erleben-in-heidelberg-beginnen-am-mittwoch-filmtage-des-mittelmeers-_arid,1971783.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.karlstorkino.de