FN-Interview

Wenn aus „In the Ghetto“ schließlich „In The Netto“ wird

Hanke Blendermann von „Reis Against The Spülmaschine“ sprach mit unserer Zeitung über die neue CD und die Tour.

Von 
Harald Fingerhut
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Don Filippo (Philipp Kasburg mit Gitarre) und Onkel Hanke (Hanke Blendermann) sind „Reis Against The Spülmaschine“. © Reis against Spülmaschine

Würzburg. Der Name lässt es bereits vermuten: „Reis Against The Spülmachine“ sind ein preisgekröntes Musik-Comedy-Duo aus Buxtehude und Oldenburg. Sie sind seit geraumer Zeit auf den Kleinkunst-Bühnen der Republik unterwegs und sorgen mit ihren Parodien berühmter Songs für Lachsalven im Publikum. Nun bringen Don Filippo (Philipp Kasburg) und Onkel Hanke (Hanke Blendermann) ihren akustischen Wahnsinn auf Platte. Das Werk heißt „Tourlaub“ – ein Debüt und gleichzeitig ein Greatest-Hits-Festival.

18 Songs bilden einen Querschnitt durch das bisherige Schaffen – mit Tiefgang, Klamauk und einem sehr gesunden Verhältnis zur Realität. Aus „In The Ghetto“ von Elvis wird dann „In The Netto“. Wer „Biernot an der Theke“ mitsingt, denkt nie wieder an Twisted Sister. Und wer hätte gedacht, dass Tim Bendzko einfach nur den „Wels retten“ wollte? Bei „What a Day for a Daydrink“ kommt nicht nur eine gestimmte Bierflöte (aka Bierflaschen-Solo) zum Einsatz – sondern auch ein geschnalztes Steptanzsolo. Am Mittwoch, 15. Oktober, um 20 Uhr geben „Reis against the Spülmaschine“ ein Gastspiel im Würzburger Kulturkeller Z87. Im Vorfeld stand Hanke Blendermann den Fränkischen Nachrichten für ein Gespräch zur Verfügung.

Hallo Herr Blendermann, wo erreiche ich Sie gerade?

Hanke Blendermann: Ich stehe gerade im Stau und bin unterwegs von der Schule zu einem Auftritt.

Sie arbeiten immer noch als Lehrer?

Blendermann: Ja natürlich. Das macht mir Spaß. Ich habe das Glück, an einer Schule zu unterrichten, die nicht alles nach der herkömmlichen Lernmethode macht. Hinzu kommt, dass wir ein tolles Lehrerkollegium und auch motivierte Schüler haben. Deshalb fühle ich mich in meinem Beruf als Lehrer sehr wohl. Auch ist es der richtige Ausgleich zu meinem künstlerischen Leben und erdet mich auch immer wieder. Allerdings habe ich nur ein 80-Prozent-Deputat, damit ich auch mit „Reis against the Spülmaschine“ am Wochenende unterwegs sein kann. So ist das Touren für mich immer auch ein Stück Urlaub. Ich freue mich jedes Mal, wenn wir wieder starten, um quer durch die Republik live zu spielen und mit den Zuschauern einen netten Abend zu verbringen.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Lieder aus, die Sie parodieren?

Blendermann: Für uns ist das, was wir machen, keine Parodie. Vielmehr sehen wir es eher als Hommage an die Originalkünstler. Denn das erste und wichtigste Kriterium ist, dass die Songs uns gefallen, wir selbst darauf abfahren. Und wenn einer von uns beiden einen Song vorschlägt, muss auch der andere vom Lied begeistert sein, bevor wir in die Bearbeitung einsteigen. Wenn wir unseren eigenen Text dazu kreiert haben, muss er auch uns beiden gefallen. Und ganz wichtig: Das Ergebnis präsentieren wir dann live. Und nur wenn die Reaktionen positiv sind, wird er ins Repertoire aufgenommen.

Wie muss man sich den Arbeitsprozess vorstellen? Einer hat eine Idee und verwirklicht sie oder machen Sie es gemeinsam? Und wie lange brauchen Sie, um einen Text zu verfassen?

Blendermann: Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal ist der Text im Handumdrehen da. Da geht das ganz fix. Aber es kommt auch vor, dass einer eine Idee hat und nicht weiter kommt. Dann hilft der andere natürlich oder übernimmt. Als Beispiel: Wir wollten was zum Thema Fisch machen. Aber so richtig wollte es nicht vorwärtsgehen. Erst als jemand auf die Idee Karpfen kam, zündete es richtig. Wir haben mittlerweile eine Datei angelegt, in der wir alle Einfälle sammeln. Wir beide schauen immer mal wieder rein und mit der Zeit haben wir vieles davon schon umgesetzt. Und der Vorteil ist, es geht nichts verloren. Wir haben so ein besonderes Füllhorn an Ideen geschaffen.

Reizt es Sie nicht, eigene Songs und Texte zu komponieren und mit eigenem Material aufzutreten?

Blendermann: Wir kommen ja beide aus der Liedermacher-Szene und haben auch eigene Lieder geschrieben. Aber wir haben mit unseren Song-Parodien eine Nische gefunden, in der wir uns nicht nur wohlfühlen und gut sind, sondern auch vom Publikum dafür gefeiert werden. Deshalb fühlt es sich für uns gut und richtig an so, wie es gerade ist.

Da Sie Lehrer sind, bietet sich die Frage natürlich an: Gibt es ein Lied das pädagogisch besonders wertvoll ist?

Blendermann: In der Tat ist es „In the Netto“ mit seinem, bei allem Klamauk, auch sozialkritischem Ton. Es gibt sogar eine Klasse an einer Schule im Norden der Bundesrepublik, die den Text im Unterricht aufgearbeitet, ja richtiggehend seziert und darüber im Sozialkundeunterricht gesprochen hat. Dazu haben sie auch noch eigene Texte verfasst. Schließlich haben sie uns zu sich an die Schule eingeladen, und wir haben gemeinsam über unseren Text gesprochen und auch ihre Texte gemeinsam gesungen. Das war eine tolle Sache.

Auf ihrer Tour und auch beim Auftritt in Würzburg werden die Songs der CD sicherlich im Mittelpunkt stehen?

Blendermann: Natürlich werden etliche Stücke den Weg auf die Bühne finden, aber nicht nur. Wir haben auch genügend Songs dabei, die es nicht auf die CD geschafft haben. Und wir werden etwas ganz Spezielles bieten. In der Pause können die Zuschauer und Zuschauerinnen per Handy abstimmen, welch Songs sie im zweiten Teil hören wollen. Per Powerpoint werfen wir die Songtexte auf eine Leinwand, so dass jeder mitsingen kann. Zusammen mit diesem Chor werden die Songs in einem ganz neuen Gewand erscheinen. Und damit nicht genug: Die Leute können sich auch für einen Karaoke-Auftritt bewerben. Wer singen will, kann gerne auf die Bühne kommen und loslegen. Das wird ein ganz besonderer Spaß, sind wir überzeugt.

Redaktion Stellvertretender Deskchef

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